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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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entkommen war. Aber natürlich war dieses Datum völlig bedeutungslos — außer für sie selbst. Die lange Reise zum Sirius bei etwas mehr als halber Lichtgeschwindigkeit hatte die innerramanische Zeit verlangsamt, jedenfalls auf die Erdzeit bezogen, und deshalb war diese Datierung ein völliges Kunstprodukt. Richard schätzte die tatsächliche Erdzeit beim Aufbruch vom Nodus auf drei oder vier Jahre später, also 2217/2218. Das exakte Erddatum konnte er unmöglich berechnen, da ihm die genauen Geschwindigkeitsdaten aus den Jahren ihrer Reise in Rama fehlten. Deshalb konnte er nur annähernde Relativkorrekturen vornehmen, um ihre eigene Zeitgrundlage und die auf der Erde in Übereinstimmung zu bringen.
    »Das aktuelle Erddatum ist für uns auch wirklich bedeutungslos«, erklärte Richard Nicole, als sie zu ihrem letzten Tag im Nodus erwachten. »Außerdem ist es fast sicher, dass wir mit extrem hohen Geschwindigkeiten in unser altes Sonnensystem zurückkehren, und das heißt, es gibt eine zusätzliche Zeitdilatation vor dem Eintritt in den Marsorbit.«
    Nicole hatte >Relativität< nie richtig verstehen können — sie widersprach so vollkommen ihrer Intuitivität —, und sie wollte ganz gewiss am letzten Tag vor der endgültigen Trennung von Simone und Michael sich nicht ausgerechnet darüber den Kopf zerbrechen. Sie wusste, der Abschied selbst würde äußerst schwer werden, für sie alle, und sie gedachte, sich mit allen ihren Seelenkräften auf diese letzten Gefühlsmomente zu konzentrieren.
    »Der Adler hat gesagt, er kommt uns um elf abholen«, sagte sie zu Richard, während sie sich anzogen. »Ich hatte gehofft, wir könnten nach dem Frühstück alle noch beisammen im Wohnzimmer sitzen. Ich will die Kinder dazu bringen, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.«
    Das Frühstück verlief unbeschwert, fast fröhlich. Doch als die acht Mitglieder der Familie sich dann im Wohnzimmer versammelten (jeder im klaren Bewusstsein, dass ihnen weniger als zwei Stunden Zeit blieben, bis der Adler kommen und alle, außer Michael und Simone, fortbringen würde), wurde der Gesprächston gekünstelt und gespannt.
    Das frischvermählte Paar saß auf dem Zweiersofa gegenüber von Nicole, Richard und den vier andren Kindern. Katie war wie gewohnt außer Rand und Band. Sie quasselte unablässig. Sie sprang von einem Thema zum nächsten, aber stets sorgfältig an der Erwähnung des drohenden Abschieds vorbei. Sie war gerade mitten in einem langen Monolog, in dem sie einen wilden Traum aus der verflossenen Nacht breitwalzte, als der Klang zweier Stimmen aus der Tür von Nicoles und Richards Zimmer sie unterbrach.
    »Verdammt, Sir John«, sagte eine Stimmvariante Richards. »Es ist doch unsre letzte Chance. Ich trete nunmehr dorthinaus und sag adieu, ob du mir folgen willst oder auch nicht.«
    »Solche Abschiede, mein Prinz, zerreißen mir direkt das Herz. Ich hab noch nicht tief genug in meinen Becher geschaut, um meine Pein abzutöten. Du selbst bemerktest, dass die junge Maid dem Anschein nach ein wahrer Engel ist. Wie könnt ich also ...
    »Also gut denn, so geh ich ohne dich hinaus«, sagte Prinz Hen ry /Hal. Die Augen aller in der Familie waren auf Richards Miniroboter-Prinzen gerichtet, als der durch den Gang ins Wohnzimmer kam. Falstaff schwankte hinter ihm drein, blieb aber immer wieder nach vier, fünf Schritten stehen, um sich aus seiner Flasche zu stärken.
    Der Prinz trat vor Simone. »Meine teuerste Lady«, sprach er und erwies ihr durch Kniefall auf einem Bein seine Reverenz, »ich vermag die Worte nicht zu finden, um angemessen auszudrücken, wie sehr der Anblick deines lächelnden Gesichts mir fehlen wird. In meinem ganzen Reich find't sich nicht eine aus dem schöneren Geschlecht, die dir an Schönheit ebenbürtig wäre ...«
    »Ei zapperlot!«, unterbrach ihn Falstaff und warf sich neben seinen Prinzen auf beide Knie nieder. »Es möchte sein, Sir John hat wieder einmal sich geirrt. Wozu zieh ich mit diesem bun tgemischten Trupp ...« — er wedelte mit dem Arm zu Richard, Nicole und den Kindern hin, die alle fröhlich grinsten —, »wenn ich allhier verweilen dürfte, im Dunstkreis solch immenser Lieblichkeit ... und nur den einen alten Mann da als Rivalen? Ich erinnre mich an Puppy Tränenreich ...«
    Während die beiden zwanzig Zentimeter kleinen Roboter die Familie unterhielten, stand Benjy von seinem Platz auf und trat vor Michael und Simone. »Si-mone«, sagte er und versuchte, seine Tränen zu beherrschen,

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