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Die Naechte der Venus

Die Naechte der Venus

Titel: Die Naechte der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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ergehen lassen.
    Danach war die Ansprache beendet, und unter den knallenden Peitschen der Wachen trotteten die Gladiatoren auf den Übungsplatz, während Varus Tullius Janarius steifbeinig von der Rednertribüne stieg. Sofort trat der oberste lanista wieder zu ihm. Die beiden steckten die Köpfe zusammen.
    Sie redeten auch über ihn, bemerkte Widar, denn der Ausbilder deutete mit der Hand auf ihn, als er an den beiden vorbeiging.
    Während des Trainings stand der neue procurator mit dem lanista auf der Galerie. Widar konnte sich nicht erinnern, Septimus Aelius jemals dort gesehen zu haben. Die Gladiatoren wurden unter den Blicken des Neuen nervös. Es gab mehr Stürze und Treffer als gewöhnlich, die Wachen machten öfter von den Peitschen Gebrauch.
    Mehrmals unterbrach Varus Tullius das Training mit herrischer Stimme, ließ einige Gladiatoren andere Übungen ausführen oder stellte neue Paare zusammen. Er verordnete einigen Thrakern sogar die Waffen der retiarii und ließ diese mit Schwert und Schild ausstatten. Widar stand am Rand und schaute zu, dabei fühlte er mehrmals die Blicke des neuen procurators auf sich ruhen.
     
    ***
     
    Am Nachmittag wurde Widar in das Büro des procurators gerufen. Sein persönlicher Ausbilder und Tribates mit seinem lanista waren bereits dort. Er stellte sich so weit wie möglich von seinem Rivalen entfernt an eine Wand und sah sich um.
    Für seine Begriffe war der Raum kostbar eingerichtet. Es gab einen Tisch mit geschnitzten Füßen und einen ebensolchen Stuhl. Auf der Sitzfläche lag ein grünes Kissen mit goldenen Stickereien. Der Raum hatte zwei Fenster, eines führte auf den Hof hinaus, das andere zur Straße. An den beiden übrigen Wänden standen hohe Regale mit einer Vielzahl von Fächern. In den meisten lagen Schriftrollen, auf die die Römer Nachrichten gebannt hatten, damit sie nicht vergaßen, was sie einander sagen wollten. Zum ersten Mal fragte er sich, was wohl die Arbeit eines procurators war, wenn er so viele Schriftrollen brauchte.
    »Schön, wir sind alle da.«
    Wenn Varus Tullius Janarius in normaler Lautstärke sprach, klang seine Stimme so trocken wie das Zirpen einer Grille.
    »Setzt euch.«
    Er bot den lanistae Hocker an, die vor seinem Tisch standen.
    »Neue Trainingspaare wird es geben – ich sagte es schon. Mit diesen beiden werde ich anfangen«, fing Varus Tullius ohne Einleitung an. »Ab sofort werden Tribates und Achilleus zusammen trainieren.«
    Einen Moment war es so still im Raum, dass man das Summen einer Fliege hätte hören können, wenn eine dagewesen wäre. Dann räusperte sich Widars lanista.
    »Das halte ich für keine gute Idee, dominus.«
    »Ich halte das für eine sehr gute Idee, wenn der erste und der zweite Gladiator zusammen trainieren. Beide können dadurch nur besser werden.«
    »Das wird nicht so sein«, warf auch Tribates Ausbilder ein. »Im Ludus Magnus ist allgemein bekannt, dass Tirbates und Achilleus sich aus dem Wege gehen.«
    »Die beiden sind Gladiatoren, Eigentum dieser Schule. Es interessiert mich nur, wie sie den Ruhm der Schule mehren, nicht, was ihre persönlichen Vorlieben sind.« Varus Tullius schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Wenn du den Ruhm der Schule mehren willst, dann lass Achilleus weiter mit Drusus üben. Die beiden sind ein sehr gutes Paar.«
    Erst als sein lanista Drusus erwähnte, wurde Widar richtig bewusst, was der neue procurator gesagt hatte. Wenn seine Verletzungen vollständig verheilt waren, würde er Tribates auf dem Übungsplatz gegenüberstehen. Beide hätten sie zwar nur Holzschwerter in den Händen, aber Tribates würde versuchen, ihn zu töten. Und Caelia – ob er sie je wiedersehen würde?
    Auf einmal sehnte er sich fast schmerzhaft nach ihr. Seit ihrem letzten Treffen hatte er nichts mehr von ihr gehört. Bei Wodan, wenn er sie nur noch einmal sehen könnte. Er war sich beinahe sicher, sie bei seinem letzten Kampf in der Loge des Imperators gesehen zu haben.
    Varus Tullius trockene Stimme bohrte sich wie ein Dolch einen Weg in seine Gedanken.
    »Ich habe es gesagt, und so wird es sein.«
    Diese endgültige Aussage beendete das Gespräch. Die lanistae verließen zuerst das Büro. Beim Hinausgehen stieß ihn Tribates an.
    »Gute Idee, die du nicht lange überleben wirst«, knurrte er. »Oder bist du zu feige und versteckst dich weiter hinter deinen Schrammen?«
    Es fiel Widar nicht leicht, die Beleidigung unerwidert zu lassen. Aber Tribates würde schon sehen, was er von seiner

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