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Die Nachzüglerin (German Edition)

Die Nachzüglerin (German Edition)

Titel: Die Nachzüglerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Sondermann
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aber
nicht.
"Ich wollte Anna nicht verletzen. Sie ist eine tolle
Frau."
Das war keine Lüge. Ich mochte sie.
"Ich glaube nicht, dass sie dir böse ist."
"Du hast einen guten Geschmack."
Ich fing an zu kichern.
"Was soll das, Franka?"
Alexej war nicht bereit, meinen Großmut zu
honorieren. Ich wurde sauer.
"Was macht ihr?", fragte ich ihn. "Feiert ihr oder liegt
ihr schon im Bett?"
"Du bist betrunken, Franka. Ich kann jetzt nicht
reden."
Ich wollte mich nicht zusammenreißen: "Aber ich liebe
dich."
Das hatte ich noch nie zu ihm gesagt. Alexej schwieg
eine Weile. Dann sagte er leise und ohne den Ärger
von vorhin: "Ich liebe dich doch auch."
Das sagte er so, wie man einem Kind einen Lutscher
verspricht, ohne die Absicht zu haben, das
Versprechen wahr zu machen.
"Du liebst Anna", heulte ich und legte auf.
In dieser Nacht erschien mir Evas Bild im Traum. Ich
sah sie am Strand von Griechenland liegen, aber sie
sah mich nicht an. Ihre blonden Haare bildeten einen
goldenen Heiligenschein. Plötzlich merkte ich, dass
Alexej auf ihr lag. Ich war glücklich, dass sie sich
endlich gefunden hatten. Wenn ich ihn einer anderen
Frau gönnte, dann Eva. Ich wunderte mich nicht im
Geringsten, dass sie sich vor mir nicht verbargen, denn
gehörte ich zu ihrer Liebe dazu.
Sie f reuten sich, dass ich bei ihnen war, ihre
Beischläferin. Dann nahm ich Alexej mit. Wir mussten
zu einer Demonstration gehen. Er war immer noch
nackt. Wir gingen zu einem Ruderboot aus Holz. Ich
überredete ihn, wenigstens einen Motorradhelm
aufzusetzen und ruderte so schnell wie möglich, aber
ich schaffte es nicht, ihn zu retten. Alexej wurde von
hinten erschossen und fiel ins Wasser.
KAPITEL 7
    Anna war wieder nach Hause gefahren. Es war
November. Das Geschrei der Krähen auf dem
Institutsrasen drang bedrohlich ins Seminargebäude.
Ich beobachtete die großen schwarzen Vögel bei ihren
Streitereien, während ein Kommilitone ein Referat
über die Vokalentwicklung in den ostslawischen
Sprachen hielt. Ich musste an Eleni denken. Verpackte
sie gerade die kleinen weißen Lebkuchen mit der
durchsichtigen Glasur, oder machte sie die gemischten
Schachteln fertig? Ich schwankte zwischen schlechtem
Gewissen und Neid. Einerseits schämte ich mich vor
ihr, weil ich den Tag mit der Liquidametathese
vertrödelte, den Gebrauch von R und L als Vokal,
andererseits hätte ich in diesem Augenblick gerne mit
ihr getauscht. Plötzlich bekam ich sogar Lust auf einen
Lebkuchen und wollte die Glasur mit den Fingern
eindrücken. Ich stellte mir vor, wie die Buchstaben R
und L aus Alexejs Mund kamen. Er rollte runde Rs
und bei L wie Lebkuchen leckte er sich die Zunge,
dass die Lippen glänzten. Ich würde ihm Lebkuchen
kaufen, selbstverständlich von einer anderen Firma,
und ihn damit zur Belohnung füttern, wenn er mir ein
solches L gegeben hätte. Wir würden uns küssen, und
es würde nach Zimt und Nelken schmecken und nach
geheimen Zutaten aus dem Morgenland. Als die
anderen ihre Sachen einpackten, merkte ich, dass der
Unterricht vorbei war. Auch die Sonne war
untergegangen. Ich würde den Kurs wiederholen
müssen. Die Hälfte der Veranstaltungen verbrachte ich
in einer Art Wachkoma.
    Als ich vor die Tür trat, spürte ich sofort die feuchte
Kälte in meine Schuhe dringen. Das Gemeinschaftsauto von Alexejs Freunden wartete an der
Bushaltestelle auf mich. Sie hassten Autos fast ebenso
glühend wie Atomkraftwerke, aber dieser cremefarbene Opel Kadett war klapperig genug, um von
ihnen geliebt zu werden. Beim Einsteigen wollte ich
Alexej auf den Mund küssen, aber er drehte mir seine
Wange hin.
"Was ist los?", fragte ich ihn.
"Nichts."
"Warum bist du herkommen?"
"Hätte ich nicht herkommen sollen?"
"Doch, aber vielleicht nicht mit dieser schlechten
Laune."
Er hielt das Auto an, das er mit ein paar Zündungsversuchen eben erst in Gang gebracht hatte.
"Du kannst wieder aussteigen, wenn du möchtest."
Ich schnallte mich ab und wollte raus. Als ich die Tür
gerade ein Stück weit geöffnet hatte, fuhr er plötzlich
wieder los.
"Du hast Recht, Franka. Es geht mir nicht gut. Ich
weiß selbst nicht warum."
"Ich kenne keinen Witz, der nicht diskriminierend ist."
Seine Miene erhellte sich ein wenig.
"Ich würde dich gerne aufheitern und dein moralischer
Beistand sein gegen die Schweine, gegen den Staat und
gegen die vielen Frauen."
"Welche Frauen?"
"Die dich für sich haben wollen."
Ich sah, dass er sich bemühte, sein ernstes Gesicht zu
bewahren. Nachdem er ein Grinsen unterdrückt hatte,
fiel

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