Die Nachtwanderin
Schönheitschirurg. Mimma war anders. Sie war auf natürliche Weise sehr hübsch und hatte Klasse. Man konnte sie nicht mit den sonstigen Eroberungen, seien sie nun erkauft, oder freiwillig bei Ardric gewesen, vergleichen. Und die Tatsache, dass Mimma in Ardrics Apartment lebte, schien ihm auch nicht einzuleuchten. Dann schloss sich die Trennscheibe.
Ardric hatte den verstohlenen Blick des Chauffeurs bemerkt und es gefiel ihm nicht. Er wusste, dass er wohl langsam Neugierde hegte.
"Skybar, das hört sich aber edel an", bemerkte Mimma.
"Keine Sorge, es wird dir gefallen und du wirst dich dort bestimmt wohl fühlen. Außerdem gibt es dort alles, wonach du verlangt hast", meinte Ardric. Mimma platzte vor Neugier und konnte es kaum noch erwarten. Der Chauffeur parkte die Limousine in unmittelbarer Nähe der Skybar und ließ Mimma und Ardric aussteigen. Ardric wies ihn an, dass er bleiben und warten sollte, bis sie wieder kamen, doch es war ihm gestattet in der näheren Umgebung etwas zu sich zu nehmen. Dann bot Ardric Mimma seinen Arm an, ganz wie in den alten Zeiten, und führte sie wie ein Gentleman zum Eingang der Skybar. Dort angekommen hielt er ihr sogar die Tür auf. Verwirrt sah der Chauffeur den beiden nach, bis sie aus seinem Blickfeld, im Inneren der Bar, entschwunden waren. Auch das war neu für ihn, denn sonst behandelte Ardric die Frauen, mit denen er sich abgab, als ob sie nur Gegenstände waren. Ware, die er aus einem bestimmten Grund erstanden hatte und auch nur für diesen einen Zweck nutzte.
Mimma sah sich verblüfft um. Ardric hatte nicht zu viel Versprochen. Es war eine nette, kleine Bar, die auf alt getrimmt wurde. Überall an den mit dunklen Holz verkleideten Wänden, hingen Schwarzweißfotos von alten Schauspielern und anderen berühmten Persönlichkeiten, die schon lange das Zeitliche gesegnet hatte.
"Guten Abend Mr. Donovan.
Es freut mich sie nach so langer Zeit, einmal wieder hier bei uns in der Skybar begrüßen zu dürfen", sagte einer der Barkeeper freundlich zu Ardric, der hinter dem Tresen stand und ein Glas polierte. Dann begrüßte er Mimma ebenfalls genauso freundlich und zuvorkommend. Ebenso freundlich wie der Barkeeper, entgegnete Ardric ihm seine Begrüßung.
"Guten Abend.
Ich war in den letzten Wochen geschäftlich so sehr eingebunden, dass ich einfach nicht genügend Zeit aufbringen konnte, um mich hier wieder blicken zu lassen.
Der Tag hat nun mal leider nur 24 Stunden", meinte Ardric höflich und schenkte dem Barkeeper ein verzeihendes Lächeln.
"Wenn ich mich nicht täusche ist sogar ihr Lieblingstisch frei", merkte der Barkeeper an und führte sie, ohne weitere Umschweife, über eine Wendeltreppe hinunter zum unteren Teil der Bar. Sanfte Klaviertöne drangen an Mimmas Ohren. Unten angekommen, deutete der Barkeeper an einen kleinen Tisch, der sich direkt neben dem Klavier befand. Ein alter Mann, mit nur noch ein paar weißen Haaren auf seinem Kopf, strich sanft mit seinen knöchrigen und mit braunen Altersflecken übersäten Fingern, über die Klaviertastatur und spielte ein wunderschönes, melancholisches Stück, dass Mimma nicht bekannt war, doch es gefiel ihr überaus gut. Er trug einen dunkelgrünen Cordanzug, der ihm nicht gerade schmeichelte, dennoch sah er darin sehr liebenswert aus. Als er Ardric erblickte, nickte er zur Begrüßung in seine Richtung und lächelte ihn mit seinen sanften und warmen Augen an. Ardric tat es ihm gleich. Sie setzten sich und nahmen die Getränkekarten entgegen, die der Barkeeper für sie bereit hielt, dann ließ er sie wieder alleine. Mimma sah sich kurz um. Es waren kaum Leute da und jeder kümmerte sich um sich selbst. Keiner erhob seinen Blick, als sie den Raum betraten. Es war intim, genauso wie Mimma es sich gewünscht hatte.
"Du scheinst hier ein gerngesehener Gast zu sein", bemerkte Mimma.
"Ja, ich war hier beinahe täglich Gast, bevor ich....bevor du...bevor ich mir deiner annahm", sagte er und hoffte die richtigen Worte gewählt zu haben. Er wollte Mimma nicht das Gefühl geben, dass sie Schuld am veränderten Lebensstil von ihm hatte.
"Ich kam immer hier her, wenn mir die Menschen in meinem Club überdrüssig wurden", meinte er.
"Oh, das war aber dann häufig der Fall, wenn du doch fast täglich hier warst", sagte Mimma betrübt.
"Werde ich dir auch zu viel?
Ich meine, nerve ich dich mit meiner Anwesenheit?", fragte Mimma kleinlaut nach.
"Nein, aber nicht doch!
Das darfst du auf gar keinen Fall glauben.
Ich hätte die Ältesten auch
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