Die nächste Begegnung
Anschuldigung in diesem Fall eine äußerst gründ li che Faktenermittlung nötig, und das bedeutet, dass du eine umfassende Aussage machen und eine Reihe recht brutaler Fragen beantworten musst ...«
Pedro Martinez hob nun den Kopf und schaute Nicole mit trauererfüllten Augen an. »Richter Wakefield«, sagte er leise, »Mariko und ich ... wir haben heute Nacht miteinander ge .. . ah ... es gemacht, aber es war ihre Idee ... sie meinte, es würde ein toller Spaß werden, in den Wald zu gehen und ...« Der junge Mann sprach nicht weiter und starrte wieder zu Boden.
»Hattest du früher schon mal Geschlechtsverkehr mit Mariko?«, fragte Nicole nach einer geraumen Weile.
»Ja, einmal — vor einer Woche, zehn Tagen.«
»Pedro, als ihr euch heute Nacht geliebt habt ... war das sehr heftig, sehr stark körperlich?«
Aus Pedros Augen quollen Tränen und rollten ihm die Wangen hinab. »Ich hab sie nicht geschlagen«, stieß er leidenschaftlich heraus. »Ich hätte ihr niemals weh tun können .. .
Noch während er sprach, hörte man in der Ferne ein seltsames Geräusch. Es klang wie das Knallen einer langen Peitschenschnur, nur dunkler im Ton.
»Was war denn das?«, fragte Nicole laut.
»Es klang wie Donner«, sagte Pedro irritiert.
Der Donner war auch im Hakone-Village vernehmbar, wo Patrick in einer Luxussuite in Nakamuras >Palace< saß und mit seiner Schwester Katie sprach. Sie hatte ein teuer aussehendes, blauseidenes Hausdress an.
Patrick kümmerte sich nicht um den unerwarteten Lärm. Er war wütend. »Du willst mir also zu verstehen geben, dass du dich nicht mal bemühen willst, heut Abend zu Benjys Geburtstagsparty zu kommen? Und was soll ich Mutter sagen?«
»Ach, sag ihr doch, was du magst«, erwiderte Katie leichthin. Sie zog eine Zigarette aus ihrem Etui und steckte sie sich zwischen die Lippen. »Sag ihr einfach, du hast mich nicht finden können.« Sie zündete die Zigarette mit einem goldenen Feuerzeug an und blies den Rauch ihrem Bruder ins Gesicht. Er versuchte, den Rauch fortzuwedeln.
»Ach, komm schon, kleiner Bruder«, sagte Katie lachend. »Das bringt dich nicht um.«
»Nicht gleich jedenfalls«, erwiderte er.
»Also jetzt hör mal, Pat«, sagte Katie, sprang auf und fing an, im Raum herumzulaufen, »Benjy ist ein Idiot, geistig unterbelichtet. Und wir waren uns nie besonders nahe. Der merkt doch überhaupt nicht, dass ich nicht dabei bin, wenn ihn keiner drauf aufmerksam macht.«
»Du irrst dich, Katie. Er ist viel intelligenter, als du glaubst. Und außerdem fragt er ständig nach dir.«
»Das ist doch echt verquirlte Scheiße, kleiner Bruder«, sagte Katie. »Das sagste doch nur, damit ich Gewissensbisse krieg ... Also, hör mir mal zu! Ich werde nicht kommen. Ich meine, ich würde mir das vielleicht sogar noch überlegen, ob ich nicht komme, wenn es dort nur dich und Benjy und Ellie gäbe — obwohl, die hat sich ja seit ihrer wundervollen Rede auch schon zu 'nem Furunkel am Arsch entwickelt —, aber du weißt doch, wie das ist, wenn ich in der Nähe von Mutter bin. Die hackt doch dauernd auf mir herum.«
»Sie macht sich halt Sorgen um dich, Katie.«
Katie stieß ein nervöses Lachen aus und paffte heftig an ihrer Zigarette. »Na klar, Patrick ... Das Einzige, was sie wirklich beunruhigt, ist, ob ich der Familie Schande mache.«
Patrick stand auf, um zu gehen. »Deswegen brauchst du nicht gleich abzuhauen«, sagte Katie. »Bleib doch noch ein bisschen, he? Ich zieh mir was an, und dann geh‘n wir runter ins Casino ... Weißt du denn nicht mehr, was wir zwei für einen Riesenspaß zusammen hatten?«
Sie bewegte sich auf ihr Schlafzimmer zu.
»Nimmst du eigentlich Drogen?«, fragte Patrick heftig.
Sie blieb stehen und schaute ihren Bruder scharf an. »Wen geht das was an?«, fragte sie herausfordernd. »Geht es dich was an oder Madame Kosmonaut-Doktor-Gouverneur-Oberrichter Nicole des Jardins-Wakefield?«
»Ich will es wissen«, sagte Patrick leise. Katie kam wieder zu ihm zurück und umfasste sein Gesicht mit beiden Händen. »Ich bin deine Schwester, Patrick, und ich lieb dich«, sagte sie. »Alles andre ist unwichtig.«
Die düsteren Wolken hatten sich über die ganzen sanft gewellten Hügel des Sherwood Forest ausgebreitet. Durch die Bäume fegte ein Wind und ließ Ellies Haare wehen. Ein Blitz zuckte, gefolgt von fast sofortigem Donner.
Benjy schreckte zurück, und Ellie zog ihn fest an sich. »Nach der Karte sind wir nur ungefähr einen Kilometer vom Waldrand
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