Die Nadel.
den Matrosen, das Haus aufzuräumen, die Türen und Fenster
zu entriegeln, die herausgeflogene Sicherung zu reparieren und Tee zu kochen.
Bloggs
setzte sich vor die Frau und betrachtete sie. Sie trug Männerkleider, die viel zu groß
waren, ihr Haar war naß und ihr Gesicht verschmutzt. Trotz allem war sie auffallend schön
mit ihren bezaubernden bernsteinfarbenen Augen in dem ovalen Gesicht.
Er lächelte
dem Kind zu und sprach ruhig mit der Frau. »Was Sie getan haben, ist ungeheuer wichtig
für den Krieg. An einem der nächsten Tage werden wir Ihnen das erklären. Aber jetzt muß
ich Ihnen zwei Fragen stellen. Geht das?«
Ihre Augen konzentrierten sich auf ihn,
und nach einer Weile nickte sie.
»Ist es Faber gelungen, mit dem U-Boot
Funkkontakt aufzunehmen?«
Die Frau schaute ihn nur verständnislos an.
Bloggs fand einen Toffee in der Hosentasche. »Darf ich dem Jungen einen Bonbon geben?«
fragte er. »Er sieht hungrig aus.«
»Vielen Dank.«
»Also: Hat Faber mit
dem U-Boot Kontakt aufgenommen?«
»Sein Name war Henry Baker«, entgegnete
sie.
»Oh. Nun, hat er?«
»Nein, ich habe den Strom kurzgeschlossen.«
»Das war klug«, sagte Bloggs. »Wie haben Sie’s gemacht?«
Sie zeigte auf die
leere Fassung über ihnen.
»Schraubenzieher, wie?«
»Nein.« Sie lächelte
dünn. »So klug war ich nicht. Finger!«
Bloggs sah sie entsetzt, ja ungläubig, an. Der Gedanke, daß sie
absichtlich . . . Er schüttelte sich und wollte sich dies nicht weiter
ausmalen. »So. Meinen Sie, daß man ihn vom U-Boot aus sehen konnte, als er die Klippe
herunterkletterte?«
Die Anstrengung, mit der sie sich zu konzentrieren versuchte,
spiegelte sich auf ihrem Gesicht. »Niemand ist aus der Luke gekommen. Da bin ich ganz
sicher«, sagte sie. »Könnten sie ihn durch ihr Periskop gesehen haben?«
»Nein«, sagte er zuversichtlich. »Das ist eine gute, eine sehr gute Nachricht. Sie
wissen also nicht, daß er gefangen und . . . neutralisiert wurde. Egal . . . « Er
wechselte hastig das Thema. »Sie haben genausoviel durchgemacht wie die Männer an der
Front. Mehr sogar. Wir werden Sie und den Jungen in ein Krankenhaus auf dem Festland
bringen.«
»Ja.«
Bloggs wandte sich an den Oberleutnant. »Gibt es
irgendeinen fahrbaren Untersatz?«
»Ja, einen Geländewagen bei der kleinen
Baumgruppe dort unten.«
»Gut. Können Sie diese beiden zur Anlegestelle fahren und
sie an Bord nehmen?«
»Selbstverständich.«
»Gehen Sie schonend mit ihnen
um.«
»Natürlich.«
Bloggs wandte sich wieder der Frau zu. Ihn überkam ein
Gefühl der Zuneigung und Bewunderung für sie. Sie wirkte jetzt zerbrechlich und hilflos,
doch er wußte, daß sie nicht nur schön, sondern auch mutig und stark war. Impulsiv
ergriff er ihre Hand. »Wenn Sie ein oder zwei Tage im Krankenhaus gewesen sind, werden Sie
sich schrecklich niedergeschlagen fühlen. Das bedeutet, daß Sie auf dem Wege der
Besserung sind. Ich werde in der Nähe sein, und die Ärzte werden mir Bescheid geben. Ich
möchte mich noch weiter mit Ihnen unterhalten. Aber erst, wenn Sie es
wünschen. Einverstanden?«
Endlich lächelte sie. Es war wie die Wärme eines
Feuers.
»Sie sind sehr freundlich.«
Sie stand auf und trug ihr Kind aus
dem Haus.
»Freundlich?« murmelte Bloggs vor sich hin. »Meine Güte, was für eine
Frau.«
Er ging nach oben zum Funkgerät und stellte die Frequenz des Königlichen
Flugmeldekorps ein.
»Hier Storm Island, over.«
»Kommen, Storm
Island.«
»Geben Sie mir London.«
»Einen Moment.« Nach einer langen Pause
meldete sich eine vertraute Stimme. »Godliman.«
»Percy. Wir haben den
. . . Schmuggler gefangen. Er ist tot.«
»Wunderbar, wunderbar.« Aus Godlimans
Stimme war unverhüllter Triumph herauszuhören. »Ist es ihm gelungen, mit seinem Partner
Verbindung aufzunehmen?«
»Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
nein.«
»Gut gemacht, gut gemacht!«
»Gratulieren Sie nicht mir«, sagte
Bloggs. »Als ich herkam, war schon alles vorbei. Wir mußten nur noch aufräumen.«
»Wer hat ihn dann getötet?«
»Die Frau.«
»Ach, verflucht toll. Wie
ist sie?«
Bloggs grinste. »Sie ist eine Heldin, Percy.«
Und Godliman, der
seinerseits lächelte, verstand, was er meinte.
SECHSTER TEIL – KAPITEL 38
itler stand am
Panoramafenster und blickte auf die Berge hinaus. Er trug seine blaugraue Uniform und
wirkte müde und deprimiert. In der
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