Die Naechte der Venus
sie los und ging im Raum auf und ab. Seine Schultern waren nach vorn gesackt, seine sonst forschen Schritte schleppend.
»Du hättest mich mitnehmen können oder ich wäre nachgekommen.« Sie gesellte sich zu ihm. Gemeinsam gingen sie umher, als wären sie in einem der Gärten auf seinem Landgut. »Wir hätten uns schöne Tage machen können.«
»Ich bin der Imperator, für mich gibt es keine schönen Tage. Vielleicht hätte ich dich wirklich mitnehmen sollen, statt immer diese dummen Mädchen um mich zu haben, die noch nicht einmal den Wein richtig mischen können.«
»Ich hätte gerne die Bären gesehen.«
Die Tiere waren ihr egal, aber alles wäre ihr lieber gewesen, als sich vier Tage zu langweilen.
»Ich hätte auch für deine Bequemlichkeit gesorgt, Dominus et Deus.«
»Nicht mit diesen Senatoren. Sie plagen mich, wo sie nur können.«
»Was machen sie denn?« Sie hakte ihn unter.
»Sie wollen mich loswerden – deshalb plagen sie mich mit unsinnigen Anträgen. Sie hoffen, ich lasse in meiner Wachsamkeit nach, und sie können sich meiner leichter entledigen.«
Eine merkwürdige Art, um jemanden loszuwerden. Domitian schien eine Laus über die Leber gelaufen zu sein, aber sie würde das schon ändern.
»Das stimmt nicht. Das Volk von Rom liebt dich und die Menschen in den Provinzen auch. Seit Augustus hat ihnen keiner der Caesaren so viele Wohltaten erwiesen wie du.«
So war es. Domitian hatte die Verwaltung in den Provinzen reformiert, die Steuern neu festgesetzt, aufgeräumt mit Korruption und Bestechung, die Grenzen in Germanien gesichert. Gleichzeitig war es aber auch ein offenes Geheimnis, dass der Senat und der Imperator mehr als Differenzen miteinander hatten.
»Der Senat plant etwas, ich weiß es. Ich weiß nur noch nicht, wer dahinter steckt. Sag du es mir.«
»Woher soll ich es wissen?«
»Hat Manilius nichts erzählt?«
»Er ist seit zwei Jahren tot.«
Caelias Mann hatte hin und wieder etwas erzählt von den Sitzungen des Senats, aber sie hatte sich nicht dafür interessiert und ihm kaum zugehört.
»Das ist schlimm. Die Guten sterben immer zuerst. Es hat kaum einen aufrichtigeren Senator gegeben als deinen Mann. Er hat immer zu mir gehalten.«
Das glaubte sie nicht. Manilius war nicht der Mann gewesen, der sich im Senat offen für eine Sache ausgesprochen oder sich demonstrativ für jemanden auf dessen Seite gestellt hätte. Er hatte sein Amt mit mehr Würde als Leidenschaft ausgeübt. Lieber hätte er sich auf seine Güter und zu seinen Fischteichen zurückgezogen, als im Mittelpunkt politischer Schlachten zu stehen. Sie verzichtete allerdings darauf, den Imperator zu berichtigen.
»Was meinst du, soll ich Munio anklagen?«
Munius war der Senator Calpurnius Metellus Munio aus der vornehmen Familie der Meteller, sittenstreng wie der ältere Cato – und wie dieser ebenfalls den republikanischen Idealen verhaftet. Die gleiche Gesinnung wünschte er sich auch bei dem römischen Kaiser. Im Senat war er einer der strengsten Kritiker Domitians.
»Was hat er getan?«
»Ich denke, er ist an einer Verschwörung gegen mich beteiligt. Die Vorzeichen stehen günstig, dass er es ist. Ich habe sein Horoskop erstellen lassen.«
»Du kannst doch niemanden anklagen, weil ein Horoskop gesagt hat, er könnte etwas planen.«
»Warum nicht? Ich bin der Imperator!« Domitian war jäh stehen geblieben, hatte sich zu ihr herumgedreht und sie an den Oberarmen gepackt.
»Das ist deiner nicht würdig. Du musst ihm eine Falle stellen, und wenn er hineingetappt ist, verurteilst du ihn.«
»Gut.« Domitian war sofort Feuer und Flamme. »Was soll ich tun?«
Caelia legte einen Finger an die Lippe und tat so, als überlegte sie.
»Zuerst musst du lieb mit mir sein und mich nicht mit dem Senat plagen.«
»Agnella, du hast recht. Das ist nichts für die Ohren einer Frau.« Seine Miene blieb aber sorgenvoll.
»Sei wieder gut.«
Schmeichelnd umarmte sie ihn. Ihr Herz pochte heftig, als sie seinen festen männlichen Körper spürte.
»Komm mit mir in die Bäder. Das wird dich auf andere Gedanken bringen.«
Bei diesem Vorschlag leuchteten seine Augen auf.
Hand in Hand verließen sie die Räume. Vor der Tür hockte Brutus auf der Erde. Beim Anblick seines Herrn sprang er auf, schlenkerte mit den überlangen Armen und öffnete den Mund. Caelia sah, wie er seine Zunge bewegte, aber statt Worte kam nur heiseres Krächzen heraus. Er trug den üblichen Lendenschurz.
»In die Bäder. Los, geh.« DerImperator
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