Die nächste Begegnung
Junge, der einen mächtigeren Körper hatte als die meisten ausgewachsenen Männer, sich auf die Bettkante setzte und seine Mutter umarmte.
»Danke, Onkel Richard.«
»Bleibt es bei dem Picknick heut im Sherwood Forest?«, fragte Benjy mühsam.
»Aber klar doch«, sagte seine Mutter. »Und heut Abend machen wir eine richtig große Party.«
»Hurra!«, stammelte Benjy.
Es war ein Samstag. Patrick und Ellie konnten länger schlafen, da sie keine Kurse hatten. Der Line servierte Richard und Nicole das Frühstück, und Benjy sah sich unterdessen die Morgennachrichten im TV an. Es gab einen knappen Filmbericht über die »allerneuesten Konfrontationen mit den Leggies« und Kommentare dazu von beiden Kandidaten für den Gouverneursposten.
»Wie ich nun schon seit vielen Wochen deutlich gesagt habe«, bemerkte Macmillan, an den TV-Reporter gewandt, »müssen wir unsere Verteidigungsbereitschaft drastisch ausbauen. Endlich ist es uns gelungen, die unsren Streitkräften zur Verfügung stehenden Waffen zu modernisieren und auf den neuesten Stand zu bringen, doch es ist erforderlich, dass wir auf diesem Kampfgebiet einfach mit größerer Kühnheit vorstoßen ...«
Zum Abschluss der Frühnachrichten kam ein Interview mit der Leiterin des Klimadienstes. Sie erklärte, das ungewöhnlich trockene und windreiche Wetter der letzten Zeit sei auf einen »Darstellungsfehler« in der Computersimulation zurückzuführen. »Die ganze Woche hindurch«, sagte die Frau, »haben wir vergeblich versucht, Regen zu produzieren. Doch für heute — zum Wochenende — haben wir selbstverständlich Sonne programmiert ... Aber wir versprechen euch, dass es nächste Woche regnen wird.«
»Die haben nicht die geringste Ahnung davon, was sie anrichten«, knurrte Richard und schaltete den Apparat aus . . »Sie überfüttern das System mit Anweisungen und schaffen dabei ein Chaos.«
»Was ist das, ein Kaoss, Onkel Richard?«, fragte Benjy. Richard zögerte nur kurz. »Ich nehme an, es lässt sich am
einfachsten als die Nichtexistenz von Ordnung definieren. In der Mathematik allerdings hat das eine präzisere Bedeutung. Man bezeichnet damit freie Reaktionen auf kleine Störungen.« Richard lachte plötzlich. »Tut mir leid, Benjy. Manchmal qu as sle ich wirklich nur Fachchinesisch.«
Benjy strahlte ihn an. »Ich hab es gern, wenn du mit mir redest, wie wenn ich ganz normal wär'«, sagte er mit sehr sorgfältiger Aussprache. »Und m-manch-mal v-v-veer-steh ich so- sogar ein bi-bisschen.«
Nicole wirkte geistesabwesend, während der Line den Frühstückstisch abräumte. Als Benjy hinausging, um sich die Zähne zu putzen, beugte sie sich zu Richard hinüber. »Hast du mit Katie gesprochen? Sie ist gestern Nachmittag und auch später in der Nacht nicht ans Telefon gegangen.«
Richard schüttelte den Kopf.
»Benjy wäre grässlich verletzt, wenn sie nicht zu seiner Geburtstagsparty käme ... Ich werde Patrick losschicken, damit er sie erwischt, sobald er wach ist.«
Richard stand auf und kam um den Tisch herum. Er nahm Nicoles Hand und hob sie hoch. »Und wie steht es mit dir, Mrs Wakefield? Hast du in deinem übervollen Programm irgendwo ein paar Augenblicke der Ruhe und Entspannung eingeplant? Immerhin, es ist jetzt Wochenende.«
»Ich muss heute Morgen in der Klinik vorbeischauen und bei der Einweisung der zwei neuen Hilfskräfte mitmachen. Um zehn wollten Ellie und ich mit Benjy hier losziehen. Auf dem Rückweg geh ich mal kurz ins Gericht — ich hab bisher noch nicht mal die eingereichten Unterlagen für die Verhandlungen am Montag gelesen. Um halb drei habe ich eine Blitzverabredung mit Kenji, und meine Pathologievorlesung ist um drei ... Ich könnte also etwa um halb fünf wieder daheim sein.«
»Und damit bleibt dir gerade ausreichend Zeit, um die Party für Benjy zu organisieren. Also wirklich, Liebes, du solltest etwas langsamer sausen. Immerhin bist du ja kein Biot.«
Nicole gab ihm einen Kuss. »Du darfst mir da gar nichts sagen. Du arbeitest schließlich zwanzig und dreißig Stunden durch, wenn dich eine Sache interessiert!« Nach einer Pause fuhr sie ernst fort: »Das alles ist sehr wichtig, Lieber ... Ich spüre, dass wir an einem entscheidenden Punkt in der Politik der Kolonie angelangt sind und dass ich dabei wirklich etwas entscheidend beeinflussen kann.«
»Aber gewiss, Nicole. Ganz bestimmt ist deine Arbeit von großer Bedeutung. Aber du hast nie mehr Zeit für dich selber.«
»Das ist ein Luxus«, sagte Nicole, ehe sie
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