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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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einmal und verschwand dann. Aber die Bioten hatten die ganze Szene in ihren Video-Subsystemen gespeichert.

    3
    »Willst du ewig weiter so deprimiert bleiben?«, fragte Nicole ihren Mann über den Frühstückstisch hinweg. »Außerdem, bisher ist ja nichts Schlimmes passiert. Das Wetter ist doch schön geblieben.«
    »Ich finde, es ist besser als vorher, Onkel Richard«, bemerkte Patrick versöhnlich. »Du bist ein Held an der Uni — auch wenn ein paar von den Jungs dich für 'nen Partial-ET halten.«
    Richard brachte ein Lächeln zustande. »Die Regierung hält sich nicht an meine Empfehlungen«, sagte er ruhig, »und kümmert sich nicht im Geringsten um die Warnung des Adlers. Im Technischen Amt gibt es sogar ein paar Leute, die sagen, ich hätte d as Adler-Hologramm selber gemacht. Könnt ihr euch so viel Stupidität vorstellen?«
    »Kenji glaubt aber, was du ihm gesagt hast, Lieber.«
    »Warum lässt er dann zu, dass diese Klima-Ochsen beständig die gebotene Reaktionsstärke erhöhen? Sie können auf gar keinen Fall die Langzeitwirkungen vorhersagen.«
    »Was beunruhigt dich denn dabei so, Vater?«, fragte Ellie.
    »Die Kontrolle einer solch großen Gasmenge ist eine sehr komplizierte Sache, Ellie, und ich hab den größten Respekt vor den Aliens, die uns die Infrastruktur in New Eden entworfen und eingerichtet haben. Sie bestanden darauf, dass die Konzentration von Kohlendioxid und andren Schadstoffen unterhalb bestimmter Grenzwerte gehalten werden müssten. Sie haben sich dabei doch bestimmt was gedacht, oder?«
    Patrick und Ellie beendeten ihr Frühstück und baten, sich vom Tisch entfernen zu dürfen. Später, nachdem die Kinder aus dem Haus waren, trat Nicole um den Tisch herum und legte Richard die Hände auf die Schultern. »Erinnerst du dich noch an diese Nacht, in der wir mit Patrick und Ellie über Albert Einstein diskutierten?«
    Er blickte mit gerunzelter Stirn zu ihr auf.
    »Und als wir dann später im Bett lagen, bemerkte ich, dass Einsteins Entdeckung der Relation zwischen Materie und Energie >fruchtbar< sei, weil sie zum Bau von Kernwaffen führte ... Weißt du noch, wie du reagiert hast?«
    Richard schüttelte den Kopf.
    »Du hast zu mir gesagt: >Einstein war ein Gelehrter, dessen Lebensaufgabe die Suche nach Wissen und Wahrheit war.< Du hast gesagt: >Es gibt kein Wissen, keine Erkenntnis, die furchtbar wären<, hast du gesagt, >nur was andre Menschen mit diesem Wissen anrichten, kann als furchtbar bezeichnet werden.<«
    Richard lächelte. »Du versuchst doch nicht etwa, mich in dieser Klima-Streitfrage von der Verantwortung freizusprechen?«
    »Vielleicht doch«, erwiderte Nicole, zog ihm den Kopf nach hinten und gab ihm einen Kuss auf den Mund. »Ich weiß, dass du eins der klügsten kreativen Menschenwesen bist, die je gelebt haben, und es macht mich wütend zu sehen, wie du die ganze Last der Sünden dieser Kolonie auf deine Schultern lädst.«
    Richard erwiderte den Kuss mit bemerkenswerter Intensität. »Meinst du, wir schaffen es, ehe Benjy aufwacht?«, flüsterte er. »Der hat heute keine Schule, und gestern Abend blieb er ziemlich lange auf.«
    »Vielleicht«, antwortete Nicole mit kokett herausforderndem G ri nsen. »Wir können es ja versuchen. Ich habe meinen ersten Fall erst auf zehn Uhr anberaumt.«
    Eponines Kursus in der Oberstufe der Central Highschool hieß schlicht >Kunst und Literatur< und umfasste zahlreiche Aspekte der Kulturen, welche die Kolonisten (zumindest vorläufig) zurückgelassen hatten. In ihrem Grundkurs behandelte Eponine eine ganze Reihe ausgewählter multikultureller Quellen, ermutigte aber ihre Schüler, sich unabhängig davon jedem Spezialbereich zu widmen, der sie besonders interessierte. Und sie benutzte zwar stets vorher feststehende Einzel- und Gesamtthemen in ihren Kursen, doch sie war auch einer jener seltenen Lehrer, die den Unterricht jeweils maßgerecht den Interessen der Lernenden anpassen können.
    Sie selbst hielt Victor Hugos LES MISERABLES für den größten jemals geschriebenen Roman; und Pierre Auguste Renoir, der aus ihrer Heimatstadt Limoges stammte, nicht nur für den größten Impressionisten, sondern für den bedeutendsten Maler überhaupt. Eponine behandelte die Werke ihrer beiden Landsleute in ihrem Kurs, präsentierte aber auch das übrige Quellenmate ri al sorgfältig, so dass ein repräsentativer Überblick über andere Rassen und Kulturen gegeben war.
    Da die Kawabata-Bioten ihr alljährlich bei den Theateraufführungen halfen,

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