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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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den weißen Bauten verliefen straßenähnliche Verbindungen. Aber natürlich, wieso hätte ich was anderes erwarten sollen. Wir haben in New Eden eine Erde en miniature nachgebaut. Und das da muss dann logischerweise eine Nachbildung des Heimatplaneten der Avianer sein.
    Nicole und er hatten, so fiel ihm ein, von Beginn an die Überzeugung gewonnen, dass die Avianer (falls sie es je gewesen waren) nicht mehr eine hochtechnisierte, raumfahrende Spezies sein konnten ... Er holte das Fernglas hervor und besah sich den braunen Zylinder näher. Was da wohl für Geheimnisse in dir stecken ?, dachte er in einem Anflug von freudiger Erregtheit angesichts möglicher abenteuerlicher Entdeckungen.
    Dann suchte er den >Himmel< nach irgendeinem Zeichen für die Anwesenheit von Avianern ab. Zu seiner Enttäuschung ohne Erfolg. Ein paarmal glaubte er auf der Spitze des braunen Zylinders fliegende Gestalten entdeckt zu haben, doch die dunklen Flecken huschten dermaßen rasch durch das Sichtfeld seines Fernglases, dass er keine Gewissheit bekam. Und wohin er sonst auch spähte — alle Grünbereiche, die Umgebung der weißen Bauten, selbst im Graben —, er sah nirgendwo irgendwelche Bewegungen. Er fand keinerlei Anzeichen dafür, dass es im Avianischen Habitat irgendwelches Leben gab.
    Vier Stunden später verschwand das Licht, und Richard hing erneut in der senkrechten Wand in der Finsternis. Sein Thermometer und die integrierte Messspeicherung sagten ihm, dass es seit seinem Vordringen in dieses Habitat nur eine Schwankung von einem halben Grad unter und über 26° Celsius gegeben hatte. Beeindruckende Thermalkontrolle, sagte er zu sich. Aber wozu eine solche Stringenz ? Wieso verschwenden die dermaßen hohe Energiemengen, um die Temperatur konstant zu halten?
    Als dann aber die Dunkelperiode stundenlang andauerte, wurde Richard ungeduldig. Zwar versuchte er, abwechselnd allen Muskeln seines Körpers kurzfristige Entspannung zu ermöglichen, indem er die Position im Sicherungsseil wechselte, doch allmählich ließen seine Kräfte nach. Er musste sich wirklich etwas einfallen lassen, was er tun konnte. Widerwillig musste er erkennen, dass es sträflich leichtfertig sein würde, wenn er auf sein Sicherungsseil verzichten würde, um zu dem Graben hinabsteigen zu können. Und was würde ich dort unten dann tun?, dachte er. Rüberschwimmen ?Ja, und dann — was? Ich müsste trotzdem gleich wieder umkehren, wenn ich dort nicht gleich was zu essen finde.
    Also stieg er langsam wieder zur Luke hinauf. Während einer Pause auf halber Strecke hatte er den Eindruck, zu seiner Rechten ein sehr schwaches Geräusch zu hören. Er verhielt sich ganz still, dann tastete er in seinem Pack nach seinem Empfangsset. Mit möglichst geringem Bewegungsaufwand drehte er die Lautstärke voll auf und stülpte sich die Kopfhörer über. Aber zunächst hörte er gar nichts. Aber dann, nach einigen Minuten, fing er Laute auf, die von drunten, aus der Richtung des Grabens kamen. Sie waren unmöglich exakt zu identifizieren — was er hörte, konnten sehr wohl mehrere Boote im Wasser sein — doch war dort unten zweifellos irgendetwas im Gange.
    Und war da nicht auch ein schwaches Geräusch wie von Flügelschlägen? Und wieder rechts von ihm? Richard brüllte plötzlich aus vollem Hals und ließ den Schrei abrupt enden. Das Schwirren der Flügelschläge erstarb danach rasch, jedoch war es für ein, zwei Sekunden ganz unmissverständlich und deutlich zu hören gewesen.
    »Ich weiß, dass ihr da seid!«, brüllte er in überschwänglicher Freude. »Ich weiß, dass ihr mich beobachtet.«
    Er hatte einen Plan. Gewiss, er war ein wenig vage, aber besser als gar nichts. Er zählte seinen Nahrungs- und Wasservorrat nach, fand, dass beides knapp ausreichen würde, dann holte er tief Luft. Jetzt oder nie!, dachte er.
    Er beschloss, auf das Sicherungsseil zu verzichten, stieg weiter die Wand hinab. Das machte die Kletterei zwar anstrengender, aber er schaffte es. Als er am Ende des Seils angelangt war, ließ er den Strahl seiner Lampe über die Wand hinabgleiten, ehe er sich ausklinkte. Immerhin, bis zur Nebelgrenze schien es ausreichend Simse und Tritte zu geben. Er stieg sehr vorsichtig weiter ab. Er musste sich dabei eingestehen, dass er doch ganz schön Schiss hatte. Mehrere Male hatte er das Gefühl, dass er seinen eigenen Herzschlag in den Kopfhörern jagen hörte.
    Also, wenn ich mich nicht geirrt habe, dachte er, als er in die Nebelschicht eintauchte, dann kann

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