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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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sonst hättet ihr denn wissen können, dass sogenannte Menschen in harmlosen Tragesäcken wie dem da Waffen verstecken können?«
    Dann tippte er fünf Symbole auf der Tastatur und grinste breit, als das Display aufleuchtete. »Na, kommt schon her«, sagte Richard und winkte den zwei Riesenvögeln zu, die sich bis fast zur anderen Seite über den Wassergraben zurückgezogen hatten. »Kommt schon«, wiederholte er. »Ich möchte euch was zeigen.«
    Dann hielt er den Monitor hoch, auf dem die komplexe Computergraphik zu sehen war, die er vor vielen Jahren in Rama-II benutzt hatte, um die Avianer zu veranlassen, Nicole und ihn über die Zylindrische See zu fliegen. Die Graphik war recht elegant: Sie zeigte drei Avianer, die zwei humanoide Gestalten, die an Gurten baumelten, über eine Wasserfläche trugen.
    Die beiden Fluggeschöpfe näherten sich zögernd. So ist's richtig, zischte Richard aufgeregt. Na, dann kommt mal schön rüber und schaut es euch genau an!

    3
    Richard wusste nicht genau, wie lange er bereits in dem schwach erhellten Raum saß. Seit sie ihm seinen Beipack abgenommen hatten, war ihm d as Zeitgefühl r as ch abhandengekommen. Die Routine war tagein, tagaus die gleiche. Er schlief in einem Winkel des Raums. Wann immer er aufwachte — sei es aus einem kurzen Schlummer oder einem langen Schlaf— kamen von draußen vom Gang her zwei Avianer und händigten ihm eine Mannamelone als Proviant aus. Er wusste, sie kamen durch die verschlossene Tür am Ende des Gangs, doch wenn er näher an seiner Tür zu schlafen versuchte, entzog man ihm einfach seine Ration. Richard le rn te diese Lektion sehr schnell.
    Im Abstand von jeweils einigen Tagen kam jeweils ein anderes Avianerpaar in sein Gefängnis und beseitigte seinen Abfall. Seine Kleidung stank, und er fühlte sich unerträglich verdreckt, aber es war ihm nicht gelungen, seinen Bewachern klarzumachen, dass er dringend ein Bad brauche.
    Zunächst war er himmelhoch begeistert gewesen. Als die zwei (offensichtlich) jungen Avianer endlich nahe genug herangekommen waren, um sich die Graphik auf seinem Monitor anzusehen, als sie dann, etliche Minuten später, versucht hatten, ihm den Computer wegzunehmen, hatte Richard sich entschieden, das Programm auf unendliche Wiederholung zu schalten.
    Kaum eine Stunde später war der größte Avianer, der ihm jemals zu Gesicht kam, einer mit grau samtigem Leib und drei brennend kirschroten Ringen am Hals, mit den beiden Vogeljünglingen zurückgekehrt, und dann hatten diese drei Richard gemeinsam mit ihren sechs Krallenfüßen gepackt. Sie hatten ihn über den Graben getragen, ihn kurz in einer leidlich wüstenhaften Gegend abgesetzt und dann — nach heftigem Keckem, bei dem es wahrscheinlich darum ging, wie die Triade ihn am leichtesten transportieren könne — hatten sie ihn hoch in die Lüfte getragen.
    Als Flugerlebnis war es atemberaubend gewesen. Die Aussicht über die Landschaft des Avianer-Habitats erinnerte ihn an eine Fahrt im Heißluftballon, die er einst in Südfrankreich mitgemacht hatte. Jetzt flog er in den Avianerkrallen bis zur Spitze des braunen Zylinders, knapp unterhalb der verhüllten Ballkugel. Ein halbes Dutzend weitere Avianer kamen ihnen entgegen. Einer trug Richards Computer-Monitor, der immer wieder seine Graphik produzierte. Dann wurden sie in einem weiten Schacht im Innern des Zylinders nach unten eskortiert.
    Während der ersten etwa fünfzehn Stunden danach war Richard von einer größeren Avianergruppe zur nächsten weitergereicht worden. Er dachte schon fast, dass er der gesamten Einwohnerschaft von Avianerland vorgestellt werden sollte. Unter der Voraussetzung, dass nicht allzu viele Avianer an mehr als einer der kurzen Schnatter-Kreisch-Versammlungen teilnahmen, schätzte er die Gesamtzahl auf etwa siebenhundert Individuen.
    Nach der Vorführung in den Versammlungssälen hatten sie ihn zu einem engen Raum geführt, wo der dreiberingte Avianer und zwei seiner Helfer (gleichfalls gewaltige Geschöpfe mit ebenfalls drei roten Halsringen) ihn etwa eine Woche lang Tag und Nacht beobachteten. Während dieser Zeit gewährte man ihm freie Verfügung über seinen Computer und sämtliche anderen Sachen aus seinem Pack. Danach jedoch hatten sie ihm alles weggenommen und ihn in sein Gefängnis gebracht.
    Das muss jetzt drei Monate her sein — 'ne Woche her oder hin, sagte er sich eines Tages, als er zum ersten seiner zwei täglichen >Märsche< ansetzte, die seine hauptsächliche körperliche

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