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Die Naechte der Venus

Die Naechte der Venus

Titel: Die Naechte der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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dir.«
     
    ***
     
    Antares trat ein. Er ging vornübergebeugt und stützte sich auf einen abgegriffenen Stock. Trotz der sommerlichen Hitze trug er einen schweren, auf dem Boden schleifenden Umhang, dessen Kapuze er über den Kopf gezogen hatte. Ihm folgten vier Sklaven, die Erfrischungen, Obst und Süßigkeiten brachten. Hinter ihnen trat Parthenius ein, mischte Wein mit Wasser und reichte Caelia und Domitian je eine goldene Trinkschale. Als er auch Antares eine anbieten wollte, drehte dieser sich grunzend weg. Parthenius zuckte mit den Schultern und zog sich an die Wand zurück. Ausgerechnet unter einer Abbildung des Jupiters blieb er stehen.
    Domitian starrte ihn mit gerunzelter Stirn an. Was nur Zufall war, es musste ihm aber jetzt nach Caelias Traum vorkommen, als wäre sein Leibdiener in eine Verschwörung gegen ihn verwickelt.
    »Was stehst du da?«, herrschte er ihn an.
    »Ich harre deiner Befehle für mich, Dominus et Deus.«
    »Tu das draußen! Ich will dich nicht sehen!«
    Mit einem beleidigten Gesichtsausdruck verließ Parthenius den Raum. Caelia nippte an ihrem Wein. Er war sehr schwach, dennoch stieg er ihr zu Kopf. Sie stellte den Pokal ab, nahm statt dessen einen Apfel aus der Schale, die die Sklaven gebracht hatten.
    »Was gibt es, Dominus et Deus?«
    Antares Stimme klang dünn und leise, als wäre ihr Besitzer in Gedanken ganz woanders.
    Der Seher hatte sich in der Mitte des Raumes aufgestellt, sich mit Hilfe seines Stockes etwas aufgerichtet, die Kapuze aber nicht abgenommen.
    Sie berichtete ein weiteres Mal von ihrem Traum, achtete sorgfältig darauf, nicht mehr und nicht weniger zu erzählen und benutzte unbewusst beinahe die gleichen Worte. Den Apfel rollte sie dabei in den Händen, rieb seine ohnehin schon glänzende Schale an ihrem Gewand.
    »Das scheint mir eine schreckliche Bedeutung zu haben.«
    Antares hob den Kopf. Ein kantiges, lederartig braunes Gesicht wurde sichtbar. Stechende Augen musterten sie.
    »Welche?«
    Domitian führte den Seher zu dem Schemel, auf dem zuvor sie gesessen hatte und hieß ihn Platz zu nehmen, während er selbst stehen blieb.
    »Minerva schützt dich nicht länger. Sie kann es nicht mehr.«
    Nach diesem bedeutungsschweren Satz verfiel Antares wieder in Schweigen.
    Caelia sah den Imperator erblassen. Wenn seine persönliche Gottheit ihn nicht länger schützte, war er verloren. Er raufte sich das sorgfältig frisierte Haar.
    »Domitian.« Sie ging zu ihm und umarmte ihn. »Vielleicht hat es auch etwas ganz anderes zu bedeuten. Ich hatte doch diesen Traum, möglicherweise hat er nur Bedeutung für mich.«
    »Wenn er mit Minerva zu tun hat, ist er für den Imperator bestimmt«, wandte Antares barsch ein.
    Caelia hatte das Gefühl, dass auch er zu den Verschwörern gehören könnte.
    Der Imperator sah so niedergeschlagen aus, es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte ihm alles gestanden, auch auf die Gefahr hin, dafür mit dem Leben zu bezahlen. Sie hatte ihn wütend, herrisch, launisch, aber auch freundlich und sanft erlebt, aber noch nie so ängstlich.
    Es ist für Widar , sagte sie sich und blieb stumm.
    »Antares hat recht, Kleines. Er irrt sich nie.« Domitian fuhr ihr mit dem Finger über die Wange.
    »Ich hätte vielleicht nicht kommen sollen.«
    »Es war richtig. Ich möchte wissen, was mir bevorsteht. Dann kann ich eventuell noch etwas tun. Antares, ich kann doch noch etwas tun, um Minervas Schutz zurückzubekommen?«
    »Du musst die Verräter finden und töten.«
    »Ich werde den Senat absetzen und jeden hinrichten lassen, der sich mir widersetzt. Mit denen auf der Liste fange ich an. Wenn sie alle tot sind, kann ich wieder ruhiger schlafen.«
    Ihr fuhr der Schreck in die Glieder. Wenn es wieder nicht klappte, und Domitian seinen Plan in die Tat umsetzte, würde Rom im Blut ertrinken. Ihr Schreck musste sich auf ihrem Gesicht widerspiegeln, dass sogar der Imperator aufmerksam wurde.
    »Keine Angst. Ich werde nicht vergessen, was du für mich getan hast. Du und Antares, ihr seid die einzigen Vertrauenswürdigen um mich.«
    Sie konnte nicht einmal nicken. Jeden Augenblick erwartete sie das Auftauchen der Erinnyen, die mit dem Finger auf sie zeigten und »Verräterin! Verräterin!« schrien. Domitian verstand ihr Schweigen falsch.
    »Geliebte, das ist die dunkle Seite der Macht. Ein Imperator muss täglich damit leben. Ich wollte nie, dass du es siehst. Du sollst immer heiter sein und mich erfreuen. Es tut mir leid, dass du diesen Traum

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