Die Nadel.
Getriebe.«
»Schatzamt, was?«
»Hauptsächlich.«
Sogar diese idiotische Antwort hielt David nicht davon ab, ihn weiter zu verhören. »Interessant?«
»Ziemlich.« Faber nahm all seine Energie zusammen, um eine Geschichte zu erfinden. »Ich verstehe ein bißchen davon, wieviel Technik kosten darf. Meistens passe ich auf, daß der Steuerzahler nicht übers Ohr gehauen wird.«
»Haben Sie eine besondere Sparte?«
»Alles, von Büroklammern bis zu Flugzeugmotoren.«
»Ach so. Na, jeder trägt eben auf seine Weise dazu bei, den Krieg zu gewinnen.«
Es war eine gehässige Bemerkung, und David hatte natürlich keine Ahnung, weshalb Faber sie ihm nicht übelnahm. »Ich bin zu alt, um Soldat zu sein«, sagte er freundlich.
»Waren Sie beim erstenmal dabei?«
»Zu jung.«
»Glück gehabt.«
»Zweifellos.«
Die Fahrspur führte recht dicht am Rand der Klippen entlang, doch David verlangsamte das Tempo nicht. Faber kam der Verdacht, daß er sie beide umbringen wollte. Er suchte einen Haltegriff.
»Fahre ich zu schnell für Sie?« fragte David.
»Sie scheinen den Weg gut zu kennen«, antwortete Faber.
»Sie sahen erschrocken aus.«
Faber sagte nichts, und David verringerte die Geschwindigkeit. Anscheinend war er zufrieden, weil er irgend etwas bewiesen hatte.
Die Insel war recht flach und kahl, wie Faber bemerkte. Der Boden hob und senkte sich leicht, aber er hatte noch keine Hügel gesehen. Die Vegetation bestand vor allem aus Gras mit einigen Farnsträuchern und Büschen, aber wenigen Bäumen. Es gab fast keinen Schutz vor dem Wetter. David Roses Schafe müssen widerstandsfähig sein, dachte er.
»Sind Sie verheiratet?« fragte David plötzlich.
»Nein.«
»Sehr klug.«
»Oh, ich weiß nicht.«
»Ich wette, daß Sie in London einiges aufreißen«, sagte David mit einem lüsternen Seitenblick.
Faber hatte die zweideutige, verächtliche Art, mit der manche Männer über Frauen sprechen, nie gefallen. Er gab deshalb scharf zurück: »Ich glaube, daß Sie mit Lucy viel Glück gehabt haben.«
»Oh, tatsächlich?«
»Ja.«
»Aber nichts geht über Abwechslung, oder?«
Faber dachte: Worauf, zum Teufel, will er hinaus? »Ich hatte noch keine Gelegenheit, die Vorzüge der Monogamie zu entdecken.« Er beschloß, nichts weiter zu sagen, da jedes seiner Worte das Feuer nur zu schüren schien. Keine Frage, David wurde allmählich unangenehm.
»Ich muß sagen, daß Sie nicht gerade wie ein Beamter vom Finanzamt aussehen. Wo sind der zusammengerollte Regenschirm und die Melone?«
Faber rang sich ein dünnes Lächeln ab.
»Und Sie wirken ziemlich fit für einen Bürohengst.«
»Ich fahre Rad.«
»Sie müssen sehr zäh sein. Sonst hätten Sie den Schiffbruch nicht überlebt.«
»Vielen Dank.«
»Sie sehen auch nicht so aus, als seien sie zu alt für den Krieg.«
Faber blickte David an. »Was soll das alles, David?« fragte er ruhig.
»Wir sind da.«
Faber schaute durch die Windschutzscheibe und sah ein Häuschen, das dem von Lucy sehr ähnlich war – mit Steinmauern, einem Schieferdach und kleinen Fenstern. Es stand auf einer kleinen Anhöhe, dem einzigen Hügel, der Faber auf der Inselaufgefallen war. Das Haus wirkte niedrig und unverwüstlich. Beim Hinauffahren kamen sie an einer kleinen Gruppe Kiefern vorbei. Faber fragte sich, warum das Haus nicht im Schutz der Bäume gebaut worden war.
Neben dem Haus stand ein Weißdornbaum mit nassen Blüten. David hielt den Wagen an. Faber sah zu, während David den Rollstuhl aufklappte und sich aus dem Fahrersitz hineingleiten ließ; ein Hilfsangebot hätte er sicher übelgenommen.
Sie betraten das Haus durch eine Brettertür ohne Schloß. Im Flur wurden sie von einem schwarzweißen Collie begrüßt, einem schottischen Schäferhund mit breitem Schädel, der mit dem Schwanz wedelte, aber nicht bellte. Der Grundriß des Hauses war identisch mit dem von Lucy, doch die Atmosphäre war anders: Alles war kahl, freudlos und nicht sehr sauber.
David rollte voran in die Küche. Der Schafhirte saß an einem altmodischen, mit Holz befeuerten Herd und wärmte sich die Hände. Er stand auf.
»Henry, das ist Tom McAvity«, stellte David vor.
»Sehr erfreut«, sagte Tom steif.
Faber schüttelte ihm die Hand. Tom war ein kleiner, breiter Mann mit einem Gesicht, das einem alten Koffer aus gegerbtem Leder glich. Er trug eine Wollmütze und rauchte eine riesige Bruyèrepfeife mit Deckel. Sein Händedruck war fest, und seine Haut fühlte sich wie Sandpapier an. Faber mußte
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