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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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Römischen
     Reich – hat vier Jahre gebraucht, um sich diese fünfzig- zu- fünfzig- Chance zu
     schaffen. Wenn der Spion entkommt, verlieren wir selbst diese. Und das heißt, wir
     verlieren alles.«
    Er starrte Godliman einen Moment lang an und nahm den
     Füllfederhalter in seine schmale, weiße Hand. »Servieren Sie mir keine Mutmaßungen,
     Professor. Bringen Sie mir die Nadel.«
    Er blickte nach unten und fing an zu
     schreiben. Nach einer Weile stand Percival Godliman auf und verließ leise das Zimmer.

FÜNFTER TEIL – KAPITEL 27
    igarettentabak verbrennt
     bei 800 Grad Celsius, doch die Glut einer Zigarette ist gewöhnlich von einer dünnen
     Ascheschicht umgeben. Erst wenn eine Zigarette länger als eine halbe Sekunde auf die Haut
     gedrückt wird, entsteht eine Brandwunde; eine flüchtige Berührung spürt man kaum. Das
     gilt sogar für die Augen, denn Blinzeln ist die schnellste unwillkürliche Reaktion des
     menschlichen Körpers. Nur Dilettanten werfen Zigaretten, und David Rose war ein Dilettant
     – ein völlig frustrierter und nach Aktion gierender Dilettant. Profis ignorieren
     sie.
    Faber achtete nicht auf die Zigarette, die David Rose nach ihm geworfen
     hatte. Er handelte richtig, denn sie prallte von seiner Stirn ab und fiel auf den
     Metallboden des Geländewagens. Dann machte er allerdings den Fehler, nach Davids Flinte zu
     greifen. Er hätte sein Stilett ziehen und seinen Gegner erstechen sollen. Zwar hätte David ihn zuerst erschießen können , doch er hatte noch nie ein Gewehr auf
     einen Menschen gerichtet, geschweige denn einen getötet. Er hätte sicherlich gezögert,
     und in diesem Moment hätte Faber ihn umbringen können. Faber sagte sich, daß sein
     jüngster Rückfall in die Gefühlsduselei der Grund für solch eine unentschuldbare
     Fehlkalkulation war. Es würde nie wieder vorkommen.
    David hatte beide Hände um den
     Mittelteil der Flinte gelegt – die linke um den Kolben, die rechte um den Abzug – und
     hatte die Waffe etwa zehn Zentimeter aus dem Netz gezogen, als Faber den Lauf mit einer
     Hand zu fassen bekam. David versuchte, die Flinte an sich zu reißen, doch Faber griff
     fester zu, so daß die Mündung auf die Windschutzscheibe zeigte.
    Faber war ein
     kräftiger Mann, aber David war ungewöhnlich stark. Mit Schultern, Armen und Handgelenken
     hatte er seit vier Jahren seinen Rollstuhl bewegt, so daß die Muskeln überentwickelt
     waren. Außerdem hatte er beide Hände an der Flinte, während Faber sie nur mit einer
     Hand, noch dazu in einemungünstigen Winkel, festhielt. David zerrte
     noch einmal, dieses Mal entschlossener, und die Mündung entglitt Fabers Fingern.
    In
     diesem Moment – die Schrotflinte war auf seinen Bauch gerichtet, und Davids Finger
     krümmte sich um den Abzug – fühlte Faber sich dem Tode sehr nahe.
    Mit einem
     plötzlichen Ruck katapultierte er sich aus seinem Sitz. Sein Kopf stieß gegen das
     Stoffdach des Wagens, während die Flinte mit einem Krachen losging, das die Ohren
     betäubte und Schmerzen hinter den Augen verursachte. Das Fenster neben dem Beifahrersitz
     zersplitterte in unzählige kleine Stücke, und der Regen drang durch den leeren Rahmen
     herein. Faber krümmte sich und fiel zurück, nicht auf seinen eigenen Sitz, sondern auf
     David. Er legte beide Hände auf Davids Kehle und drückte mit beiden Daumen zu.
    David versuchte, die Flinte zwischen ihre Körper zu schieben, um den anderen Lauf
     abzufeuern, aber die Waffe war zu groß.
    Faber blickte in Davids Augen und sah
     . . . was mochte es sein? Freude! Natürlich – endlich hatte der Mann Gelegenheit, für
     sein Land zu kämpfen. Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck, weil ihm langsam der
     Sauerstoff ausging, und er begann nach Atem zu ringen.
    David ließ die Flinte los
     und schob beide Ellbogen so weit zurück, wie er konnte, dann stieß er zwei mächtige
     Gerade in Fabers untere Rippen.
    Der Schmerz war kaum zu ertragen. Faber verzog das
     Gesicht vor Qual, lockerte den Druck auf Davids Kehle aber nicht. Er wußte, daß er den
     Schlägen länger zu widerstehen vermochte, als David den Atem anhalten konnte.
    David mußte der gleiche Gedanke gekommen sein. Er verschränkte die Unterarme und
     stieß Faber zurück. Als der Abstand ein paar Zoll betrug, riß er die Hände nach oben
     und zur Seite und konnte sich so aus Fabers Würgegriff befreien. Er ballte die rechte
     Faust und schlug unwahrscheinlich heftig, jedoch wenig gekonnt zu; er traf

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