Die naechste Frau
ersten Begegnung festgehalten. Du hast versucht mit mir flirten, du hast es wirklich versucht. Ich muss dir also gefallen haben. Das war so ein schönes Gefühl.“ Sie überlegte einen kurzen Moment. „Wenn ich es schneller kapiert hätte, Alex, was hätten wir getan? Diese Frage habe ich mir seitdem immer wieder gestellt. Was meinst du?“
Alex hatte sich oft dasselbe gefragt. „Ich schätze mal, wir wären etwas zusammen trinken gegangen, und ich wäre innerhalb kürzester Zeit deinem Charme erlegen.“
„Du meinst, wir hätten miteinander geschlafen?“
„Ich vermute mal, ja.“
Jackie sah sie lange an. „Warum haben wir dann so lange gebraucht?“
„Weil ich nicht einfach mit einer Mitarbeiterin ins Bett gehen kann.“
„Ach, kannst du nicht? Warum eigentlich nicht?“
„Weil es unprofessionell ist. Weil ich privat und beruflich nicht mehr gerne verknüpfe …“
Jackie rollte sich plötzlich auf sie.
„Hey!“
Sie blickte auf sie herab. „Du bist etwas Einzigartiges, Alex. Auf eine Frau wie dich trifft man nur einmal im Leben.“
„Reicht ja auch, oder?“
„Ich danke dir.“
„Für was?“
„Weil du es immer wieder mit mir versuchst.“
Alex sagte nichts darauf. Ein Stück weit hatte Jackie ja Recht. Sie war bei ihr mehr gefordert als bei den Frauen vor ihr, aber dafür war diese Frau auch wesentlich interessanter. „Tu ich das?“, fragte sie schließlich, „vielleicht bist auch du diejenige, die es immer wieder versucht. Ich glaube nicht, dass du weniger gefordert bist als ich.“ Als sie Jackies besorgtes Gesicht sah, musste sie lachen. „Entspann dich. So schlimm ist es mit dir nicht. Ich komme durchaus auf meine Kosten. Mach dir mal keine Sorgen.“
„Ich hab einen Schuss. Ich geb’s ja zu.“
„Sieh’s positiv.“
„Was soll ich daran Positives sehen?“
Alex wurde ernst. „Jackie, wenn du kein Problem gehabt hättest, dich auf eine längere Beziehung einzulassen, dann wärst du jetzt schon lange verheiratet und hättest einen Haufen Kinder, und ich hätte keine Chancen mehr bei dir. So gesehen ist dein Problem für mich ein ganz gewaltiger Vorteil.“
Jackie benötigte etwas Zeit, um über das Gesagte nachzudenken. Dann erschien plötzlich ein ganz weiches Lächeln in ihrem Gesicht. „Meinst du wirklich?“
„Ja“, sagte Alex und nickte. „Irgendwie bin ich egoistisch genug, das Gefühl zu genießen, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Ich werde auf jeden Fall die Frau sein, die davon profitiert.“
„Du bist süß. Ich danke dir. Du baust mich immer wieder so auf, wenn ich schon dabei bin, die Hoffnung aufzugeben.“
Sie lagen einige Zeit schweigend nebeneinander.
„Es war kein Leben vor dir, bitte glaub mir das, es hat sich nicht gut angefühlt.“
Alex nahm sich fest vor, sich immer an diese Aussage zu erinnern.
Gegen Nachmittag fuhren sie mit dem Boxter zu einem gemütlichen Biergarten, bestellten sich einen großen Salatteller und Wildkartoffeln. Als sie mit ihrem kühlen Radler anstießen fragte Jackie wie nebenbei:
„Und du meinst, ich hätte wirklich schon Kinder?“
Alex sah sie an und war sich plötzlich sicher, dass sie mit ihrer Vermutung absolut richtig lag.
Kapitel 38
Die folgende Woche begann stressiger, als sie gedacht hätte. Alex war spät ins Büro gekommen, sie hatte sich heute Morgen zu lange Zeit gelassen, als Jackie bereits weg war.
Wohnbereich 1 blinkte ihr auf dem Display entgegen.
„Guten Morgen, Jasmin“, sagte sie, nachdem sie abgehoben hatte.
„Guten Morgen, Frau Breitenbach“, Jasmins Stimme klang ernster als sonst, „der MDK ist hier. Kommen Sie rüber?“
Musste das sein? Warum heute?
Alex seufzte, nahm ihr Handy mit und stand auf. „Bin auf dem Weg. Rufen Sie eine Fachkraft an, die heute Ihren Dienst auf Station übernimmt. Wir werden ja genug damit zu tun haben, Rede und Antwort zu stehen.“
„Alles klar.“
Alex gab noch kurz in der Küche Bescheid und bestellte für die Damen und Herren des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen eine Kanne Kaffee und ein paar Butterbrezeln. Das gebot nun mal die Höflichkeit. Auch würde sie ihnen einen Raum auf Station anbieten, wo sich die Herrschaften anschließend zur Beratung zurückziehen könnten.
Sie schnappte sich ihre Ordner aus dem Regal und verließ ihr Büro in Richtung stationärer Wohngruppen.
Sie spürte sofort die veränderte Atmosphäre, als sie die Wohngruppe betrat. Es war unruhiger als sonst. Alex warf einen Blick ins
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