Die Nachtwanderin
einen neuen Anstrich gebrauchen. An der Rezeption übergab Ardric den Zimmerschlüssel, zusammen mit einem dicken Bündel Geldscheinen. Mimma konnte nicht genau erkennen wie viel es war, doch es musste genug gewesen sein, um dem Mann hinter dem Empfangstresen, ein schmieriges Grinsen zu entlocken. Er musterte Mimma kurz mit seinen gierigen Augen, so als ob er wusste, was in den letzen Stunden im Hotelzimmer passiert war.
Vor dem Hotel sog Mimma gierig die kalte Nachtluft ein. Ardric öffnete ihr die Beifahrertür des Autos. Als sie eingestiegen war, schloss er sie wieder, um zwei Sekunden später neben ihr auf der Fahrerseite seinen Platz einzunehmen.
"Sind alle Vampire so schnell?", fragte sie ihn, als er den Schlüssel ins Zündschloss steckte und den Motor startete.
"Ja.
Das ist nur einer der vielen Vorteile, die man als Vampir nutzen kann", sagte er und zwinkerte ihr zu.
"Wieso hast du dem Mann so viel Geld gegeben?", fragte Mimma neugierig, denn sie wollte es unbedingt wissen.
"Ach nur als kleine Entschädigung für die versaute Bettwäsche", gab er belanglos von sich.
"Und was glaubt er, was der Grund für das ganze Blut war?", fragte sie weiter.
"Er glaubt, dass du deine Monatsblutung hattest und, dass wir es ziemlich wild getrieben haben", antwortete Ardric arglos und heftete seine Blick starr auf die Straße. Mimma wurde rot.
"Was?
Da muss ich aber eine ziemlich starke Blutung gehabt haben!", sagte sie.
"Ja, sowas in der Art hab ich zum ihm auch gesagt.
Ich glaube mich daran zu erinnern, gesagt zu haben, dass du wie ein abgestochenes Schwein blutest und du total darauf abfährst, wenn wir es blutverschmiert miteinander treiben", erzählte er Mimma mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Mimma ärgerte sich über Ardrics Gleichgültigkeit solche Dinge zu sagen und dabei nicht einmal den leisesten Anflug von Scham verspüren zu schien. Mimma biss sich auf ihre Unterlippe, um nichts darauf zu sagen. Sie wollte ihm den Triumph nicht gönnen, dass er es wieder geschafft hatte, sie bis aufs Äußerste zu reizen.
"Wie sieht deine Wohnung denn aus?
Ist sie karg eingerichtet, nur mit dem Nötigsten?
Schläfst du überhaupt in einem Bett, oder kann man den alten Vampirfilmen glauben und du schläfst in einem Sarg?
Wahrscheinlich hast du deine Wände alle schwarz gestrichen, damit alles schön düster wirkt", mutmaßte Mimma scherzend.
"Pah, ich bitte dich!
Ich wohne doch nicht in so einem kleinen Rattenloch!
Was denkst du nur, wen du vor dir hast?
Ich wohne in einem riesigen Apartment in einem der vielen Wolkenkratzer hier in der Stadt.
Um genau zu sein ist es sogar die oberste Etage, sehr kostspielig, und sie gehört ganz mir.
Ich habe sie gekauft!", prahlte Ardric.
"Miete zahlen habe ich also nicht nötig!", sagte er beleidigt. Mimma hatte sich schon gedacht, dass er sich eine noble Unterkunft leisten konnte, doch sie wollte es ihm heimzahlen und ihn auch einmal aufziehen und das war ihr zu ihrer vollsten Zufriedenheit gelungen. Mimma konnte nicht erkennen wo genau in der Stadt sie sich gerade befanden. Einige Gebäude kamen ihr bekannt vor, doch sie war sich nicht sicher und nachts fehlte ihr jeglicher Orientierungssinn. Sie fuhren in die Tiefgarage eines Gebäudes, dessen Fassade komplett aus verspiegeltem Glas bestand. Auch das passte zur Ardrics protzigem Lebensstil. Er fuhr so schnell, dass ihr übel wurde, wenn sie versuchte aus dem Fenster etwas zu sehen. Endlich hielt der Wagen an. Ardric öffnete ihr die Wagentür und bot ihr seine Hand an. Sie nahm die Hilfe an, denn es war schwierig aus den tiefen Sitzen heraus zu kommen, ohne wie ein Trampel zu wirken.
"Ist dir übel?
Du bist kreidebleich", meinte Ardric besorgt.
"Dein Fahrstil ist wohl nichts für meinen Magen", antwortete Mimma und war froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
"Tut mir leid.
Ich bin menschliche Beifahrer nicht gewohnt" entschuldigte er sich bei ihr für seinen Fahrstil.
"Schon gut.
Es geht schon wieder", beruhigte sie Ardric. Die Tiefgarage wurde mit grellen Lichtern beleuchtet. Mimma kniff ihre Augen zusammen, denn es war ihr eine Spur zu hell. Das künstliche Licht blendete sie regelrecht.
"Da lang", sagte Ardric und deutete ihr mit einer flüchtigen Handbewegung den Weg. Mimma war erstaunt von all den Luxuswagen, die in der Garage parkten. Hier schien jeder, der im Wolkenkratzer sein Zuhause hatte, ein prall gefülltes Bankkonto sein Eigen nennen zu können. Mimma dachte sich, dass es womöglich nur Millionären gegönnt
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