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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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Fahrzeug startete, nahm David die Schrotflinte aus dem Netz über der
     Windschutzscheibe, lud sie wieder und legte sie zurück.
    Auf der Rückfahrt
     wechselte Davids Laune wieder, er wurde gesprächig. »Wissen Sie, ich habe früher
     Spitfires geflogen. Wunderbare Mühlen. Vier Maschinengewehre in jeder Tragfläche –
     amerikanische Brownings, die eintausendzweihundertundsechzig Schüsse in der Minute
     abfeuern können. Die Deutschen ziehen natürlich Kanonen vor; ihre Me109 haben nur zwei
     Maschinengewehre, dafür aber eine 2-cm-Kanone in der Propellernabe. Eine Kanone richtet
     mehr Schaden an, aber unsere Brownings sind schneller und präziser.«
    »Wirklich?«
     fragte Faber höflich.
    »Später hat man Kanonen in die Hurricanes eingebaut, aber
     die Spitfire hat die Battle of Britain gewonnen.«
    Faber ärgerte sich über
     diese Prahlerei. »Wie viele feindliche Maschinen haben Sie abgeschossen?« fragte er
     gereizt.
    »Ich habe meine Beine verloren, als ich noch in der Ausbildung war.«
    Faber warf ihm einen verstohlenen Blick zu: Sein Gesicht war ausdruckslos, doch die Haut
     war gespannt, als müsse sie reißen.
    David fuhr fort: »Nein, ich habe keinen
     einzigen Deutschen getötet, noch nicht.«
    Faber wurde sehr wachsam. Er hatte keine
     Ahnung, zu welcher Schlußfolgerung David gekommen war oder was er entdeckt hatte, aber es
     gab keinen Zweifel, daß der Mann etwas imBusch gesehen hatte, und nicht
     nur Fabers Nacht mit seiner Frau. Faber drehte sich ein wenig zur Seite, um David im Auge
     behalten zu können, stemmte sich mit dem Fuß gegen den Kardantunnel auf dem Boden und
     ließ die rechte Hand leicht auf dem linken Unterarm ruhen. Er wartete auf Davids nächsten
     Schachzug.
    »Interessieren Sie sich für Flugzeuge?« fragte David.
    »Nein.«
     Fabers Stimme klang matt.
    »Es ist so etwas wie ein nationales Freizeitvergnügen
     geworden – Flugmelder zu spielen. So, wie Vögel zu beobachten. Viele kaufen sich
     Bücher, um die Typen zu bestimmen. Liegen ganze Nachmittage auf dem Rücken und betrachten
     den Himmel durch Fernrohre. Ich dachte, daß Sie sich auch für so etwas begeistern.«
    »Wieso?«
    »Bitte?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Oh, ich weiß
     nicht.« David hielt an, um sich eine Zigarette anzuzünden. Sie waren genau in der Mitte
     der Insel, je fünf Meilen von Toms und Lucys Haus entfernt. David warf das Streichholz auf
     den Boden. »Vielleicht lag es an dem Film, den ich in Ihrer Jackentasche gefunden habe –
     «
    Während er sprach, warf er die brennende Zigarette in Fabers Gesicht und griff
     nach der Flinte über der Windschutzscheibe.

FÜNFTER TEIL – KAPITEL 26
    id Cripps blickte aus dem
     Fenster und fluchte still vor sich hin. Die Wiese war voller amerikanischer Panzer –
     mindestens achtzig an der Zahl. Er sah natürlich ein, daß sich sein Land im Krieg befand,
     aber man hätte ihn ja auch fragen können. Er hätte ihnen ein anderes Feld anbieten
     können, auf dem das Gras nicht so üppig stand. Inzwischen mußten die Panzerketten sein
     bestes Weideland zerstört haben.
    Er zog seine Stiefel an und ging hinaus. Ein paar
     Yankees zeigten sich auf dem Feld, und er fragte sich, ob sie den Bullen bemerkt hatten. Am
     Zaun blieb er stehen und kratzte sich den Kopf.
    Irgend etwas stimmte da nicht.
    Die Panzer hatten das Gras nicht zermalmt. Sie hatten keine Spuren hinterlassen,
     aber die amerikanischen Soldaten machten Panzerspuren mit einem Gerät, das wie eine
     Egge aussah.
    Während Sid versuchte, sich einen Reim darauf zu machen, nahm der
     Bulle die Panzer wahr. Er starrte sie eine Zeitlang an, scharrte dann den Boden auf und
     setzte sich schwerfällig in Bewegung. Er wollte einen Panzer angreifen.
    »Blöder
     Kerl, du brichst dir das Genick«, murmelte Sid.
    Auch die Soldaten beobachteten den
     Bullen. Sie schienen das Ganze für sehr lustig zu halten.
    Der Bulle rannte mit
     voller Wucht gegen das Fahrzeug. Seine Hörner durchbohrten dessen Panzerung. Sid hoffte
     inbrünstig, daß britische Panzer mehr aushielten als amerikanische.
    Ein lautes
     Zischen ertönte, während der Bulle die Hörner zurückzog. Der Panzer fiel in sich
     zusammen wie ein aufgespießter Ballon. Die amerikanischen Soldaten kugelten sich vor
     Lachen.
    Sid Cripps kratzte sich wieder den Kopf. Es war alles sehr seltsam.
    Percival Godliman schritt rasch über den Parliament Square, einen
     aufgespannten Regenschirm in der Hand. Er trug einen Regenmantel und darunter

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