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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bewusst auf eine Glocke. Der junge Sam hatte sich inzwischen eine leichtere besorgt, den Klöppel allerdings mit einem Staubtuch umhüllt – ganz nach Mumms ausdrücklichem Wunsch.
    »Rollt der Wagen heute Abend los, Oberfeldwebel?«, fragte Sam, als das Zwielicht der Nacht wich.
    »Ja. Colon und Keule brechen damit auf.«
    »Und sie bringen Leute zur Ankertaugasse?«
    »Nein«, sagte Mumm. »Ich habe sie angewiesen, alle zum Wachhaus zu bringen. Schnauzi wird ihnen jeweils einen halben Dollar abnehmen und ihre Namen aufschreiben. Vielleicht machen wir eine Verlosung.«
    »Wir könnten Schwierigkeiten bekommen, Oberfeldwebel.«
    »Die Ausgangssperre dient nur dazu, die Leute abzuschrecken. Sie bedeutet nicht viel.«
    »Meine Mutter meinte, dass alle eine Stimme in der Stadt haben, wenn Schnappüber erst Patrizier ist«, fuhr Sam fort.
    »Nicht so laut, Junge.«
    »Der Tag wird kommen, an dem sich die zornigen Massen erheben und von ihrem Jochen befreien, meint der Fischhändler«, sagte Sam.
    Würde ich wirklich für Schwung spionieren, wäre der Fischhändler so gut wie tot, dachte Mumm. Eine ziemliche Revolutionärin, unsere Mutter.
    Er fragte sich, ob es überhaupt möglich war, diesen jungen Narren die Grundlagen der Politik zu lehren. Das war schon immer der Traum. »Ich wünschte, ich hätte damals gewusst, was ich heute weiß.« Aber wenn man älter wurde, begriff man, dass man
heute
ein anderer war als
damals.
Das frühere Selbst war ein dummer Narr. Das frühere Selbst hatte ganz am Anfang des steinigen Weges gestanden, der zum heutigen Selbst führte, und ein Teil des Weges bestand darin, ein dummer Narr zu sein.
    Ein viel besserer Traum, der ruhigen Schlaf bescherte, war der, heute nicht zu wissen, was man damals nicht gewusst hatte.
    »Was macht dein Vater?«, fragte Mumm, als ob er es nicht wüsste.
    »Er starb vor langer Zeit, Oberfeldwebel«, antwortete Sam. »Als ich klein war. Er geriet unter einen Karren, als er die Straße überquerte, hat meine Mutter erzählt.«
    Und sie war auch eine meisterhafte Lügnerin.
    »Tut mir Leid, das zu hören«, sagte Mumm.
    »Äh, meine Mutter meint, du wärst abends zum Tee willkommen, wo du doch allein in der fremden Stadt bist, Oberfeldwebel.«
    »Möchtest du einen weiteren Rat von mir, Junge?«
    »Ja, Oberfeldwebel. Ich lerne viel.«
    »Gefreiten laden ihren Oberfeldwebel nicht zum Tee ein. Frag mich nicht nach dem Grund. Es ist eben so.«
    »Du kennst meine Mutter nicht, Oberfeldwebel.«
    Mumm hüstelte. »Mütter sind Mütter, Gefreiter. Sie sehen nicht gern Männer, die allein zurechtkommen. Sie fürchten, es könnte abfärben.«
    Außerdem weiß ich, dass sie seit zehn Jahren mit den Geringen Göttern zu tun hat. Eher würde ich die Hand auf den Tisch legen und Schwung den Hammer geben, als heute durch die Unbesonnenheitsstraße zu gehen.
    »Nun«, sagte Sam, »sie will Kummervollen Pudding für dich machen, Oberfeldwebel. Meine Mutter macht wirklich guten Kummervollen Pudding.«
    Den besten, dachte Mumm und blickte in die Ferne. Bei den Göttern. Den allerbesten. Niemand hat ihn jemals besser gemacht.
    »Das wäre… sehr nett von ihr«, brachte er hervor.
    »Oberfeldwebel«, sagte Sam nach einer Weile, »warum gehen wir durch die Morphische Straße? Sie gehört nicht zu unserer Runde.«
    »Ich habe die Runden getauscht«, erwiderte Mumm. »Ich will so viel wie möglich von der Stadt sehen.«
    »In der Morphischen Straße gibt es nicht viel zu sehen, Oberfeldwebel.«

Mumm blickte in die Schatten. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Es ist erstaunlich, was man sieht, wenn man sich konzentriert.« Er zog Sani in einen Türeingang. »Nimm nur das Haus auf der anderen Straßenseite. Siehst du den Torbogen mit dem tieferen Schatten?«
    »Ja, Oberfeldwebel«, flüsterte Sam.
    »Warum gibt es dort einen tieferen Schatten, was meinst du?«
    »Keine Ahnung, Oberfeldwebel.«
    »Weil dort jemand steht, der schwarze Kleidung trägt. Wir gehen jetzt weiter durch die Straße und kehren brav zum Wachhaus zurück, weil dort unser Kakao kalt wird, verstanden?«
    »Ja, Oberfeldwebel.«
    Sie schlenderten weit genug durch die Straße, sodass das Geräusch ihrer Schritte auf natürliche Weise verklang.
    »So, und jetzt warten wir«, sagte Mumm.
    Eins musste man Sam lassen, fand er: Der Junge verstand es, still zu stehen. Er nahm sich vor, ihm zu zeigen, wie man so unauffällig wurde, dass einen niemand bemerkte, wenn man nicht direkt im Sonnenschein stand. Hatte Keel ihm das

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