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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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verlangte von euch, auf Leute zu schießen, die uns überhaupt nichts getan haben«, sagte Mumm und trat vor. »Wahnsinn ist die einzige Erklärung dafür, meinst du nicht?«
    »Die Leute
werfen
mit Steinen, Oberfeldwebel«, sagte Colon.
    »Na und? Bleib außer Reichweite. Bestimmt haben sie’s eher satt als wir.«
    Tatsächlich kamen keine Wurfgeschosse mehr von der Barrikade – selbst in Krisenzeiten hielten die Bewohner von Ankh-Morpork inne, um interessantes Straßentheater zu beobachten. Mumm ging zurück und blieb unterwegs kurz stehen, um Rusts verbeultes Sprachrohr aufzuheben.
    Als er sich näherte, sah er Gesichter durch kleine Lücken in der Barrikade. Er wusste, dass die Unnaussprechlichen irgendwo provozierten und stimulierten. Mit ein wenig Glück kümmerten sie sich nicht um die Ereignisse im Fischbeinweg.
    Die Verteidiger flüsterten miteinander. In ihren Gesichtern sah Mumm etwas, das er kannte und aus seiner eigenen Miene zu verbannen versuchte. So sahen Leute aus, die plötzlich den vertrauten Boden unter den Füßen verloren hatten und jetzt versuchten, auf Treibsand zu steppen.
    Mumm warf das dumme, wichtigtuerische Sprachrohr weg und wölbte die Hände vor dem Mund.
    »Einige von euch kennen mich!«, rief er. »Ich bin Oberfeldwebel Keel und führe derzeit das Kommando über das Wachhaus in der Sirupminenstraße! Ich befehle euch, die Barrikade zu beseitigen…«
    Höhnische Stimmen erklangen, und einige schlecht gezielte Wurfgeschosse flogen. Mumm rührte sich nicht von der Stelle und wartete, bis wieder Ruhe einkehrte. Dann hob er erneut beschwichtigend die Hände.
    »Ich wiederhole, ich befehle euch, die Barrikade zu beseitigen.« Er holte tief Luft und fuhr fort: »Und sie auf der anderen Seite an der Ecke Ankertaugasse neu zu errichten! Und eine weitere an der Glatten Gasse! Und baut eine richtige! Meine Güte, man legt nicht einfach irgendwelche Dinge aufeinander. Eine Barrikade muss
konstruiert
werden! Wer hat hier das Sagen?«
    Laute der Verwunderung ertönten hinter den diversen Möbelstücken, und eine Stimme rief: »Du?« Nervöses Gelächter folgte.
    »Sehr komisch! Dann lacht auch hierüber, wenn euch danach zumute ist! Bisher ist niemand an uns interessiert! Dies ist ein ruhiger Teil der Stadt! Aber wenn’s wirklich schlimm kommt, habt ihr plötzlich die Kavallerie im Rücken! Mit Säbeln! Wie lange könnt ihr dann durchhalten? Aber wenn ihr das hiesige Ende der Sirupminenstraße und der Glatten Gasse abriegelt, bleiben den Kavalleristen nur noch schmale Gassen übrig, und das dürfte ihnen nicht gefallen! Wir würden euch gern beschützen, aber meine Männer und ich werden hinter den Barrikaden
dort drüben
sein…«
    Er drehte sich um und kehrte zu den wartenden Wächtern zurück.
    »Also gut, Jungs«, sagte er. »Ihr habt es gehört. Sprung und Humpel, ihr bringt den Gefangenenwagen zur Brücke und kippt ihn dort um. Keule, Nimmernich und Fred – geht los und besorgt einige Karren. Ihr seid hier aufgewachsen; behauptet also nicht, ihr hättet so etwas noch nie zuvor getan. Blockiert mit einigen von ihnen die Straßen hier unten. Schiebt die anderen in Gassen, bis sie festsitzen. Ihr kennt euch hier aus. Riegelt alle Zugänge ab.«
    Colon rieb sich die Nase. »Auf der Flussseite lässt sich das machen, Oberfeldwebel, aber nicht auf der Seite der Schatten. Dort wimmelt es von Gassen, und sie lassen sich nicht alle blockieren.«
    »Ich glaube, da brauchen wir uns keine Sorgen zu machen«, sagte Mumm. »Von der Seite wird keine Kavallerie vorrücken. Wisst ihr, wie man ein Pferd in den Schatten nennt?«
    Colon grinste. »Ja, Oberfeldwebel. Mittagessen.«
    »Genau. Und ihr anderen… Holt alle Sitzbänke und Tische aus dem Wachhaus…«
    Er begriff plötzlich, dass sich kein einziger Wächter bewegt hatte. Ein gewisses… Problem hing in der Luft.
    »Nun?«
    Billy Wiggel nahm den Helm ab und wischte sich Schweiß von der Stirn. »Äh… wie weit geht diese Sache, Oberfeldwebel?«
    »Die ganze Strecke, Billy.«
    »Aber wir haben den Eid geleistet, Oberfeldwebel, und jetzt verweigern wir den Befehl und helfen Rebellen. Das scheint nicht richtig zu sein, Oberfeldwebel«, brachte Wiggel unglücklich hervor.
    »Du hast geschworen, das Gesetz zu wahren und Bürger zu verteidigen, ohne Furcht oder persönliche Gunst«, sagte Mumm. »Außerdem sieht der Eid vor, Unschuldige zu beschützen. Offenbar hat man dies für wichtig gehalten. Von anderen Dingen ist nicht die Rede. Nirgends wird

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