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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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eingeschlafen. Nai und Eponine saßen eng beisammen auf den zwei Stühlen. »Sie ist sehr krank, wie man hört«, sagte Eponine leise. »Sie geben ihr kaum was zu essen, und sie quälen sie in jeder nur erdenklichen Weise.«
    »Nicole wird nie klein beigeben«, sagte Nai, stolz und demütig zugleich. »Ich wünschte, ich hätte so viel Kraft und Mut wie sie!«
    »Sie haben seit einem halben Jahr weder Ellie noch Robert zu ihr gelassen ... Sie weiß noch nicht einmal, dass sie eine Enkeltochter hat.«
    »Ellie hat mir letzte Woche gesagt, dass sie Nakamura erneut um eine Besuchserlaubnis bei ihrer Mutter ersucht hat«, sagte Nai. »Ich hab Angst um Ellie. Sie ist dermaßen — unerbittlich konsequent.«
    Eponine lächelte. »Trotz all ihrer unglaublichen Naivität ist Ellie einfach wundervoll. Sie glaubt weiterhin beharrlich daran, dass Nakamura sie nicht behelligen wird, solange sie sich an sämtliche Gesetzesverordnungen der Kolonie hält.«
    »Aber das ist doch nicht so erstaunlich ... besonders wenn du dir klarmachst, dass Ellie noch immer glaubt, dass ihr Vater lebt«, sagte Nai. »Sie hat mit sämtlichen Leuten gesprochen, die behaupteten, sie hätten Richard nach seinem Verschwinden doch noch gesehen.«
    »Ja, und die ganzen Geschichten über Richard bringen ihr eben so was wie einen Hoffnungsschimmer«, sagte Eponine. »Und schließlich tut uns allen ja ein kleiner Schuss Hoffnung hin und wieder ganz gut ...«
    Die beiden Frauen schwiegen eine Weile. »Und? Wie steht es mit dir, Eponine?«, fragte Nai dann. »Erlaubst du dir selber auch ...«
    »Nein!«, warf Eponine ein. »Mir selbst gegenüber bin ich stets kotzehrlich ... Ich werde bald sterben, aber ich weiß nicht, wann ... Außerdem, warum sollte ich um mein Weiterleben kämpfen? Die Lebensumstände hier in Avalon sind um vieles schlimmer als sogar im Straflager in Bourges. Wenn da nicht die paar Kinder in der Schule wären ... «
    Beide hörten sie den Lärm vor der Tür und saßen wie erstarrt da. Wenn einer von Nakamuras Streifenbioten ihre Unterhaltung aufgefangen hatte ...
    Plötzlich flog die Tür auf. Sie erschraken heftig. Dann kam Max Puckett hereingetorkelt. Er grinste breit. »Ihr seid wegen aufrührerischer Hetzreden verhaftet!«
    Max schleppte eine große Holzkiste herein. Die Frauen halfen ihm, sie in der Ecke abzustellen. Dann zog Max sich die schwere Jacke aus. »Tut mir leid, dass ich so spät komme. Ladies, aber es war nicht zu ändern.«
    »Eine neue Proviantlieferung an die Truppe?«, fragte Nai leise und machte eine Kopfbewegung zu den schlafenden Zwillingen hin.
    Max nickte. Leiser sagte er: »Der Japsenking mahnt mich immer deutlich, dass eine Armee auf dem Bauch marschiert..
    »Das war ein Ausspruch von Napoleon.« Eponine bedachte Max mit einem spöttischen Lächeln. »Aber ich nehme an, der Name war in deinem Provinznest in Arkansas nicht bekannt.«
    »Hm—nein«, sagte Max. »Unsre bezaubernde Frau Lehrerin ist heute in geistreicher Laune ... « Er zog ein ungeöffnetes Päckchen Zigaretten aus der Hemdtasche. »Vielleicht sollte ich da doch lieber das kleine Geschenk für mich behalten.«
    Eponine lachte, sprang auf und wollte nach den Zigaretten greifen. Nach kurzem Scheingerangel gab Max ihr das Päckchen. »Danke, Max«, sagte Eponine, plötzlich ernst geworden. » Unsereinem sind hier nur wenige Annehmlichkeiten erlaubt ... «
    »Also, nun hör mal zu«, unterbrach Max sie, noch immer grinsend. »Ich bin wirklich nicht den ganzen weiten Weg hier rausgelatscht, um mir deine Selbstbemitleidungsarien anzuhören. Ich hab hier in Avalon bloß haltgemacht, um mir von deinem schönen Gesicht ein bisschen — geistigen Auftrieb zu holen ... Aber wenn du es natürlich vorziehst, depressiv zu sein, dann werd ich wohl am besten meinen Mais und die Tomaten wieder mit ...«
    »Mais und Tomaten!«, riefen Nai und Eponine einstimmig. Dann stürzten sie zu der Kiste. »Die Kinder haben seit Monaten kein frisches Gemüse mehr gesehen«, sagte Nai aufgeregt, als Max den Kistendeckel mit einem Brecheisen aufstemmte.
    »Seid damit ganz, ganz vorsichtig«, sagte er dann mit sehr ernstem Ton. »Ihr wisst, was ich da mache, ist gesetzwidrig. Es gibt kaum ausreichend Frischnahrung für die Armee und unsre glorreichen Führer in der Regierung. Aber ich bin einfach zu dem Schluss gekommen, dass ihr was Besseres verdient habt als alten übriggebliebenen Reis.«
    Eponine umarmte Max. »Danke«, sagte sie.
    »Die Jungs und ich sind dir sehr dankbar,

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