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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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der Senat vor achtzehn Monaten den Beschluss verabschiedete, dass eine Tiefensonde entwickelt und eingesetzt werden solle, um die ramanischen Umweltbedingungen direkt außerhalb der Humanenklave zu testen. -Richard hatte im Prüfungskomitee mitgewirkt, das die technische Planung der Sonde überwachte; er hatte befürchtet, dass die Außenwelt übermäßig feindselig sein könne und dass die Konstruktion der Sonde die Unversehrtheit ihrer Siedlung nicht in ausreichendem Maß sicherstellen könne. Man hatte viel Zeit und Geld investiert, um die Grenzen von New Eden während des ganzen Experiments garantiert hermetisch abzuschotten, während die Sonde sich langsam durch die Mauer voranschob.
    Richards Kredit in der Kolonie war dahin, als sich herausstellte, dass es keine signifikanten Unterschiede gab zwischen den Umweltbedingungen in New Eden und in Rama. >Draußen< herrschte nur ständige Finsternis, und es gab kleinere periodische Schwankungen des Luftdrucks und der Zusammensetzung der Atmosphäre, doch im Großen und Ganzen waren die Umweltbedingungen >draußen< in Rama denen der Kolonie so ähnlich, dass die Menschen nicht einmal ihre Raumanzüge tragen mussten. Zwei Wochen nach dem ersten positiven Sondenergebnis hatten die Kolonisten die Teile der Zentralebene kartographisch erfasst, die ihnen nun zugänglich waren.
    New Eden und ein identisches rechteckiges Konstrukt im Süden, das Richard und Nicole für ein Habitat einer zweiten andern Lebensform hielten, waren gemeinsam in einer größeren, gleichfalls rechteckigen Region durch eine hohe metallgraue Barriere vom rechtlichen Rama abgesondert. Die Wälle im Norden und Süden dieser Großregion waren Erweiterungen der jeweiligen Habitatsabgrenzung. Aber im Osten und Westen davon gab es etwa zwei Kilometer tief offenes Land.
    An den vier Eckpunkten des äußeren Rechtecks befanden sich massive zylindrische Strukturen. Richard und mit ihm die anderen Techniker der Kolonie waren überzeugt, dass diese unzugänglichen Eckzylinder die Flüssigkeiten und Pumpensysteme beherbergten, durch die das Environment in den Habitaten aufrechterhalten wurde.
    Die neue Vorfeldregion war oben offen und hatte nur die andere Seite Ramas als Dach. Sie umfasste den Großteil des nördlichen Halbzylinders. Eine große igluförmige Metallhütte war das einzige Gebäude zwischen den beiden Habitaten. Darin befand sich die Steuerzentrale für New Eden, und sie lag zirka zwei Kilometer südlich der Koloniegrenze.
    Richard und die drei Einsteins strebten auf diesen Kontroll-Iglu zu, an dem sie seit fast zwei Wochen versucht hatten, das Hauptkontrollsystem aufzubrechen, welches das Wetter in New Eden bestimmte. Gegen den Widerstand Kenji Watanabes hatte der Senat zuvor Mittel für die »umfassende Bemühung der besten Techniker« der Kolonie bewilligt, um die Klimaalgorithmik der Konstrukteure dieser Welt zu verändern. Das Gesetz wurde nach Anhörung der Expertise einer japanischen Wissenschaftlergruppe verkündet, die behauptet hatte, selbst bei noch höheren Kohlendioxid- und Dunstwerten in der Atmosphäre könnten dennoch stabile Klimabedingungen innerhalb New Edens gewahrt bleiben.
    Den Politikern gefiel diese Expertenaussage: Wenn es nämlich überhaupt nicht wirklich erforderlich war, offene Kaminfeuer zu verbieten, noch ein umgebautes Gastauscher-Netz einzurichten, und wenn man nur einige Parameter des Algorithmus der Konstrukteure zu korrigieren brauchte, die schließlich auf nicht mehr gültige Voraussetzungen hin entworfen waren, ja dann ...
    Richard verabscheute eine solche Denkweise. »Problemvermeidung, so lang wie nur möglich«, nannte er das. Trotzdem — vor allem weil Nicole ihn so dringend bat und weil es den übrigen Technikern absolut unmöglich war, auch nur Teilaspekte der Prozesse bei der Klimakontrolle zu verstehen — hatte er sich bereitgefunden, die Sache anzugehen. Allerdings hatte er zur Bedingung gemacht, dass er im Wesentlichen allein, nur mit seinen Einstein-Helfern, arbeiten dürfe.
    An diesem Tag, an dem Richard seinen letzten Versuch unternehmen wollte, den Klimaalgorithmus zu knacken, hielt er mit seinen Bioten an einer Stelle einen Kilometer vor der Kolonieschleuse an. Unter großen Lampen sah er eine Schar von Architekten und Technikern an einem sehr langen Werktisch arbeiten.
    »Es wird nicht schwer sein, den Kanal zu bauen — der Boden ist recht weich.«
    »Ja, aber was wird mit der Drainage? Sollen wir Senkgruben ausheben oder die Abfallprodukte

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