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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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irgendwie weiter voran. Und obwohl die Wesen ihm noch überall auf dem Leib saßen, schaffte er die letzten paar Meter bis zum Ausgang.
    Kaum war er an der äußeren Öffnung der Avianer angelangt, als er hinter sich eine menschliche Stimme vernahm. »Hallo? Ist da jemand drin? Wer immer du bist, bitte identifiziere dich. Wir sind hier, um dir zu helfen.« Und dann erhellte ein scharfer Lichtkegel die Passage.
    Richard entdeckte jetzt, dass es ein neues Problem für ihn gab. Seine Ausstiegsöffnung lag einen Meter oberhalb des Bodens. Ich hätte rückwärts kriechen müssen, dachte er, und den Pack und die Kleider hinter mir herziehen sollen. Das hätte die Sache bei weitem leichter gemacht.
    Aber dafür war es jetzt zu spät. Richard hatte seinen Rucksack und die Kleider nun unter sich gesteckt, eine weitere menschliche Stimme hinter ihm stellte Fragen, aber er kroch einfach weiter voran, bis er mit dem Oberkörper aus der Gangmündung ins Freie stieß. Als er merkte, dass er abkippte, verschränkte er die Hände im Nacken, zog das Kinn an die Brust und versuchte sich zu einem Ball zusammenzurollen. Dann machte er sich vollends frei. Während er fiel, lösten sich die Leggies und verschwanden im Dunkeln.
    Richard checkte zunächst einmal durch, dass er sich nichts gebrochen hatte, und auch seine Kopfwunde blutete kaum noch, dann packte er seine Habe und humpelte zweihundert Meter weit nach links. Er hielt direkt unter der Luke inne, an der sein Prinz Hai von dem Avianer geschnappt worden war.
    Obwohl er sehr erschöpft war, ließ Richard keine Zeit verstreichen. Sobald er seine Wunden versorgt und sich wieder angekleidet hatte, machte er sich an den Aufstieg. Er war sicher, dass man sehr schnell eine ferngelenkte Kamera in den Gang vorschieben würde, um ihn auszumachen.
    Glücklicherweise gab es vor der Luke einen Sims, der breit genug für ihn war. Dort hockte er sich hin, während er den Maschendrahtschirm durchschnitt. Er rechnete damit, dass jeden Moment neue Leggies auftauchen würden, aber er blieb unbehelligt, und er hörte weder etwas noch sah er etwas aus dem Innern des Avianer-Moduls. Zweimal versuchte er sich über Funk mit Prinz Hai in Verbindung zu setzen, erhielt aber keine Antwort.
    Er starrte in das vollkommen in Dunkelheit getauchte Avianer-Habitat. Was ist dort ?, fragte er sich. Die atmosphärischen Bedingungen, überlegte er, müssen d ri nnen die gleichen sein wie im Ringsystem, denn die Luft zirkulierte ja frei hin und her. Gerade wollte er seine Stablampe zücken, um sich einen Eindruck vom Innern des Moduls zu verschaffen, als er unter und hinter sich Geräusche vernahm. Kurz darauf schwenkte ein Lichtstrahl über den Boden der Ringschleuse auf ihn zu.
    Er drängte seinen Körper so weit, wie er es glaubte riskieren zu dürfen, nach innen in das Habitat, um dem Lichtstrahl zu entgehen, und lauschte gespannt auf die Geräusche. Na klar, die ferngelenkte Kamera, dachte er. Aber die hat nur eine begrenzte Reichweite. Ohne Halterungskabel funktioniert sie nicht.
    Er saß völlig bewegungslos da. Und was mach ich jetzt ?, fragte er sich, als sich erwies, dass der Kamerascheinwerfer immer weiter denselben Bereich unterhalb der Luke bestrich. Die müssen da irgendwas entdeckt haben. Und wenn ich meine Lampe anmache und es gibt irgendwo einen Reflex, dann wissen die, dass ich hier bin.
    Er warf einen kleinen Stein in das Habitat, um zu prüfen, wie hoch das Bodenniveau lag. Er hörte keinen Aufprall. Er versuchte es mit einem etwas größeren Stein, aber auch diesmal hörte er keinen Aufschlag auf dem Grund.
    Sein Herzschlag beschleunigte sich sprunghaft, als er sich klarmachte, dass der Boden des Habitatsinneren tief unter dem Niveau der Öffnung liegen müsse. Er e ri nnerte sich an das Konstruktionsprinzip von Rama: die dicke Außenhülle, und er begriff, dass der Boden dieses Moduls sich etliche Hundert Meter unterhalb der Stelle befinden musste, an der er jetzt saß. Er beugte sich vor und starrte in die Leere unter sich.
    Die bewegliche Kamera hielt plötzlich inne, und ihr Spot- licht verharrte auf einem festen Punkt bei der Öffnung. Richard vermutete, dass er irgendwas verloren haben musste, während er sich aus dem Gang hatte fallen lassen. Er war sicher, bald würden weitere Scheinwerfer und Kameras herangebracht werden. Er malte sich aus, dass man ihn festnehmen und nach New Eden zurückbringen werde. Ihm war nicht sehr klar bewusst, welche Gesetze der Kolonie er möglicherweise verletzt

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