Die nächste Begegnung
betont werden, dass die Pflanzen, insbesondere jene mit hocheffizienter Kapazität der Umwandlung von Kohlendioxid in Sauerstoff, eine Schlüsselfunktion in der grundsätzlichen Planung des Erdmoduls in Rama-III bilden. Ohne die Pflanzen wäre das Leben der Menschen in Rama gravierenden Beschränkungen unterworfen.
Erwartet wird — als Folge dieser Botschaft —, dass die Erde eine repräsentative Gruppe ihrer Bewohner — nebst den entsprechenden, in Anhang zwei aufgeführten zusätzlichen erforderlichen Vorratsgütern — entsendet, die mit Rama-III in Marsumlaufbahn Kontakt aufnimmt. Die Passagiere werden in Rama aufgenommen und in ihren Lebensäußerungen sorgfältig beobachtet, während sie in einem Habitat sind, das den Umweltbedingungen auf der Erde entspricht.
Wegen der feindseligen Reaktionen, die Rama-II erfuhr—die im Übrigen dieses Raumschiff nur sehr geringfügig beeinträchtigen konnten —, sieht der Sollplan dieses Rama-Schiffs nicht vor, über die Marsumlaufbahn hinüber näher an die Erde heranzukommen. Dieser Plan unterstellt — natürlich —, dass die Verantwortlichen auf der Erde den hier in dieser Botschaft aufgestellten Forderungen nachkommen werden. Sollten keine Humanexemplare zur Übernahme in der Marsumlaufbahn an Rama-III geliefert werden, so entzieht es sich meiner Kenntnis, für welche Reaktionen das Raumschiff programmiert sein könnte. Ich kann allerdings sagen, und zwar gestützt auf meine eigenen Beobachtungen, dass es angesichts der Überlegenheit der Außerirdischen Intelligenz für sie äußerst leicht sein würde, die erwünschten Observationsdaten durch andere, weniger freundliche Methoden zu erhalten.
Was die Menschen betrifft, die zum Mars gebracht werden sollen, so versteht es sich von selbst, dass die ausgewählten Individuen einen breiten Repräsentativ-Querschnitt durch die Menschheit darstellen müssen, also einschließlich beider Sexualformen, aller Altersgruppen und so vieler unterschiedlicher Kulturbackgrounds, wie angemessenerweise als sinnvoll erscheint. Die umfangreiche Informationsbibliothek, die in Anhang drei verlangt wird, soll zusätzliches Datenmaterial liefern, das mit den Beobachtungsergebnissen in Rama selbst korreliert werden kann.
Ich verfüge über keinerlei Information, wie lange die Menschen in Rama bleiben werden, auch nicht darüber, wohin das Raumschiff sie bringen wird, und schon gar nicht über die Gründe, warum die hochüberlegene Intelligenz, die diese Rama-Schiffe baute, Daten über das Leben im Universum sammelt. Ich kann allerdings sagen, dass die Wunder, deren Zeugin ich seit meiner Reise aus unserem Sonnensystem geworden bin, mir ein gänzlich neues Wertgefühl dafür gegeben haben, was unsere Stellung im Universum betrifft.«
Die Gesamtlänge der Überspielung (und mehr als die Hälfte davon wurde von den detaillierten Zusatz Anhängseln in Anspruch genommen) betrug etwas mehr als zehn Minuten. Das Szenario blieb die ganze Zeit dasselbe. Nicole sprach gemessen, aber mit Bestimmtheit, und sie machte nur kurze Pausen, wenn sie den Blick von der Kamera wieder auf ihre Notizen senkte. Die Stimme zeigte zwar einige Modulation, doch der ernste Gesichtsausdruck blieb praktisch unverändert. Nur als sie darauf verwies, dass die Ramaner vielleicht >andere, weniger freundliche Methoden< der Datenerfassung anwenden könnten, flammte eine starke Emotion in ihren dunklen Augen auf.
Kenji Watanabe sah sich die erste Hälfte der Sendung mit intensiver Konzentration an. Während der >Anhänge< dagegen begann sein Gehirn abzuschweifen und Fragen zu stellen. Wer sind diese Außerirdischen? überlegte er. Woher sind sie gekommen ? Warum wollen sie uns beobachten ? Und warum haben sie Nicole des Jardins als Sprecherin gewählt?
Kenji lachte in sich hinein, als ihm bewusst wurde, dass derart unbestimmte Fragen sich endlos fortsetzen lassen würden. Er beschloss, sich greifbareren Überlegungen zuzuwenden.
Wenn Nicole jetzt noch lebte, wäre sie einundachtzigJahre alt. Die Frau auf dem Bildschirm hatte zwar ein bisschen Grau im Haar und gewiss mehr Fältchen im Gesicht als Kosmonautin des Jardins beim Start der Newton von der Erde, doch sie war keinesfalls um die achtzig. Vielleicht höchstens zwei- oder dreiundfünfzig, dachte Kenji.
Hat sie also diese Aufnahme vor dreißig Jahren gemacht ? Oder ist ihr Alterungsprozess irgendwie verzögert worden ? Es kam ihm nicht in den Sinn, an Nicoles Identität zu zweifeln. Er hatte genügend lange im
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