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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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schlage mit allem Nachdruck vor, daß wir
     auftauchen.«
    Während das U-Boot im Dock lag, hatte es eine hitzige
     Auseinandersetzung zwischen Heers und Wohls Vorgesetzten gegeben. Wohls Vorgesetzter hatte
     sich durchgesetzt. Heer war immer noch der Kapitän des Schiffes, aber man hatte ihm
     unmißverständlich klargemacht, daß er beim nächstenmal einen verdammt guten Grund
     brauchte, wenn er einen von Major Wohls nachdrücklichen Vorschlägen mißachtete.
    »Wir werden um Punkt 6 Uhr auftauchen«, erklärte er.
    Wohl nickte noch einmal
     und wandte den Blick ab.

SECHSTER TEIL – KAPITEL 37
    as Geräusch von
     splitterndem Glas, dann eine Explosion wie die einer Brandbombe:
    Wumm!
    Lucy ließ das Mikrophon fallen. Irgend etwas war unten im Gange. Sie ergriff eine
     Schrotflinte und rannte hinunter.
    Das Wohnzimmer stand in Flammen. Das Feuer ging von
     einem zerbrochenen Gefäß auf dem Fußboden aus.
    Henry hatte mit dem restlichen Benzin
     aus dem Geländewagen eine Art Bombe hergestellt. Die Flammen breiteten sich hungrig über
     Toms fadenscheinigen Teppich aus und züngelten nach oben über die losen Bezüge seiner
     uralten dreiteiligen Garnitur. Ein Federkissen fing Feuer, und die Flammen erreichten die
     Zimmerdecke.
    Lucy ergriff das Kissen und schleuderte es durch das zerbrochene
     Fenster. Dabei versengte sie sich die Hand. Sie riß sich den Mantel vom Leib, warf ihn auf
     den Teppich und stampfte darauf herum. Dann hob sie den Mantel auf und stülpte ihn über die
     geblümte Couch. Sie hatte Erfolg –
    Wieder splitterte Glas. Es kam von oben.
    Lucy schrie: »Jo!«
    Sie ließ den Mantel fallen und raste die Treppe hinauf ins
     vordere Schlafzimmer.
    Henry saß auf dem Bett und hielt Jo auf dem Schoß. Der Junge
     war wach, lutschte am Daumen und hatte die Augen, wie immer beim Aufwachen, weit
     aufgerissen. Henry streichelte sein zerzaustes Haar.
    Er befahl: »Wirf die Flinte aufs
     Bett, Lucy.«
    Niedergeschlagen und mit hängenden Schultern gehorchte sie. »Du bist an
     der Wand hochgeklettert und durchs Fenster gestiegen«, sagte sie tonlos.
    Henry schob
     Jo von seinem Schoß herunter. »Geh zu Mummy.«
    Jo lief zu ihr, und sie hob ihn hoch.
    Henry nahm beide Flinten und
     ging zum Funkgerät. Er hatte seine rechte Hand unter die linke Achselhöhle geschoben und
     auf seiner Jacke hatte sich ein großer roter Blutfleck ausgebreitet. Er setzte sich. »Du
     hast mich verletzt«, sagte er. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Gerät zu.
    Plötzlich war eine Stimme zu hören. »Kommen, Storm Island.«
    Henry ergriff das
     Mikrophon. »Hallo?«
    »Einen Moment.«
    Nach einer Pause meldete sich eine
     andere Stimme. Lucy erkannte den Mann aus London, der ihr befohlen hatte, das Funkgerät zu
     zerstören. Er würde enttäuscht über sie sein. »Hallo, hier ist wieder Godliman«,
     sagte die Stimme. »Können Sie mich hören? Over.«
    Henry antwortete: »Ja, ich
     kann Sie hören, Professor. In letzter Zeit schöne Kathedralen besichtigt? Over.«
    »Was? Ist dort . . . «
    »Ja.« Henry lächelte. »Wie geht’s?« Das Lächeln
     war plötzlich wie weggewischt, als sei er nicht mehr zum Scherzen aufgelegt. Er änderte
     die Einstellung der Frequenz auf der Skala.
    Lucy wandte sich ab und verließ das
     Zimmer. Es war vorbei, und sie hatte verloren. Teilnahmslos stieg sie die Treppe hinunter
     und betrat die Küche. Ihr blieb nichts anderes übrig, als darauf zu warten, daß er sie
     umbrachte. Sie konnte nicht fortlaufen – dazu fehlte ihr die Energie. Das wußte er
     offenbar.
    Sie blickte aus dem Fenster. Der Sturm war vorbei. Der heulende Wind war
     zu einer steifen Brise geworden, es regnete nicht mehr, der östliche Himmel war hell und
     versprach Sonnenschein. Das Meer –
    Lucy runzelte die Stirn und sah noch einmal
     hin.
    Ja, o Gott, es war ein U-Boot.
    Zerstören Sie das Funkgerät, hatte der Professor gesagt.
    In der Nacht hatte
     Henry in einer fremden Sprache geflucht. »Ich habe es für mein Land getan«, hatte
     er erklärt.
    Und im Fieberwahn: Warten- bei- Calais- auf- eine- Phantomarmee ...
    Zerstören Sie das Funkgerät!
    Warum würde ein Mann eine Filmdose mit Negativen auf eine Angelfahrt mitnehmen?
    Sie
     hatte von Anfang an gewußt, daß er nicht wahnsinnig war.
    Das war ein deutsches
     U-Boot, Henry war eine Art deutscher Agent – ein Spion? –, und in diesem Moment versuchte
     er wahrscheinlich, Funkkontakt zu dem U-Boot aufzunehmen.
    Zerstören Sie das Funkgerät!
    Sie

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