Die nächste Begegnung
mit diesem neuen Objekt im Mars-Orbit herbeizuführen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass diese Information für die meisten von euch als ein heftiger Schock kommen wird, doch uns blieben keine Alternativen. Sollte unser Verdacht sich bestätigen, dass irgendein missgeleiteter genialer Kopf da einen ausgeklügelten Schwindel geplant und inszeniert hat, dann werdet ihr — nach einem kurzen Umweg — das Kolonisationsprojekt auf dem Mars, wie ursprünglich vorgesehen, weiter durchführen. Sollte aber das Video, das ihr gleich sehen werdet, tatsächlich echt sein, dann werdet ihr und eure ... äh ... Schicksalsgenossen an Bord der Ninha und der Santa Maria das Kontingent Menschen sein, das die ramanische Intelligenz zur Beobachtung fordert.
Ihr könnt euch gewiss denken, dass eure Mission damit allerhöchste Prio ri tät unter sämtlichen COG-Aktivitäten einnimmt. Und ihr versteht gewiss auch die zwangsläufige Geheimhaltung. Von diesem Augenblick an — und bis das Rama-Problem auf die eine oder andere Weise gelöst ist — unterliegt die gesamte Kommunikation zwischen eurem Schiff und der Erde st ri ktester Zensur. Die IIA überwacht sämtliche Vokalloops. Eure Familien und Freunde werden informiert, dass ihr in Sicherheit seid, und später, d as s ihr auf dem Mars gelandet seid, dass jedoch sämtliche Kommunikationssysteme der Pinta versagt hätten.
Wir zeigen euch das folgende Video jetzt schon, um euch drei Wochen Zeit zur Vorbereitung auf diese Begegnung zu lassen. Ein Basisplan und Begleitprozeduren für das Rendezvous wurden bis in die Einzelheiten von der IIA in engem Zusammenwirken mit dem Operationsstab der ISA bereits erarbeitet und über den Highrate-Kanal an Commander Macmillan übermittelt. Jedem unter euch wird eine Aufgabenstellung zugeteilt. Und jeder von euch erhält auch ein personenbezogenes Dokumentenpack, das euch die notwendige Background-Information zur Erfüllung eurer Aufgaben liefert.
Natürlich wünschen wir euch alles Gute. Höchstwahrscheinlich wird sich diese Rama-Geschichte als ein Bluff herausstellen, und in diesem Falle hat sich eure Neugründung der Lowell Colony nur eben etwas verzögert. Wenn das Video allerdings echt ist, müsst ihr rasch handeln und sorgfältige Pläne ausarbeiten, um auf die Ankunft der Ninha und der Santa Maria vorbereitet zu sein, deren Besatzung und Passagieren keinerlei Information bezüglich Ramas oder der veränderten Aufgaben gegeben wurden.«
Im Quartier der Watanabes war es Augenblicke lang totenstill, als die Übertragung abbrach und durch eine Textanzeige auf den Schirm abgelöst wurde: Nächste Audiovisions-Überspielung in zwei Minuten.
Max Pucketts einziger Kommentar lautete: »Also, da haben wir die verdammte Scheiße ! «
7
Das Video zeigte Nicole des Jardins auf einem gewöhnlichen braunen Stuhl vor einer kahlen Wand. Sie hatte einen der ISARaumanzüge an, also ihre Dienstuniform während der Newton-Mission. Sie las die Botschaft aus einem elektronischen Notizbuch ab, das sie in den Händen hielt.
»Mitbürger der Erde«, begann sie, »ich bin Kosmonaut der Newton, Nicole des Jardins, und ich spreche zu euch aus einer Entfernung von Milliarden Kilometern. Ich befinde mich an Bord eines Rama-Raumschiffs von ähnlicher Konstruktion wie die zwei gewaltigen Zylinder-Schiffe, welche in den letzten zwei Jahrhunderten unserem Sonnensystem einen Besuch abstatteten. Dieses dritte Rama-Schiff befindet sich gleichfalls auf einem Kurs in Richtung auf unser winziges Fleckchen in der Galaxis. Schätzungsweise vier Jahre nach der Ankunft dieser Sendung wird Rama-III in einen Orbit um den Planeten Mars einschwenken.
Seit ich von der Erde Abschied nahm, habe ich erfahren, dass diese Rama-Schiffe von einer außerirdischen fortgeschrittenen Intelligenz gebaut sind und als Teile eines umfassenden Informationssammlungs-Systems eingesetzt werden, dessen höchste Zielsetzung die Erfassung und Katalogisierung der Daten über Lebensformen im Universum darstellt. Im Rahmen dieser Zielsetzungen ist das Auftauchen dieses dritten Rama-Schiffs in der Nähe unseres Heimatplaneten zu sehen.
Es wurde in Rama-III ein erdähnliches Habitat entwickelt, das zweitausend Menschen nebst einer signifikanten Zahl anderer höherer Tiere und Pflanzen von unserem Ursprungsplaneten aufnehmen kann. Die exakte Biomasse und weitere generelle Spezifikationen bezüglich dieser anderen Tiere und der Pflanzen finden sich in Anhang eins zu diesem Video; allerdings sollte gleich hier
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