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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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selbstsicher zu
    schlendern. Ihr Schlendern wurde weniger lässig und vor allem weniger
    selbstsicher, als sie die Unaussprechlichen musterten.
    Die verzweifelt läutende Glocke. Dieses Signal hatten sie immer benutzt. Al e Polizisten, die es hörten, eilten herbei, denn es bedeutete: Wächter in Not.
    Natürlich würden ihm die anderen nicht unbedingt helfen, wenn sie den Gegner für überlegen hielten. Immerhin war dies die alte Nachtwache. Aber wenigstens konnten sie ihn aus dem Fluss holen oder losschneiden und für eine anständige Bestattung sorgen.
    Es klapperte, und der Gefangenenwagen holperte um die Ecke, Fred
    Colon an den Zügeln und Gefreiter Keule hinter ihm. Mumm hörte die
    Rufe.
    »Was ist los, Bill?«
    »Es sind Keel und Mummi«, erwiderte Wiggel. »Beeilt euch!« Mumm
    versuchte, Carcers Blick zu meiden und so zu tun, als wäre überhaupt
    nichts geschehen, als wäre die Welt nicht plötzlich aufgeplatzt, um den
    kalten Wind der Unendlichkeit hereinzulassen. Aber Carcer war klug.
    Er sah erst Mumm an und dann Sam.
    »Mummi?«, wiederholte er. »Heißt du zufäl igerweise Sam Mumm,
    Junge?«
    »Ich sage überhaupt nichts «, erwiderte Gefreiter Mumm beherzt.
    »So, so«, sagte Carcer fröhlich. »Na, das ist ja eine schöne Bescherung.
    Etwas, das einem zu denken gibt, und ob, haha.«
    Es knarrte, als der Gefangenenwagen stehen blieb. Carcer sah zu dem
    runden, blassen Gesicht von Korporal Colon auf.
    »Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten, Korporal«, sagte
    Carcer. »Fahr weiter, na los !«
    Colon schluckte. Mumm sah, wie sich sein Adamsapfel so bewegte,
    als wol te er sich verstecken.
    »Äh… wir haben das Läuten gehört«, sagte er.
    »Wir waren nur ein bisschen ausgelassen«, meinte Carcer. »Es gibt
    nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Wir sind doch alle
    Polizisten. Ich möchte nicht, dass es irgendwelche Probleme gibt. Hier
    liegt nur ein kleines Missverständnis vor, das ist alles. Oberfeldwebel
    Keel wol te mir gerade meinen Freund übergeben. Und nichts für
    ungut! Du bist nur zufäl ig in einen Einsatz von uns geraten. Am besten
    sprechen wir nicht mehr darüber. Überlass mir den Mann, und wir sind
    quitt.«
    Alle Blicke richteten sich auf Mumm.
    Es wäre vernünftig gewesen, den Mann tatsächlich zu übergeben. Das
    wusste er. Viel eicht wäre Carcer dann wirklich fortgegangen, und
    Mumm wol te unter al en Umständen vermeiden, dass er dem jungen
    Sam noch näher kam.
    Aber selbst wenn Carcer ging – er würde zurückkehren. Leute wie
    Carcer kehrten immer zurück, besonders wenn sie glaubten, eine
    Schwäche entdeckt zu haben.
    Und das war noch nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war: Er,
    Mumm, hatte den Lauf der Ereignisse verändert.
    Es hatte eine »Verschwörung der Morphischen Straße« gegeben. Und
    es hatte dort eine Razzia der Unaussprechlichen gegeben. Viele hatten
    den Tod gefunden, aber einige waren entkommen. Es folgten einige
    Tage mit schrecklichem Durcheinander, und dann…
    Aber Sam Mumm war in jener Nacht nicht einmal in der Nähe der
    Morphischen Straße gewesen. Keel hatte ihn das Klinkenputzen auf der
    anderen Seite der Schatten gelehrt.
    Aber du wol test schlau sein, Herzog. Du wolltest jemandem einen
    Knüppel zwischen die Beine werfen und den einen oder anderen
    verdreschen.
    Und jetzt ist auch Carcer mit dabei, und du bist außerhalb der
    Geschichtsbücher unterwegs, ohne eine Karte…
    Carcer zeigte noch immer sein fröhliches Lächeln, und derzeit war es
    Mumms größter Wunsch, diesem Lächeln ein Ende zu setzen.
    »Ich würde dir deinen Wunsch gern erfül en, Chef «, sagte er. »Ja, das würde ich gern. Aber ich habe diesen Burschen verhaftet, deshalb muss
    ich ihn zur Wache bringen und den Papierkram erledigen. Viel eicht
    kann er uns bei den Ermittlungen in einigen noch ungelösten Fäl en
    helfen.«
    »Zum Beispiel?«, fragte Carcer.
    »Keine Ahnung«, sagte Mumm. »Kommt darauf an, was wir haben.
    Wir bringen ihn in einer Zel e unter, geben ihm eine Tasse Tee,
    plaudern mit ihm über dies und das… Du weißt ja, wie das ist. Nach einer Tasse Tee kann ein Mann recht gesprächig werden. Oder nach
    einem kohlensäurehaltigen Getränk seiner Wahl.«
    Ein Kichern kam von den anwesenden Angehörigen der Nachtwache.
    Mumm hoffte, dass niemand von ihnen wusste, was die letzten Worte
    bedeuteten.
    Carcers Lächeln löste sich auf. »Ich habe gesagt, dass er einer meiner
    Männer ist, der im Einsatz war, und ich bin Feldwebel«,

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