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Die Naechte der Venus

Die Naechte der Venus

Titel: Die Naechte der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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Herkunft schmolz unter der Berührung dahin.
    »Ich weiß nicht, wo ich geboren bin.« Die Worte kamen ihr nicht leicht über die Lippen.«
    »Wie das?«
    »Ich kenne meine Eltern nicht. Ich wurde vom Senator Marcus Quintus Terentius und seiner Frau Pollonia adoptiert. Vor dem Gesetz bin ich ihre Tochter, so, als hätte Pollonia mich geboren.«
    »Aha, aber es ist möglich, dass du in Germanien geboren bist oder in Rom von einer Frau aus Germanien.«
    »Als Kind habe ich auf einem Landgut am Lacus Lemanus gelebt. Das ist in den Bergen, die Italia von Germanien und Gallien trennen. Möglich ist es, dass meine Mutter aus Gallien oder Germanien stammte.«
    Ihre Mutter wäre dann eine Sklavin gewesen. Kein Römer hatte jemals nach ihren leiblichen Eltern gefragt. Sie war immer Marcus Quintus Terentius geachtete Tochter gewesen, eine Dame der ersten römischen Gesellschaft. Später unter Domitians Schutz und seiner Protektion hatte erst recht niemand mehr ein Wort über ihre Herkunft verloren. Sorgfältig hatte sie diese Frage in ihrer Brust verschlossen, bis ein Sklave aus Germanien kam und in ihr Innerstes vordrang.
    »Für mich bist du eine Tochter Germaniens. Alles andere ist nicht wichtig.«
    Eine Germanin. Vielleicht hatte er sogar recht. Eine Woge der Freude durchflutete sie. Der Holzteller rutschte ihr aus den Fingern, als sie sich an seine breite Brust kuschelte.
     
    ***
     
    Nachdem sie gegangen war, streckte sich Widar auf seiner Pritsche aus. Sein Rücken schmerzte jetzt sehr stark, die Behandlung des Arztes zeigte noch keine Wirkung. Aber dass Caelia hier gewesen war – nie hätte er das zu hoffen gewagt. Sie war nicht nur eine verwöhnte Römerin, die auf eine schnelle Nummer mit einem Gladiator aus war. Sie war schön wie eine Göttin – auch so gütig wie Frigga. Sein erster Eindruck von ihr war falsch gewesen.
    Diesen angenehmen Gedanken hing er nach, als Drusus hereinkam. Dessen Blick fiel als erstes auf die Reste des Mahles, die noch auf seiner Pritsche aufgebaut waren.
    »Du hast mächtig Glück mit der Kleinen. Sie sorgt für dein leibliches Wohl, bringt dir was zum Anziehen und sogar einen Arzt. Dafür kann man schon mal einen Streit mit dem ersten Gladiator riskieren.«
    »Wie du meinst.«
    »Darf ich?« Drusus deutete auf die noch gut zur Hälfte gefüllten Schüsseln.
    »Nur zu.«
    Das ließ sich Drusus nicht zweimal sagen. Er stopfte sich große Brocken Brot, Käse, ein Ei und Oliven in den Mund, kaute mit vollen Backen und war kaum zu verstehen. »Die musst du dir warmhalten. Sie soll auch eine Dame der ersten Gesellschaft sein. Du hast wirklich Glück.«
    »Geht nicht darum.«
    »Eh, worum dann? Was hat unser einer schon zu erwarten. Wir müssen nehmen, was wir kriegen und es festhalten, solange wir können. Schon morgen kann sie ihre Gunst einem anderen schenken.«
    »Caelia nicht!«
    »Caelia nicht.« Drusus prustete vor Lachen und kleine Tröpfchen Speichel sprühten durch die Kammer. »Du denkst doch nicht etwa an Liebe. So was gibt es für uns nicht.«
    »Für mich schon.« Widar wollte sich aufrichten und Drusus wütend anfunkeln, aber sein schmerzender Rücken machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er schaffte es gerade einmal, die Schultern ein wenig anzuheben, bevor er sich wieder auf die Pritsche zurücksinken ließ.
    »Ich bleibe nicht ewig hier«, knurrte er zwischen den kaum geöffneten Lippen hervor.
    Drusus verschluckte sich und fing an zu husten.
    »Habt ihr Pläne, Caelia und du?«, keuchte er, als er wieder sprechen konnte.
    »Ich.«
    »Wie – du?«
    »Ich habe Pläne. Ich gehe zurück nach Germanien. Vorher nehme ich Rache für das, was man mir und meinem Volk angetan hat.«
    »An wem willst du dich rächen? An Tribates? Das vergiss am besten. Sie werden euch nie in der Arena gegeneinander antreten lassen. Du könntest den Liebling der Römer besiegen. Du bist so gut, ich weiß das.«
    »Nicht Tribates – ihren Anführer. Rache für mein Volk.«
    »Achilleus, das darfst du nicht sagen. Der Imperator hat seine Ohren überall. Niemand von uns wird ihm je nah genug kommen. Bevor du in der Arena auch nur daran denkst, deine Waffe gegen ihn zu erheben, hast du schon einen Speer zwischen den Rippen.«
    »Ich werde es schaffen.«
    Widar stützte das Kinn auf die Unterarme. Er hatte es ausgesprochen vor den Menschen und den Göttern, jetzt konnte er nicht mehr zurück, wenn er nicht dereinst wie ein Feigling an den Toren Walhalls zurückgewiesen werden wollte. Sein Weg lag

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