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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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blickte in die Ferne. Bei den Göttern.
    Den allerbesten. Niemand hat ihn jemals besser gemacht.
    »Das wäre… sehr nett von ihr«, brachte er hervor.
    »Oberfeldwebel«, sagte Sam nach einer Weile, »warum gehen wir
    durch die Morphische Straße? Sie gehört nicht zu unserer Runde.«
    »Ich habe die Runden getauscht«, erwiderte Mumm. »Ich will so viel
    wie möglich von der Stadt sehen.«
    »In der Morphischen Straße gibt es nicht viel zu sehen,
    Oberfeldwebel.«
    Mumm blickte in die Schatten. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Es ist
    erstaunlich, was man sieht, wenn man sich konzentriert.« Er zog Sani in
    einen Türeingang. »Nimm nur das Haus auf der anderen Straßenseite.
    Siehst du den Torbogen mit dem tieferen Schatten?«
    »Ja, Oberfeldwebel«, flüsterte Sam.
    »Warum gibt es dort einen tieferen Schatten, was meinst du?«
    »Keine Ahnung, Oberfeldwebel.«
    »Weil dort jemand steht, der schwarze Kleidung trägt. Wir gehen jetzt
    weiter durch die Straße und kehren brav zum Wachhaus zurück, weil
    dort unser Kakao kalt wird, verstanden?«
    »Ja, Oberfeldwebel.«
    Sie schlenderten weit genug durch die Straße, sodass das Geräusch
    ihrer Schritte auf natürliche Weise verklang.
    »So, und jetzt warten wir«, sagte Mumm.
    Eins musste man Sam lassen, fand er: Der Junge verstand es, still zu
    stehen. Er nahm sich vor, ihm zu zeigen, wie man so unauffäl ig wurde,
    dass einen niemand bemerkte, wenn man nicht direkt im Sonnenschein
    stand. Hatte Keel ihm das beigebracht? Ab einem gewissen Alter wurde
    das Gedächtnis tatsächlich unzuverlässig…
    Die Stadtuhren schlugen drei Viertel.
    »Wann beginnt die Ausgangssperre?«, flüsterte Mumm.
    »Um neun Uhr, Oberfeldwebel.«
    »Jetzt dürfte es fast so weit sein«, sagte Mumm.
    »Nein, Oberfeldwebel. Es ist erst Viertel vor neun.«
    »Nun, ich brauche einige Minuten, bis ich zurückkomme. Ich möchte,
    dass du hinter mir her schleichst und an der Ecke wartest. Wenn es
    beginnt, läufst du los und läutest deine Glocke.«
    »Wenn was beginnt, Oberfeldwebel? Oberfeldwebel?«
    Mumm ging geräuschlos durch die Straße. Er beschloss, Schnauzi mit
    einem Dol ar zu belohnen – die Stiefel waren wie Handschuhe für die
    Füße.
    Fackeln brannten an der Kreuzung und blendeten jeden, der in ihre
    Richtung sah. Auf leisen Sohlen schlich Mumm durch den
    Halbschatten am Rand des erhel ten Bereichs und schob sich an der
    Mauer entlang, bis er den Torbogen erreichte. Dort schwang er abrupt
    herum und rief:
    »Hab dich, Kumpel!«
    »––––––!«, sagte der Schatten.
    »Das ist eine Anstoß erregende Ausdrucksweise, und ich möchte
    nicht, dass mein junger Gefreiter so etwas hört!«
    Mumm hörte, wie sich Sam näherte und dabei seine Glocke läutete.
    »Neun Uhr, und es ist nicht al es gut!« Mit halbem Ohr nahm Mumm
    noch andere Geräusche wahr. Sie stammten von Türen, die hastig
    geschlossen wurden, und von Schritten, die sich rasch entfernten.
    »Du verdammter Narr!«, stieß die zappelnde, in Schwarz gekleidete
    Gestalt hervor. »Was erlaubst du dir?« Er versetzte Mumm einen Stoß,
    woraufhin der noch fester zugriff.
    »Das ist tätlicher Angriff auf einen Wächter«, sagte Mumm.
    »Ich gehöre ebenfal s zur Wache, du armer Irrer! Ich komme aus der
    Ankertaugasse.«
    »Wo ist deine Uniform?«
    »Wir tragen keine Uniform!«
    »Wo ist deine Dienstmarke?«
    »Wir haben keine Dienstmarke dabei!«
    »Dann lässt sich kaum einsehen, warum ich dich nicht für einen
    gemeinen Dieb halten sol te. Du hast das Haus da drüben
    ausbaldowert«, sagte Mumm und fühlte sich herrlich in der Rolle des
    großen, dummen, grässlich unerschütterlichen Polizisten. »Wir haben
    dich gesehen .«
    »Dort sol te ein Treffen gefährlicher Anarchisten stattfinden!«
    »Was für eine Art Religion ist das?« Mumm klopfte den Gürtel des
    Mannes ab. »Was haben wir denn hier? Einen sehr scheußlichen Dolch.
    Siehst du das hier, Gefreiter Mumm? Eine Waffe, kein Zweifel! Das ist
    gegen das Gesetz. Nach Einbruch der Dunkelheit getragen, das ist noch
    mehr gegen das Gesetz! Außerdem ist es eine verborgene Waffe!«
    »Was sol das heißen, verborgen?«, heulte der sich hin und her
    windende Gefangene. »Sie steckte in der verfluchten Scheide!«
    »Hast sie wohl auch noch verfluchen lassen? Damit der Dolch besser
    wirkt, wie?«, fragte Mumm. Er schob die Hand in die Jackentasche des
    Mannes. »Und… was ist das hier? Eine kleine, schwarze Samtrolle mit,
    wenn ich mich nicht irre, einem kompletten

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