Die nächste Begegnung
zur Verarbeitung nach New Eden zurückführen?«
»Der Energiebedarf dieser Siedlung wird beträchtlich sein. Nicht nur für die Beleuchtung wegen der ständigen Dunkelheit, sondern auch für alle Geräte. Außerdem liegt das hier weit genug von New Eden entfernt, dass wir mit nicht unbeträchtlichen Verlusten unterwegs rechnen müssen ... Unsere besten superleitfähigen Materialien sind für solch einen Einsatz zu kritisch.«
Während Richard zuhörte, stieg eine Mischung von Angewidertheit und Zorn in ihm auf. Diese Leute hier arbeiteten an einer Machbarkeitsstudie für eine externe Dorfsiedlung zur Unterbringung der RV-41-Träger. Das Projekt mit dem schönen Namen >Avalon< war dank eines heiklen politischen Kompromisses zwischen Gouverneur Watanabe und der Opposition in Angriff genommen worden. Kenji hatte der Finanzierung der Studie zugestimmt, um zu demonstrieren, wie offen er in der strittigen RV-41-Frage sei.
Richard zog mit seinem Biotentrupp in südlicher Richtung weiter. Direkt nördlich des Kontroll-Iglus holten sie eine andere Gruppe von Menschen und Bioten ein, die mit recht eindrucksvollem Gerät zum zweiten Sondierungsprojekt unterwegs war.
»Hallo, Richard«, sagte Marilyn Blachstone, die britische Kollegin, die er als Leiterin für das Sondierungsunternehmen empfohlen hatte. Marilyn stammte aus Taunton in Somerset/ England. Ihr Examen hatte sie 2232 in Cambridge gemacht, und sie war höchst kompetent.
»Na, wie geht es voran?«, fragte Richard.
»Wenn du 'ne Minute Zeit hast, komm und schau es dir an«, schlug Marilyn vor.
Richard ließ seine drei Einsteins an der Steuerzentrale zurück und begleitete das andere Team über die Zentralebene zum zweiten Habitat. Unterwegs erinnerte er sich wieder an das Gespräch mit Kenji Watanabe und Dmitri Ulanov an einem Nachmittag im Büro des Gouverneurs, bevor das Sondierungs-Projekt offiziell gebilligt war.
»Ich möchte klarstellen«, hatte Richard gesagt, »dass ich kategorisch gegen jegliche Art Versuch bin, in die Unverletzlichkeit des anderen Habitats einzudringen. Nicole und ich sind praktisch sicher, dass es eine andersgeartete Lebensform beherbergt. Und es gibt kein zwingendes Argument, das für ein Eindringen spräche.«
»Angenommen, es ist leer«, hatte Dmitri erwidert. »Angenommen, es wurde da für uns hingesetzt mit der Voraussetzung, dass wir intelligent genug sind, herauszufinden, wie wir es uns nutzbar machen können.«
.Dmitri!. Richard brüllte beinahe. »Hast du irgendwas gehört oder begriffen, was Nicole und ich euch in diesen langen Monaten sagten? Du klebst noch immer an einer absurden homozentrischen Vorstellung vom Rang des Erdenmenschen im Universum. Weil wir auf unserem Heimatplaneten die dominante Spezies sind, nimmst du einfach an, wir wären höherwertige, überlegene Geschöpfe. Wir sind es nicht! Es muss Hunderte von .. .
»Richard«, unterbrach Kenji leise, »wir kennen deine Überzeugungen zu dem Thema. Aber die Bevölkerung der Kolonie New Eden geht da eben nicht mit dir. Die Leute haben den Adler nie zu Gesicht bekommen oder die Oktarachniden oder irgendwelche der andren Wunderwesen, von denen ihr redet.
Was sie wissen wollen, ist, ob wir expandieren können .. .
Schon damals hatte Kenji Angst, dachte Richard, während sie näher an das zweite Habitat heranrückten. Und er zittert immer noch vor Angst, dass Macmillan Ulanov bei den Wahlen überrundet und die Kolonie Nakamura in die Hände spielt.
Als sie an Ort und Stelle waren, machten sich zwei EinsteinBioten sofort an die Arbeit. Vorsichtig brachten sie den Kornpaktlaserbohrer an dem bereits in die Wand vorgetriebenen Loch in Stellung. Fünf Minuten später begann der Bohrer die Kerbung im Metall langsam zu erweitern.
»Wie tief seid ihr gekommen?«, fragte Richard.
»Bisher erst fünfunddreißig Zentimeter«, antwortete Marilyn. »Wir gehen die Sache sehr behutsam an. Wenn die Mauerdicke die gleiche ist wie bei uns, werden wir noch drei, vier Wochen bis zum Durchbruch brauchen ... Übrigens, die Spektralanalyse zeigt, dass die Konsistenz des Mauermaterials der unsrigen entspricht.«
»Und wenn ihr nach innen durchgedrungen seid ...«
Marilyn lachte. »Keine Sorge, Richard. Wir werden uns genau an deine Richtlinien halten. Wir werden minimal zwei Wochen lang eine passive Observation durchführen, ehe wir zur nächsten Phase weitergehen. Wir geben denen eine Chance zu reagieren — sofern da drin jemand ist.«
Ihr skeptischer Ton war unüberhörbar.
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