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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Zugangstunnels auf sie. Bericht weiterleiten an die anderen ... Ich lasse jetzt Snyder und Finzi hier zurück, wir andern rücken auf die Fremden zu vor.«
    Die beiden Gestalten blieben bewegungslos, während die vierzehn Mann des Expeditionstrupps der Pinta sich ihnen näherten. Die Soldaten deckten die Gruppe als Vorhut und waren feuerbereit, sollte es nur das geringste Anzeichen von Ärger geben.
    »Willkommen in Rama«, sagte Abraham Lincoln, als der erste vom Erkundungstrupp knappe zwanzig Meter vor ihm angelangt war. »Wir sind gekommen, um euch zu eurer neuen Wohnstätte zu begleiten.«
    Macmillan antwortete nicht sogleich. Vielmehr war es das nicht zu bremsende Temperament des Max Puckett, das die lastende Stille durchbrach: »Bist du ein Gespenst?«, rief er. »Ich meine, du bist doch nicht wirklich Abe Lincoln?«
    »Selbstverständlich nicht«, erwiderte Lincoln sachlich. »Benita Garcia und ich sind Humanbioten. Ihr werdet in New Eden fünf Kategorien von Humanbioten finden, die alle mit besonderen Kapazitäten ausgestattet sind, um den Menschen die langweiligen Routinetätigkeiten abzunehmen. Ich bin auf Büroarbeit und Rechtsfragen spezialisiert, auf Rechnungswesen und Buchführung und Haushaltswesen, Management in privaten und beruflichen Bereichen und auf andere organisatorische Aufgaben.«
    Max war wie vor den Kopf geschlagen. Er missachtete den Befehl seines Commanders (»Zurück!«) und trat bis auf wenige Zentimeter an Lincoln heran. »Aber das ist doch wieder so ein bescheuerter Roboter«, brummte Max. Und sämtliche möglichen Gefahren missachtend, streckte Max die Hand aus und fuhr mit den Fingern über das Gesicht dieses >Lincoln<, betastete die Haut um die Nase, dann den dichten schwarzen Bart. »Es ist nicht zu fassen«, sagte er laut. »Absolut unglaublich !«
    »Wir sind nach höchst detailgenauen Prinzipien gefertigt«, erklärte der Lincoln-Biot. »Unsere Haut ist chemisch der euren weitgehend ähnlich, und unsere Augen funktionieren gemäß der gleichen optischen Gesetze wie bei euch, aber wir sind keine sich dynamisch konstant erneuernden Wesen wie ihr. Unsere Subsysteme müssen gewartet und gelegentlich von Technikern ausgetauscht werden.«
    Die unbekümmerte Kühnheit von Max hatte die Situation entspannt. Und nun fummelte und grapschte das ganze Erkundungsteam einschließlich Commander Macmillan an den beiden Bioten herum. Und die Lincoln- und Garcia-Verkörperungen gaben die ganze Zeit brav Auskunft über ihre Konstruktion und ihre Funktionsweise. Irgendwann fiel es Kenji auf, dass Max Puckett sich aus der Gruppe zurückgezogen hatte und ganz allein an der Tunnelwand hockte.
    Kenji ging zu seinem Freund hinüber und fragte: »Was ist denn los mit dir, Max?«
    Max schüttelte den Kopf. »Was muss das für 'n Genie sein, der so was wie die beiden da erschaffen konnte? Es ist einfach unheimlich.« Er verstummte. Dann sagte er leise: »Vielleicht bin ich ja nicht ganz normal, aber die zwei Bioten machen mir ziemlich viel mehr Angst als der ganze Riesenzylinder hier.«
    Die Bioten Lincoln und Garcia geleiteten den Erkundungstrupp bis zu dem scheinbar toten Ende des Tunnelgangs. Aber Sekunden später klaffte in der Wandung eine Tür auf, und die Bioten bedeuteten den Menschen, sie sollten hineingehen. Auf Macmillans Befragung hin erklärten die Bioten, die Menschen würden da ein Transportsystem besteigen, das sie an den Rand des Erdmoduls befördern werde.
    Macmillan übermittelte die Bioteninformation seinem Stellvertreter Ulanov auf der Pinta und befahl ihm, »abzuzischen«, falls er innerhalb von achtundvierzig Stunden keine neuen Nach ri chten vom Erkundungstrupp bekommen sollte.
    Die Fahrt in der Tunnelbahn war erstaunlich. Max Puckett fühlte sich an die riesenhafte Achterbahn auf dem texanischen Jahresfest im Vergnügungspark von Dallas e ri nnert. Das projektilähnliche Fahrzeug schoss aus einer in einem Schlauch befindlichen Spiralspur atemberaubend schnell von dem schüsselförmigen nördlichen Rama-Ende in die Zentralebene im Rama-Innern hinab. Durch das umgebende stabile, aber durchsichtige plastikartige Material erhaschten Kenji und seine Gefährten flüchtige Blicke auf das immense Konstruktgeflecht der Leitern- und Treppenanlagen, das sich über die Distanz ihrer Fahrtstrecke ausdehnte. Sie sahen allerdings nicht jene >unvergleichliche< Szenerie, wie sie von den früheren Rama-Erforschern berichtet worden war — denn ihre Sicht südwärts wurde von einer extrem hohen

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