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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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ich da drunten mit Gesellschaft rechnen. Die zunehmende Feuchtigkeit machte den Abstieg noch beschwerlicher. Einmal verlor er den Tritt und wäre fast abgestürzt. Er fand wieder Halt und ruhte sich an einer Stelle aus, an der er wieder ungewöhnlich sicheren Tritt und G ri ff für Hand und Fuß fand. Seiner Schätzung nach war er nun fünfzig Meter über dem Graben. Und hier warte ich jetzt, bis ich was höre. In dem Nebel müssten sie eigentlich näher kommen. Nach einiger Zeit hörte er die Flügelschläge erneut. Diesmal klang es, als wären es mindestens zwei Avianer. Richard stand in der Wand fast eine Stunde lang bewegungslos, bis der Dunst sich zu lichten begann. Dabei hörte er mehrmals die Schwingengeräusche seiner Beobachter.
    Ursprünglich hatte er vorgehabt zu warten, bis es wieder hell wurde, und dann bis zum Wassergraben hinabzuklettern. Doch als der Nebel sich hob und dennoch keine Helligkeit erschien, begann er sich Sorgen über sein Timing zu machen. Also tastete er sich in der Dunkelheit weiter die Wand hinab. Und als er sich seiner Schätzung nach etwa zehn Meter über dem Graben befand, hörte er, wie seine Beobachter davonflogen. Und zwei Minuten danach wurde das Avianer-Habitat neuerlich erleuchtet.
    Er zögerte keinen Atemzug lang. Sein Plan war recht einfach. Aus den Bootsgeräuschen, die er in der Finsternis gehört hatte, schloss er, dass sich da drunten in dem Graben etwas Entscheidendes und für die Avianer (oder wer sonst in diesem braunen Zylinder lebte) Wichtiges abspielte. Denn wieso (überlegte sich Richard) hätten sie sonst in ihrem Tun fortfahren sollen, obwohl sie wissen mussten, dass er es hören könnte? Wenn sie die Sache auch nur ein paar Stunden verzögert hätten, dann wäre er höchstwahrscheinlich aus ihrem Habitat verschwunden gewesen.
    Aber er hatte vor, in diesen Wallgraben vorzudringen. Falls sich die Avianer irgendwie bedroht fühlen, dachte er, dann werden sie irgendwas unternehmen. Wenn nicht, klettere ich sofort wieder rauf und geh nach New Eden zurück.
    Kurz bevor er sich ins Wasser hinabließ, zog er sich die Schuhe aus und stopfte sie mit einiger Mühe in seinen wasserdichten Rucksack. So würden sie jedenfalls nicht durchnäßt sein, wenn er wieder heraussteigen musste. Als er dann Sekunden später mit den bloßen Füßen die Wasseroberfläche berührte, flogen aus einem Versteck in der Grün-Region zwei Avianer quer über den Kanal auf ihn zu.
    Sie wirkten geradezu hysterisch. Sie keckerten und kreischten und taten, als wollten sie Richard mit ihren Fängen zerfetzen. Aber er war dermaßen hingerissen, dass sein Plan zu funktionieren schien, dass er auf das Verhalten der Avianer eigentlich gar nicht weiter achtete. Sie versuchten ihn zur Habitatswand zurückzutreiben. Aber er patschte weiter im Wasser herum und versuchte dabei, sie sich genauer anzusehen.
    Die beiden Fluggeschöpfe unterschieden sich geringfügig von denen, die Nicole und er in Rama-II kennen gelernt hatten. Auch diese Avianer hatten das samtige Körpergefieder wie die früheren Vogelwesen, aber hier war es rötlich blau. Und der einzelne Halsring war schwarz. Außerdem waren sie auch nicht so groß (vielleicht sind sie nur jünger, dachte Richard) wie die ihm bekannten Avianer, und er fand sie auch sehr viel aufgeregter. Einer der Avianer streifte seine Wange mit der Kralle, als er sich nicht rasch genug zur Wand zurückbewegte.
    Am Ende stieg Richard wieder in die Wand, aber das schien die Avianer nicht zu besänftigen. Die zwei Vögel begannen sofort damit, abwechselnd ganz dichte Flugmanöver um ihn herum und die Wandung hinauf auszuführen, als bedeuteten sie ihm damit, dass er wieder hinaufsteigen sollte. Als er sich nicht bewegte, wurden sie immer wilder.
    »Aber ich will mit euch gehen«, sagte Richard und deutete auf den fernen braunen Zylinder. Und jedes Mal, wenn er seine Geste wiederholte, kreischten die gewaltigen Fluggeschöpfe, keckerten und flogen zu der Luke oben in der Wand hinauf.
    Und mehr und mehr wirkten die Vögel ungeduldiger, und Richard begann allmählich zu fürchten, dass sie ihn angreifen könnten. Auf einmal kam ihm ein genialer Gedanke. Aber ob ich mich noch an den Zugangscode erinnere? Das ist schon so lang her.
    Als er in seinen Pack griff, flogen die Vögel sofort davon. »Und damit hätten wir den Beweis«, sagte er laut, als er seinen Taschencomputer einschaltete, »dass diese Leggies bei euch die Funktion von elektronischen Beobachtern erfüllen. Wie

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