Die Nachtwächter
hervorholte und sich bückte. »Es wäre mir überhaupt nicht schwer gefallen, ihn ins Reich der Träume zu schicken.«
»Kopfverletzungen können tödlich sein, Gefreiter. Wir dienen dem öffentlichen Wohl.«
»Aber du hast ihn in die… Weichteile getreten, Oberfeldwebel!« Weil ich nicht wollte, dass du zu einem Ziel wirst, dachte Mumm und ließ die Handschellen zuschnappen. Und wenn du kein Ziel werden sollst, darfst du niemandem eins auf die Rübe geben. Du bleibst als dummer Kumpan im Hintergrund. So bleibst du vielleicht am Leben, und möglicherweise auch ich.
»Man muss nicht unbedingt so kämpfen, wie es der Gegner erwartet«, sagte er und griff nach dem Mann, um ihn sich auf die Schulter zu heben. »Ich könnte hier ein wenig Hilfe gebrauchen… Nach
oben
mit dir. In Ordnung, hab ihn. Geh voraus.«
»Zurück zum Wachhaus?«, fragte Sam. »Du
verhaftest
einen
Unaussprechlichen
?«
»Ja. Hoffentlich begegnen wir unterwegs einigen von unseren Jungs. Lass dir dies eine Lehre sein, Junge. Es gibt keine Regeln. Messern gegenüber nicht mehr. Wenn jemand ein Messer hervorholt, macht man ihn fertig, ohne ihn zu sehr zu verletzen, wenn das möglich ist. Will jemand mit dem Messer zustoßen, schlägst du ihm mit dem Stock auf den Arm. Greift jemand mit den Händen an, setzt du das Knie, den Stiefel oder den Helm ein. Es ist die Aufgabe eines Polizisten, den Frieden zu wahren. Er sorgt so schnell wie möglich dafür, dass es friedlich wird.«
»Ja, Herr. Aber es wird Probleme geben, Oberfeldwebel.«
»Eine ganz normale Verhaftung. Auch Polizisten müssen dem Gesetz gehorchen. Wenn es so etwas wie Gesetze gibt…«
Sie näherten sich dem Ende der Straße; dort standen einige Gestalten. Sie wirkten wie recht entschlossene Männer. Man erkannte es an ihrer Haltung, an der Art und Weise, wie sie auf der Straße standen. Aufblitzendes Metall gab einen weiteren Hinweis. Kleine Türen knarrten, als Blendlaternen geöffnet wurden.
Natürlich war der Mann nicht allein gewesen, schalt sich Mumm. Seine Aufgabe hatte darin bestanden, alles zu beobachten, bis die Versammlung komplett war – um dann den Haupttrupp zu holen.
Es müssen etwa ein Dutzend sein. Wir sitzen in der Quetsche 7 .
»Was machen wir jetzt, Oberfeldwebel?«, fragte Sam.
»Läute deine Glocke.«
»Aber sie haben uns gesehen!«
»Läute die verdammte Glocke, los! Und geh weiter! Und hör nicht auf zu läuten!«
Die Unaussprechlichen schwärmten aus, und während Mumm auf sie zustapfte, beobachtete er, wie sich mehrere Gestalten am Ende der Reihe hinter ihn schoben. Er wusste, wie es sich abspielen würde. Wie die Räuber in der Teekuchenstraße würden sie höfliche Worte sprechen und freundlich sein, während ihre Augen sagten: He, du weißt, dass unsere Kumpel hinter dir stehen, und wir wissen, dass du das weißt, und es ist lustig zu beobachten, wie du zu glauben versuchst, dies sei ein ganz normales Gespräch, obwohl dir klar sein muss, dass es dich gleich in die Nieren trifft. Wir fühlen deinen Schmerz, und er gefällt uns…
Er blieb stehen, sonst wäre er gegen jemanden gestoßen. Auf beiden Straßenseiten wurden Türen und Fenster geöffnet – die läutende Glocke hatte alle geweckt.
»‘nabend«, sagte Mumm.
»Guten Abend, Euer Gnaden«, erklang eine Stimme aus der Geschichte. »Wie schön, einen alten Freund wiederzusehen.«
Mumm stöhnte innerlich. Das Schlimmste, was passieren konnte, war gerade passiert. »Carcer?«
»Es heißt
Feldwebel
Carcer, besten Dank. Komisch, wie sich die Dinge manchmal entwickeln. Wie sich herausstellte, bin ich bestens zum Polizisten geeignet. Man gab mir einen neuen Anzug und ein Schwert, und ich bekomme fünfundzwanzig Dollar im Monat. Jungs, das ist der Mann, von dem ich euch erzählt habe.«
»Warum nennst du ihn ›Euer Gnaden‹, Chef?«, fragte einer der schattenhaften Männer.
Carcers Blick blieb auf Mumms Gesicht gerichtet. »Es ist ein kleiner Scherz. Dort, woher wir kommen, nannten ihn alle Herzog«, erklärte er. Mumm beobachtete, wie er in die Tasche griff und seine Hand kurz darauf mit einem Gegenstand zum Vorschein kam, der messingfarben glänzte. »Es war eine Art Spitzname, nicht wahr… Herzog? Der Junge soll endlich aufhören, die Glocke zu läuten.«
»Hör auf damit, Gefreiter«, brummte Mumm. Das Gebimmel hatte ohnehin seinen Zweck erfüllt und der Szene ein stilles Publikum gegeben. Was allerdings nicht bedeutete, dass es für Carcer einen Unterschied machte. Er hätte
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