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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Tochter jetzt grade in unsere Richtung herauf.«
    Genevieve, dachte Nicole, während die kurze Erinnerung verblasste, ach, meine kleine Genevieve — jetzt musst du eine junge Frau sein ... fast schon dreißig ... sie ging langsam weiter. Die Erinnerung an ihre Tochter, ihr erstes Kind, brachte Nicole auch wieder ein kurzes Gespräch ins Gedächtnis zurück, das sie mit dem Adler in einer Pause ihrer Video-Aufzeichnung gehabt hatte.
    »Werde ich meine Tochter Genevieve sehen können, während wir in Erdnähe sind?«
    »Das wissen wir nicht«, hatte der Adler nach kurzem Zögern geantwortet. »Es hängt völlig davon ' ab, wie eure Mitmenschen auf deine Botschaft reagieren. Du selbst wirst in Rama bleiben, auch wenn die Kontaktpläne zum Tragen kommen, doch es ist möglich, dass deine Tochter eine der zweitausend Personen sein wird, die die Erde verlassen und in New Eden leben werden. Es hat sich schon vorher begeben ... bei anderen Raumfahrern ...«
    »Und was ist mit Simone?«, fragte Nicole weiter. »Werde ich sie jemals wiedersehen?«
    »Die Frage ist schwieriger zu beantworten«, hatte der Adler erwidert. »Da sind dermaßen viele Faktoren involviert.« Er blickte seine verzagte menschliche Freundin fest an. »Tut mir leid für dich, Mrs Wakefield«, sagte er.
    Eine Tochter auf der Erde zurückgelassen. Eine andre in einer fremden Kunstwelt im Raum, fast hundert Millionen Kilometer weit weg. Und ich werde anderswo sein ... wer weiß, wo! Nicole fühlte sich schrecklich verlassen. Sie blieb stehen und konzentrierte sich auf die umgebende Szenerie. Sie stand an einem Rondell im Ortspark. Hinter der Steineinfassung befanden sich eine Rutsche, ein Sandkasten, ein Kletter-Dschungel und ein Karussell ... der perfekte Normspielplatz für Erdenkinder. Unter ihren Füßen flocht sich das Netzwerk der GEDs durch die Teile des Parks, auf denen später die von der Erde eingeführten Gräsersorten wachsen sollten.
    Nicole bückte sich, um die einzelnen Gasaustauscher zu inspizieren. Es waren kompakte runde Objekte von nur zwei Zentimetern Durchmesser. In einzelnen und Doppelreihen überzogen sie im Zickzack das künftige Parkgelände. Elektronische Pflanzen, dachte Nicole, die Kohlendioxid in Sauerstoff umwandeln und es uns Tieren ermöglichen, zu überleben.
    Im Geiste stellte sich Nicole den Park vor: mit Gräsern, Bäumen, mit Wasserlilien in dem kleinen Teich, genau wie in dem Hologramm im Konferenzraum im Nodus. Doch obwohl sie wusste, dass Rama in ihr heimatliches Sonnensystem zurückkehrte, um Menschen >zu erwerben<, die dann dieses künstliche Paradies bewohnen würden, fiel es ihr schwer, sich vorzustellen, wie dieser Park von fröhlich lärmenden Kindern erfüllt sein sollte. Ich hab in fast vierzehn fahren kein andres menschliches Geschöpf mehr gesehen außer der Familie!
    Sie verließ den Park und wandte sich in Richtung Station. Die Wohnhäuser längs der schmalen Wege wurden nun von Reihenbauten abgelöst, in denen später einmal kleine Ladengeschäfte untergebracht werden sollten. Noch waren sie natürlich alle leer, ebenso wie der große rechteckige Bau, der einmal ein Supermarkt werden sollte, direkt gegenüber der Station.
    Sie trat ein und stieg in den vorderen Teil des wartenden Zuges direkt hinter der Steuerkabine, die von einem >Benita Garda<-Roboter besetzt war. »Fast schon dunkel«, sagte Nicole laut vor sich hin.
    »Noch achtzehn Minuten«, antwortete ihr der Roboter. »Wie lang dauert's bis zum Somnarium?«, fragte sie.
    »Die Fahrt zur Grand Central Station dauert zehn Minuten«, antwortete Benita, als der Zug die Südoststation verließ.
    »Dann sind es noch zwei Minuten zu Fuß.«
    Nicole hatte die Antwort gewusst, aber sie hatte einfach nur eine andere >menschliche< Stimme hören wollen. Heute war ihr zweiter Tag allein, und ein >Gespräch< mit einem Garda- Roboter war immer noch besser, als vor sich hin zu brabbeln.
    Der Zug brachte sie von der Südostecke der Kolonie zu deren geographischer Mitte. Unterwegs sah sie linkerhand Lake Shakespeare und die Hänge des Mount Olympus zur Rechten (die von weiteren GED-Geflechten überzogen waren). Elektronische Motoren im Zug brachten Informationen über die Sehenswürdigkeiten draußen, die Uhrzeit und die durchlaufende Entfernung.
    Du und der Adler, ihr habt gute Arbeit geleistet mit diesem Verkehrssystem, sagte Nicole stumm zu ihrem abwesenden Ehepartner Richard, der neben allen anderen Familienangehö ri gen schlief. Bald komm ich auch zu euch in

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