Die Nachtwanderin
war.
Wenn du jemandem die Schuld geben willst, dann gib sie ihm und nicht mir!", grollte er. Abwertend und beinahe schon hasserfüllt, wendete Mimma ihren Blick ab. Obwohl sie ihm keine patzige Antwort gab, war diese Geste genug gewesen, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Ardrics Wut schäumte förmlich über. Im nächsten Augenblick holte er aus und schlug mit voller Wucht, mit geballter Faust ein riesiges Loch in die Wand, direkt neben Mimmas Kopf. Erschrocken schrie Mimma auf, denn die Ziegelsteine der Wand, fielen nur einige Zentimeter neben ihrem Gesicht bröckelnd zu Boden. Entsetzt sah sie Ardric an, der mit geballten Fäusten und aufgebäumten Körper vor ihr stand.
"Ich habe wirklich keine Lust mehr auch nur ein Wort von dir zu hören, außerdem geht die Sonne jede Minute auf!", knurrte er sie böse an, dann packte er sie und wuchtete sie wie einen Sack über seine Schulter, um sie zurück zur Limousine zu bringen. Mimma unterdrückte ihren Protest und gab kein Wort von sich. Sie hatte gerade miterlebt, wie leicht Ardric Ziegelsteine zerschlagen konnte und wollte seine zerstörerische Kraft nicht am eigenen Leibe erfahren. Ardric bog um die Ecke und lief auf die Limousine zu. Der Chauffeur sah überrascht aus, als er Mimma auf seinen Schultern entdeckte. Ardric warf ihm einen bedrohlichen Blick zu und der Chauffeur verkniff es sich neugierige Fragen zu stellen, schließlich hatte er es bei Ardric wirklich gut. Noch nie verdiente er so viel Geld, wie bei ihm und Mimma schien auch nicht verletzt zu sein. Gehorsam ging er seinem Job nach und öffnete die Wagentür. Vor der geöffneten Autotür ließ Ardric Mimma wieder zu Boden und schubste sie unsanft in die Limousine hinein. Sie wollte sich gerade wieder an das andere Ende des Wagens setzen, als Ardric sie davon abhielt.
"Du setzt dich genau neben mir hin, ohne wenn und aber und wage es nicht von mir wegzurutschen!", befahl er ihr streng. Mimma setzte sich neben Ardric auf bohrte aus Angst ihre Fingernägel in die Sitzbank. Ardrics Stimmungsschwankungen waren unberechenbar und Mimma wusste nicht, wie sie sich im Moment in seiner Nähe verhalten sollte. Ihr ganzer Körper zitterte und sie hatte ihre Atmung kaum noch unter Kontrolle. Ardric spürte, dass sie Angst vor ihm hatte, doch es war ihm im Augenblick völlig egal. Noch nie hatte er es mit einem solch sturen und bockigen Menschen zu tun, wie Mimma einer war. Das war neu für ihn. Für gewöhnlich bettelte die Menschen ihn an sie nicht zu töten, wenn er sich von ihnen nährte. Doch Mimma war völlig bewusst, dass er sie umbringen konnte, dennoch würde sie nichts in der Welt dazu bringen, um ihr Leben zu betteln.
Der Chauffeur stieg ein und startete den Motor der Limousine. Er wusste auch ohne Anweisungen, dass Ardric um diese Uhrzeit wieder zurück in sein Apartment wollte. Denn sobald es draußen hell wurde und die Sonne langsam aufging, zog er sich dorthin immer zurück, nachdem er sich die ganze Nacht um die Ohren geschlagen hatte. Er wusste auch, dass Ardric ein Nachtmensch war und er stellte deswegen auch nie fragen, schon aufgrund der überaus guten Bezahlung nicht. Doch langsam wurde er zunehmend misstrauischer. Vor allem aber deswegen, weil er langsam merkte, dass Mimma nicht aus freien Stücken bei Ardric war. Doch im Moment wusste er nicht was er tun konnte, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Dennoch begann er fieberhaft nach einer Lösung zu suchen, um mehr über Ardric Donovan und seine Machenschaften herauszubekommen.
Während der ganzen Fahrt, wechselten Mimma und Ardric kein Wort mehr miteinander, doch es herrschte eine angespannte Stimmung zwischen ihnen. Selbst im Aufzug fand zwischen den Beiden keinerlei Wortwechsel statt. Als Mimma das Läuten des Aufzugs hörte und sich die Tür zum Apartment öffnete, stürmte sie los, warf ihren Mantel zu Boden und kickte ihre Schuhe von ihren Füßen. Sie flogen in verschiedenen Richtungen durch die Luft und landeten geräuschvoll auf dem Fußboden. Mimma ließ alles stehen und liegen und machte sich ungehalten auf den Weg ins Badezimmer.
"Dein Verhalten zeugt wirklich von ungemeiner Reife", meinte Ardric sarkastisch, als er sich daran machte hinter Mimma aufzuräumen und ihre Sachen vom Boden aufzuheben. Mimma antwortete ihm darauf nicht.
"Lass die Badezimmertür bitte unverschlossen. Ich habe nämlich keine Lust meine eigene Tür aufbrechen zu müssen, falls du irgendwelche Dummheiten anstellst", befahl er Mimma trocken. Wütend knallte
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