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Die Naechte der Venus

Die Naechte der Venus

Titel: Die Naechte der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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als sie nicht reagierte, blieb er zurück. Zielstrebig bewegte sie sich durch die verschachtelten Gänge und Räume des Palastes auf das Atrium und den Haupteingang zu.
    Vor dem Ausgang standen auf jeder Seite zwei Prätorianer, und Caelia wusste, dass sich draußen wenigstens viermal so viele aufhielten. Sie standen auf der Treppe auf jeder zweiten Stufe. Mit schnellen Schritten näherte sie sich, als würde sie jeden Tag in den Palast hinein- und hinausgehen.
    Die Prätorianer trugen Speere in den Händen, und gerade als Caelia an ihnen vorbeigehen wollte, kreuzten sich die Waffen vor ihr. Sie schreckte zurück. Die Soldaten hatten keine Miene verzogen.
    Das Klirren der sich kreuzenden Speere rief aus einer Kammer neben dem Eingangsportal einen Hauptmann herbei.
    »Was geht hier vor?« Dann erfasste er die Situation mit einem Blick. »Ich kann dich nicht hinauslassen, domina.«
    »Du hast mir nichts zu sagen. Ich bin keine Gefangene, sondern Gast unseres Dominus et Deus.« Der Schreck ließ sie heftiger antworten, als sie es beabsichtigt hatte. Der Hauptmann hätte ihr Vater sein können, hatte ein gütiges Gesicht mit runden, von roten Äderchen durchzogenen Wangen. Wenn sie ihm schmeichelte, konnte sie sicher alles von ihm haben. Leider hatte sie nicht gerade besonders glücklich begonnen und seine Miene verdüsterte sich.
    »Befehl von ganz oben, domina. Du darfst den Palast nicht verlassen.«
    »Wessen Befehl?«
    »Unseres Dominus et Deus.«
    »Das hast du bestimmt falsch verstanden.« Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf. »Domitian hat sicher gesagt, dass einige Prätorianer mich auf meinen Wegen begleiten sollen.«
    »Ich wäre nicht Hauptmann der Prätorianer, wenn ich meine Befehle falsch verstehen würde.«
    »Du weißt doch, wer ich bin.« Caelia überlegte, ob sie nach den Speeren greifen, sie einfach beiseite schieben und nach draußen gehen sollte.
    »Natürlich, edle Caelia.«
    Aus der Kammer trat eine weitere Wache und entfernte sich im Laufschritt. Kurze Zeit später kam sie in Begleitung des Prätorianerpräfekten Norbanus zurück.
    »Gut, dass du kommst«, begrüßte Caelia ihn. »Diese Männer halten mich fest. Das kann doch nur ein Irrtum sein.«
    »Kein Irrtum. Der Imperator hat befohlen, dass du im Palast bleibst.« Ohne Umstände ergriff Norbanus ihren rechten Ellenbogen und zog sie zurück.
    »Aber ...«
    »Befehl ist Befehl!«
    »Und wo ist der Imperator?«
    Norbanus antwortete nicht, sondern zog sie weiter mit sich fort. Er ging so schnell, dass sie sich in ihrer Tunika verhedderte und beinahe gestürzt wäre. Danach verlangsamte der Präfekt seine Schritte, ließ sie aber nicht los.
    »Ich kann alleine gehen.« Sie ruckte und riss an ihrem Oberarm, um sich aus Norbanus Griff zu befreien. Der Stoff krachte. Ein langer Riss klaffte im Ärmel, und der Präfekt hielt nur noch einen Stoffstreifen in der Hand.
    Er begann zu lachen. » Du hast ein hitziges Temperament. Spare es dir für unseren Herrn und Gott auf.«
    »Aber wo ist er denn?«
    »Ich weiß es nicht, edle Dame.«
    Caelia befingerte den zerrissenen Stoff. Die Tunika taugte nur noch als Putzlappen. Mit so viel Würde, wie ihr geblieben war, stolzierte sie an Norbanus vorbei.
    »So ist es brav. Geh wieder in deine Räume.«
    Sie dachte gar nicht daran, unverrichteter Dinge in ihre Räume zurückzugehen. Sie würde zu Parthenius gehen, Domitians Kammerherrn. Wenn die Prätorianer ihr nicht helfen wollten, der Imperator keine Zeit für sie hatte, konnte sie sich nur noch an ihn wenden. Er wusste immer genau Bescheid.
    Parthenius traf sie in den Räumen der persönlichen Diener des Imperators nicht an, dafür aber seinen Stellvertreter Sigerius, einen feisten Mann mit Stiernacken und Glatze. Die Tunika spannte über seinem Bauch, den der Gürtel nicht halten konnte, und unterhalb des Saumes schauten blasse, behaarte Beine hervor. Er saß am Fenster in der Sonne. Bei ihrem Eintritt erhob er sich ächzend.
    »Edle Caelia, was führt dich zu mir?« Er hatte die hohe Stimme eines Eunuchen. Wahrscheinlich war er einer. Sie hatte nie verstanden, warum Domitian einen derart unansehnlichen Menschen um sich duldete, waren seine Sklaven doch sonst ausgesprochen gut gewachsen.
    »Ich suche Parthenius.«
    »Er ist nicht hier.« Sigerius hatte außerdem die unangenehme Gewohnheit, Fragen immer nur knapp zu beantworten. Informationen mussten ihm mühsam entlockt werden.
    »Dann sage mir doch, wo ich ihn finden kann?«
    »Nicht in Rom.«
    Caelia

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