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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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braucht ein Narr?«
    »Wir können nicht einfach…«, begann Lord Venturi, aber Madame sagte: »Charles sorgt bestimmt dafür, dass Seiner Lordschaft nichts zustößt.« Sie nahm seinen Arm. »Immerhin hat er sein Schwert…«
    Einige Minuten später sah Madame aus dem Fenster und beobachtete, wie die Soldaten das Palastgelände ohne großes Aufhebens verließen.
    Nachdem sie eine Weile Ausschau gehalten hatte, bemerkte sie auch, dass der im Flur patrouillierende Wächter verschwunden zu sein schien.
     
    Es gab Regeln. Wenn eine Assassinengilde existierte, brauchte man Regeln, die alle kannten und immer befolgten. 10
    Ein Assassine, ein wahrer Assassine, musste wie ein Assassine aussehen: schwarze Kleidung, Kapuze, Stiefel und so weiter. Wenn sie jede beliebige Kleidung tragen und sich tarnen durften… Was blieb einem dann anderes übrig, als den ganzen Tag in einem kleinen Zimmer zu sitzen, mit einer schussbereiten Armbrust, die auf die Tür gerichtet war?
    Und Assassinen durften niemanden töten, der sich nicht verteidigen konnte. (Obwohl ein Mann, der mehr als zehntausend Ankh-Morpork-Dollar im Jahr verdiente, automatisch als jemand galt, der sich verteidigen konnte oder zumindest in der Lage war, jemanden in seine Dienste zu nehmen, der ihn verteidigte.) Und dann mussten sie dem Ziel eine Chance geben.
    Aber einigen Leuten war einfach nicht zu helfen. Viele Herrscher der Stadt waren von den Männern in Schwarz inhumiert worden, weil sie eine Chance nicht als solche erkannten, weil sie nicht wussten, wann sie zu weit gingen, weil sie sich nicht darum scherten, wie viele Feinde sie sich machten, weil sie gewisse Hinweise nicht zu deuten vermochten und weil sie nicht wussten, wann man besser gehen sollte, nachdem man eine bescheidene, akzeptable Summe veruntreut hatte. Sie begriffen nicht, wann die Maschine anhielt, wann die Welt für eine Veränderung reif war, wann es Zeit wurde, der Familie mehr Zeit zu widmen, um zu vermeiden, die Zeit bei den Vorfahren zu verbringen.
    Natürlich inhumierte die Gilde einen Patrizier nicht für sich selbst. Das verbot eine Regel. Ein entsprechender Assassine war einfach nur zur rechten Zeit am rechten Ort.
    In ferner Vergangenheit hatte es einmal eine Tradition gegeben, die »König der Bohne« genannt wurde. An einem bestimmten Tag im Jahr wurde allen Männern des Stammes eine besondere Mahlzeit serviert. Sie enthielt eine kleine hart gekochte Bohne, und wer auch immer diese bekam, wurde zum König (manchmal mit Zahnproblemen). Es war ein sehr preiswertes System, das gut funktionierte, vermutlich deshalb, weil die cleveren kahlköpfigen Männer, die sich um alles kümmerten, rechtzeitig nach geeigneten Kandidaten Ausschau hielten und sich ausgezeichnet darauf verstanden, eine hart gekochte Bohne in der hohlen Hand zu verbergen und sie in den richtigen Napf zu legen.
    Und während das Getreide reifte und der Stamm gedieh und der Boden fruchtbar war, ging es dem König gut. Aber wenn, zur gegebenen Zeit, die Ernte missriet, das Eis kam und das Vieh unerklärlicherweise ohne Nachkommen blieb… dann schärften die cleveren kahlköpfigen Männer ihre langen Messer, die
fast
nur dazu dienten, Mistelzweige zu schneiden.
    Und in der richtigen Nacht ging einer von ihnen in die Höhle und kochte eine kleine Bohne, bis sie hart wurde.
    Das war natürlich, bevor die Menschen zivilisiert wurden. Heutzutage musste niemand mehr Bohnen essen.
     
    Die Leute arbeiteten noch
immer
an der Barrikade. Das hatte sich zu einer Art allgemeinem Hobby entwickelt. Das Ganze lief auf kollektives Renovieren hinaus. Feuereimer tauchten auf, manche mit Wasser gefüllt, andere mit Sand. An einigen Stellen war die Barrikade undurchdringlicher als die Stadtmauer, wenn man berücksichtigte, wie oft Letztere geplündert worden war, um Baumaterial zu gewinnen.
    Gelegentlich erklangen Trommelschläge in der Stadt, und Geräusche deuteten auf Truppenbewegungen hin.
    »Oberfeldwebel?«
    Mumm sah nach unten. Ein Gesicht erschien am oberen Ende der Leiter, die zur Straße hinabführte.
    »Ah, Fräulein Battye. Ich wusste gar nicht, dass du bei uns bist.«
    »Ich wollte es gar nicht, aber plötzlich gab es diese große Barrikade…«
    Sie kletterte ganz nach oben, mit einem kleinen Eimer in der Hand.
    »Dr. Rasen lässt dir einen schönen Gruß ausrichten und fragt, wieso du noch niemanden zusammengeschlagen hast«, sagte sie und setzte den Eimer ab. »Er hat drei Tische geschrubbt, hält zwei Eimer mit heißem Pech

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