Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
Vom Netzwerk:
den Matrosen, das Haus aufzuräumen, die Türen und Fenster
     zu entriegeln, die herausgeflogene Sicherung zu reparieren und Tee zu kochen.
    Bloggs
     setzte sich vor die Frau und betrachtete sie. Sie trug Männerkleider, die viel zu groß
     waren, ihr Haar war naß und ihr Gesicht verschmutzt. Trotz allem war sie auffallend schön
     mit ihren bezaubernden bernsteinfarbenen Augen in dem ovalen Gesicht.
    Er lächelte
     dem Kind zu und sprach ruhig mit der Frau. »Was Sie getan haben, ist ungeheuer wichtig
     für den Krieg. An einem der nächsten Tage werden wir Ihnen das erklären. Aber jetzt muß
     ich Ihnen zwei Fragen stellen. Geht das?«
    Ihre Augen konzentrierten sich auf ihn,
     und nach einer Weile nickte sie.
    »Ist es Faber gelungen, mit dem U-Boot
     Funkkontakt aufzunehmen?«
    Die Frau schaute ihn nur verständnislos an.
    Bloggs fand einen Toffee in der Hosentasche. »Darf ich dem Jungen einen Bonbon geben?«
     fragte er. »Er sieht hungrig aus.«
    »Vielen Dank.«
    »Also: Hat Faber mit
     dem U-Boot Kontakt aufgenommen?«
    »Sein Name war Henry Baker«, entgegnete
     sie.
    »Oh. Nun, hat er?«
    »Nein, ich habe den Strom kurzgeschlossen.«
    »Das war klug«, sagte Bloggs. »Wie haben Sie’s gemacht?«
    Sie zeigte auf die
     leere Fassung über ihnen.
    »Schraubenzieher, wie?«
    »Nein.« Sie lächelte
     dünn. »So klug war ich nicht. Finger!«
    Bloggs sah sie entsetzt, ja ungläubig, an. Der Gedanke, daß sie
     absichtlich . . . Er schüttelte sich und wollte sich dies nicht weiter
     ausmalen. »So. Meinen Sie, daß man ihn vom U-Boot aus sehen konnte, als er die Klippe
     herunterkletterte?«
    Die Anstrengung, mit der sie sich zu konzentrieren versuchte,
     spiegelte sich auf ihrem Gesicht. »Niemand ist aus der Luke gekommen. Da bin ich ganz
     sicher«, sagte sie. »Könnten sie ihn durch ihr Periskop gesehen haben?«
    »Nein«, sagte er zuversichtlich. »Das ist eine gute, eine sehr gute Nachricht. Sie
     wissen also nicht, daß er gefangen und . . . neutralisiert wurde. Egal . . . « Er
     wechselte hastig das Thema. »Sie haben genausoviel durchgemacht wie die Männer an der
     Front. Mehr sogar. Wir werden Sie und den Jungen in ein Krankenhaus auf dem Festland
     bringen.«
    »Ja.«
    Bloggs wandte sich an den Oberleutnant. »Gibt es
     irgendeinen fahrbaren Untersatz?«
    »Ja, einen Geländewagen bei der kleinen
     Baumgruppe dort unten.«
    »Gut. Können Sie diese beiden zur Anlegestelle fahren und
     sie an Bord nehmen?«
    »Selbstverständich.«
    »Gehen Sie schonend mit ihnen
     um.«
    »Natürlich.«
    Bloggs wandte sich wieder der Frau zu. Ihn überkam ein
     Gefühl der Zuneigung und Bewunderung für sie. Sie wirkte jetzt zerbrechlich und hilflos,
     doch er wußte, daß sie nicht nur schön, sondern auch mutig und stark war. Impulsiv
     ergriff er ihre Hand. »Wenn Sie ein oder zwei Tage im Krankenhaus gewesen sind, werden Sie
     sich schrecklich niedergeschlagen fühlen. Das bedeutet, daß Sie auf dem Wege der
     Besserung sind. Ich werde in der Nähe sein, und die Ärzte werden mir Bescheid geben. Ich
     möchte mich noch weiter mit Ihnen unterhalten. Aber erst, wenn Sie es
     wünschen. Einverstanden?«
    Endlich lächelte sie. Es war wie die Wärme eines
     Feuers.
    »Sie sind sehr freundlich.«
    Sie stand auf und trug ihr Kind aus
     dem Haus.
    »Freundlich?« murmelte Bloggs vor sich hin. »Meine Güte, was für eine
     Frau.«
    Er ging nach oben zum Funkgerät und stellte die Frequenz des Königlichen
     Flugmeldekorps ein.
    »Hier Storm Island, over.«
    »Kommen, Storm
     Island.«
    »Geben Sie mir London.«
    »Einen Moment.« Nach einer langen Pause
     meldete sich eine vertraute Stimme. »Godliman.«
    »Percy. Wir haben den
     . . . Schmuggler gefangen. Er ist tot.«
    »Wunderbar, wunderbar.« Aus Godlimans
     Stimme war unverhüllter Triumph herauszuhören. »Ist es ihm gelungen, mit seinem Partner
     Verbindung aufzunehmen?«
    »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
     nein.«
    »Gut gemacht, gut gemacht!«
    »Gratulieren Sie nicht mir«, sagte
     Bloggs. »Als ich herkam, war schon alles vorbei. Wir mußten nur noch aufräumen.«
    »Wer hat ihn dann getötet?«
    »Die Frau.«
    »Ach, verflucht toll. Wie
     ist sie?«
    Bloggs grinste. »Sie ist eine Heldin, Percy.«
    Und Godliman, der
     seinerseits lächelte, verstand, was er meinte.

SECHSTER TEIL – KAPITEL 38
    itler stand am
     Panoramafenster und blickte auf die Berge hinaus. Er trug seine blaugraue Uniform und
     wirkte müde und deprimiert. In der

Weitere Kostenlose Bücher