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Die Naechte der Venus

Die Naechte der Venus

Titel: Die Naechte der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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und wieder ein Fenster oder eine Säule, ohne wirklich etwas zu erkennen. Sie zerknüllte ein Taschentuch in der Hand, tupfte sich über die Stirn und putzte sich die Nase, um die Hände zu beschäftigen und nicht daran denken zu müssen, weswegen sie unterwegs war.
    Vor dem Palast wurde sie abgesetzt, Gaius und sein Kollege halfen ihr aus der Sänfte. Ein Prätorianer kam heran. Er erkannte sie und begleitete sie die Stufen empor. Vor dem Eingang verabschiedete er sich, indem er sich mit der rechten Faust gegen die linke Brust schlug und kehrte auf seinen Posten zurück.
    Ein anderer Prätorianer verneigte sich vor ihr. »Herrin.«
    »Ich muss den Dominus et Deus sprechen – sofort.«
    Er schaute sie zweifelnd an, als wollte er sagen, da könne ja jeder kommen. Ein ungewöhnlich groß gewachsener Hauptmann eilte herbei. Mit zusammengezogenen Brauen schaute er auf sie herunter.
    Es war eine dumme Idee gewesen, Domitian einfach aufzusuchen. Sie erinnerte sich, wie sie vor nicht allzu langer Zeit den Palast verlassen wollte, und die Prätorianer sie nicht gehen ließen – nun kam sie nicht hinein. Sie wollte sich gerade wieder umdrehen, aber die Stimme des Hauptmanns hielt sie zurück.
    »Der Dominus et Deus wird sich freuen, dich zu sehen.« Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
    Er ging voraus. Seine Soldatenstiefel hallten laut auf dem Marmorboden. Mit geraffter Tunika eilte Caelia hinter ihm her. Vor dem Eingang zu Domitians Privatgemächern übergab er sie dem Kammerdiener Parthenius. Wenn dieser Caelias Besuch ungewöhnlich fand, zeigte er es nicht, sondern brachte sie wortlos in einen Aufenthaltsraum.
    »Warte hier, Herrin. Ich werde den Dominus et Deus benachrichtigen, dass du hier bist. Möchtest du eine Erfrischung, etwas Süßes?«
    Caelia schüttelte den Kopf. Sie setzte sich sehr gerade auf einen Schemel und verschränkte die Hände im Schoß. Ihr linkes Bein begann zu zittern, sie musste den Fuß fest auf den Boden stellen, um es zu unterdrücken.
    Schritte näherten sich von hinten. Caelia setzte sich noch gerader auf.
    Ich tue es für Widar , waren ihre Gedanken.
    Starke Arme umfassten sie. Domitian legte die Hände auf ihre Brüste.
    »Columbella, was für eine Überraschung.« Heißer Atem streifte ihre Haut. Der Imperator drückte ihr einen feuchten Kuss auf den Hals.
    »Hat dich die Sehnsucht nach meinem Schwanz hergetrieben?«
    »Nein.« Sie befreite sich abrupt aus seinen Armen und stand auf.
    »Was ist los mit dir? Du siehst aus, als wären die Erinnyen hinter dir her.«
    »Nicht hinter mir. Ich habe geträumt.«
    »Was?«
    Sein Gesicht verlor die Unbekümmertheit, als hätte sie jemand mit einem Lappen fortgewischt. »Sag mir sofort, was.«
    »Ich ... ich ...«, alles was sie sich in den letzten drei Tagen zurechtgelegt hatte, war wie fortgeblasen.
    »Rede schon!«
    Domitian packte sie an den Schultern und schüttelte sie kurz. Dann merkte er selbst, was er da tat, ließ sie los und ging vor ihr auf und ab.
    Sie leckte sich über die Lippen.
    »Minerva – die Göttin ist mir im Traum erschienen. Sie hat ... hat ...« Caelia stand auf einmal alles so lebendig vor Augen, als hätte sie es wirklich geträumt. »Jupiter hat sie entwaffnet. Ihr Gewand hing in Fetzen, die Haare gelöst, Blut floss ihr aus Augen, Nase und Ohren.«
    Sie sah alle Farbe aus Domitians Gesicht weichen, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Die Göttin Minerva war seine persönliche Schutzgöttin und wenn sie entwaffnet war, konnte das nur etwas Schreckliches bedeuten.
    »Antares!«, brüllte er. »Ruft mir Antares!«
    Unruhe vor der Tür zeigte an, dass sein Befehl verstanden worden war. Antares war ein Seher und Traumdeuter unbekannter Herkunft. Er war vielleicht der einzige Mann im gesamtem Imperium, dem der Imperator uneingeschränkt vertraute.
    »Bist du ganz sicher?«, fuhr er Caelia erneut laut an, hielt erschrocken inne und wiederholte seine Frage noch einmal leiser.
    Sie war zusammengezuckt. Die mühsam zurückgehaltenen Tränen strömten über ihre Wangen, sie zog die Nase hoch, bevor sie überhaupt ein Wort herausbrachte.
    »Ganz sicher. Die Göttin stand so lebendig vor mir, ich hätte nur die Hand ausstrecken müssen, um sie zu berühren.«
    Im Stillen bat sie Minerva um Verzeihung.
    »Hat sie was gesagt? Wo bleibt nur Antares?«
    »Nichts gesagt. Sie hat nur traurig ausgesehen. Ich bin vor Schreck aufgewacht und konnte nicht wieder einschlafen. Ich musste gleich zu dir eilen.«
    »Das war klug von

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