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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erst letzte Woche.«
    Stille dehnte sich aus. Das einzige Geräusch war das Brummen der
    Zylinder im Zimmer.
    Dann fügte Kehrer hinzu: »Du musst doch daran gedacht haben.«
    »Warum? Den größten Teil meiner Zeit in dieser Zeit habe ich damit
    verbracht, zusammengeschlagen zu werden, bewusstlos zu sein oder zu
    versuchen, nach Hause zurückzukehren! Du meinst, ich bin irgendwo
    dort draußen?«
    »Oh, ja. Gestern Abend hast du die Situation für deine Gruppe
    gerettet und deine Armbrust auf einen gefährlichen Schurken gerichtet,
    der den Feldwebel angriff.«
    Die Stille dehnte sich noch weiter und füllte das Universum.
    Schließlich sagte Mumm: »Nein. Ausgeschlossen. So etwas ist nie
    geschehen. Ich würde mich daran erinnern. Und ich erinnere mich an
    viele Dinge aus den ersten Wochen meines Dienstes.«
    »Interessant«, erwiderte Kehrer. »Aber steht nicht geschrieben ›Es
    geschieht viel, von dem wir nichts erfahren‹? Herr Mumm, du brauchst
    jetzt ein wenig Erbauung im Garten der Innenstadtruhe.«

    Es war tatsächlich ein Garten, und er ähnelte den Gärten, die man in
    Gegenden wie der Tonstraße vorfand. Der graue Boden bestand zum
    größten Teil aus dem Staub alter Ziegel, älterem Katzendreck und halb
    verfaultem Unrat. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein
    Abort mit drei Löchern. Er war dicht neben dem Tor zur Gasse
    installiert, sodass die Abholer des Abtrittsdüngers nicht weit zu gehen
    brauchten.
    Daneben stand ein kleiner Steinzylinder und drehte sich langsam.
    Der Garten bekam nur wenig Licht. Solche Gärten bekamen nie
    genug davon. Sie erhielten nur Licht aus zweiter Hand, Licht, das zuerst
    den reicheren Leuten in den höheren Gebäuden diente. Manchmal
    wurden in den Gärten Tauben, Kaninchen oder Schweine gehalten.
    Gelegentlich versuchte sogar jemand, Gemüse anzupflanzen, obwohl er
    es eigentlich besser wissen sol te. In solchen Gärten konnten nur
    magische Bohnen den echten Sonnenschein erreichen.
    In diesem hatte sich trotzdem jemand Mühe gegeben. Kies
    unterschiedlicher Größe bedeckte den größten Teil des Bodens und war
    zu Wirbeln und Bögen geharkt worden. Hier und dort lag ein einzelner
    größerer Stein, hinter dessen Positionierung vermutlich tiefsinnige
    Gedanken standen.
    Mumm blickte über den Steingarten hinweg und suchte verzweifelt
    nach etwas, das seine Aufmerksamkeit verdiente.
    Er glaubte zu wissen, was der Gestalter beabsichtigt hatte, doch
    unglücklicherweise blieb es bei den guten Absichten. Immerhin war dies
    Ankh-Morpork. Der Mül erreichte jeden Ort. Man wurde ihn vor al em
    dadurch los, dass man ihn über eine Mauer warf. Früher oder später
    würde ihn jemand weiterverkaufen oder sogar essen.
    Ein junger Mönch harkte den Kies mit großer Sorgfalt. Er verneigte
    sich respektvoll, als Kehrer näher trat.
    Der kahlköpfige Alte nahm auf einer steinernen Bank Platz.
    »Sei so gut und hol uns zwei Tassen Tee, Junge«, sagte er. »Einer grün
    mit Jak-Butter. Orange für Herrn Mumm, in einer kleinen Kanne
    gekocht, mit zwei Würfeln Zucker und der Milch von gestern, nicht
    wahr?«
    »So mag ich ihn am liebsten«, murmelte Mumm und setzte sich.
    Kehrer atmete tief durch. »Und ich lege gern Gärten an«, sagte er.
    »Das Leben sol te ein Garten sein.«
    Mumms Blick glitt erneut über den Kies. »Na schön«, brummte er.
    »Kies und Steine, ja, das sehe ich. Das mit dem Mül ist ein Jammer. Er
    taucht überall auf, was?«
    »Ja«, sagte Lu-Tze. »Er gehört zum Muster.«
    »Was? Die alte Zigarettenpackung?«
    »Natürlich«, sagte Kehrer. »Sie verkörpert das Element der Luft.«
    »Und der Katzendreck?«
    »Er erinnert uns daran, dass Disharmonie, wie eine Katze, jeden Ort
    erreicht.«
    »Und die Kohlblätter? Und das benutzte Keinesorge?«*

    * Benannt nach Willi Keinesorge. Ohne seine Experimente mit dünnem
    Gummi wäre die hohe Nachfrage nach Wohnraum in Ankh-Morpork noch
    höher.
    »Wir bringen uns in Gefahr, wenn wir die Rol e des Organischen in
    der totalen Harmonie vergessen. Was scheinbar zufällig im Muster
    erscheint, gehört zu einer höheren Struktur, die wir nur erahnen
    können. Dies ist eine sehr wichtige Tatsache und hat auch für dich
    Bedeutung.«
    »Und die Bierflasche?«
    Zum ersten Mal, seit Mumm dem Mönch begegnet war, runzelte
    dieser die Stirn.
    »Irgendein Blödmann wirft am Freitagabend auf dem Rückweg von
    der Taverne immer eine Bierflasche über die Mauer. Wenn es nicht
    verboten wäre, bekäme der Kerl eine

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