Die nächste Begegnung
Fragen, ehe die ganze Truppe wieder verschwand.
Als Nächste kamen die >Einstein<-Bioten. Das Publikum brach in freudiges Gelächter aus, als vier Einsteins — jeder ein getreues Abbild des wild-ungekämmten, weißschopfigen genialen Wissenschaftlers aus dem zwanzigsten Jahrhundert — Seite an Seite hereingewackelt kamen. Sie erklärten, sie seien die Ingenieure und Wissenschaftler der Kolonie. Ihre Hauptfunktion, eine fundamental wichtige und vielfältige Aufgabe, sei es, »eine zufriedenstellend funktionierende Infrastruktur in der Kolonie zu sichern«, wozu natürlich auch das Heer der Bioten gehöre.
Eine weitere Gruppe hochbeiniger, jettschwarzer weiblicher Bioten stellte sich als >Tiassos< und als auf das Gesundheitswesen spezialisiert vor. Sie sollten die Ärzte, Krankenschwestern und Sanitätsbeamten stellen und im Fall elterlicher Nichtverfügbarkeit die Kinderpflege übernehmen. Und kaum war die Tiasso-Nummer beendet, kam ein schlanker, fernöstlich wirkender Biot herein. Er trug eine Lyra und eine elektronische Staffelei mit sich. Er stellte sich als >Yasunari-Kawabata<-Biot vor und spielte dann eine kurze, wunderschöne Melodie auf seinem Saiteninstrument.
»Wir Kawabatas sind schöpferische Künstler«, sagte er schlicht. »Wir sind Musiker, Schauspieler, Maler, Bildhauer, Schrift- und Schreibkünstler und manchmal Foto- und Filmkünstler. Es gibt nicht viele von uns, aber wir sind für die Lebensqualität in New Eden sehr wichtig.«
Als die offizielle Informationssitzung endlich beendet war, wurde dem Erkundungstrupp im Großen Saal ein exzellentes Essen serviert. Etwa zwanzig Bioten leisteten den Menschen dabei Gesellschaft, obwohl sie — natürlich — nichts zu sich nahmen. Die gebratene Enten-Imitation schmeckte verblüffend authentisch, und selbst die Weine hätten bestenfalls sehr erfahrene Vinologen auf Erden beanstanden können.
Im späteren Verlauf des Abends, nachdem die Menschen sich etwas ungehemmter in der Nähe ihrer biotischen Tischgenossen fühlten und sie mit Fragen bombardierten, tauchte in der geöffneten Tür eine einzelne weibliche Gestalt auf. Zunächst bemerkte keiner sie. Aber es war dann bald still im Raum, nachdem Kenji Watanabe aufgesprungen und mit weit ausgestreckter Hand auf den neuen Gast zugeeilt war.
»Dr. desJardins, nehme ich an«, sagte er mit einem Lächeln.
10
Ungeachtet der Versicherungen Nicoles, dass alles in New Eden vollkommen in Einklang stehe mit den in ihrem Video gemachten Angaben, weigerte sich Commander Macmillan, den Passagieren und der Mannschaft der Pinta den Zugang nach Rama zu erlauben und ihre neuen Domizile in Besitz zu nehmen, ehe er absolut sicher sei, dass keine Gefahr für sie bestehe. Er konferierte ausführlich mit ISA-Leuten auf der Erde und entsandte schließlich unter dem Kommando seines Vize, Dmitri Ulanov, ein zweites kleines Kontingent nach Rama, um zusätzliche Informationen zu sammeln. Wichtigster Mann in Ulanovs Team war der Erste Schiffsarzt der Pinta, ein unhöflich-strenger Niederländer namens Darl van Roos. Kenji Watanabe und zwei Soldaten aus dem ersten Erkundungstrupp kamen gleichfalls mit.
Der Schiffsarzt hatte unzweideutige Instruktionen. Er sollte die Wakefields — und zwar alle ! — untersuchen und attestieren, ob sie Menschen seien oder nicht. Als zweite Aufgabe war ihm gestellt, die Bioten zu analysieren und ihre nicht-biologischen Merkmale einzuordnen. Das alles ließ sich recht problemlos bewerkstelligen, wenn auch Katie Wakefield sich bei ihrer Untersuchung als nicht-kooperativ, ja sogar sarkastisch-abweisend erwies. Auf Richard Wakefields Vorschlag hin zerlegte ein Einstein einen Lincoln und demonstrierte auf Funktionsbasis die Arbeitsweise der höchstkomplizierten Subsysteme. Commander Ulanov war gebührlich beeindruckt.
Zwei Tage später begannen die Weltraumreisenden damit, ihre Habe aus der Pinta nach Rama zu bringen. Ein beachtliches Biotenkontingent half beim Entladen des Raumschiffs und dem Transport aller Vorräte nach New Eden. Das Ganze dauerte fast drei volle Tage. Aber wo sollten die einzelnen Kolonisten sich ansiedeln? In einem >Volksentscheid<, der später beträchtliche Konsequenzen für die Kolonie mit sich bringen sollte, entschieden sich fast sämtliche der dreihundert Passagiere der Pinta für das südöstliche Village, in dem bereits die Wakefields lebten. Nur Max Puckett und eine Handvoll weiterer Farmer entschieden sich für eine andere Region und zogen direkt ins Agrargebiet am
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