Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Naechte der Venus

Die Naechte der Venus

Titel: Die Naechte der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
Vom Netzwerk:
verlassen.«
    »Eine Aufgabe in der Provinz kann auch sehr ehrenvoll sein.«
    »Keine Aufgabe, er verbannt uns aus der Stadt.«
    Petronia konnte die Tränen nicht mehr länger zurückhalten. Sie heulte wie ein Klageweib aus Judäa.
    »Caelia, du musst uns helfen. Auf dich wird er hören. Ich kann Rom nicht verlassen.«
    Ihre Stimme zitterte so sehr, dass sie kaum noch zu verstehen war.
    »Ich habe keinen Einfluss auf den Imperator – nicht bei diesen Dingen.«
    »Bei allen Göttern des Olymp, Caelia. Ich dachte nach dem Besuch des Imperators steht Septimus eine glänzende Karriere bis in die höchsten Ämter offen.«
    Das hätte so sein können, wenn du ihn nicht so unsagbar gelangweilt hättest, dass er dich in Rom einfach nicht mehr ertragen kann , schoss es ihr durch den Kopf.
    »Ich kann dir wirklich nicht helfen, Petronia. Es ist besser, wenn du gehst und alles für eure Abreise vorbereitest.«
    Es war auch besser, eine Verbannte nicht im Haus zu haben, sonst hieß es, sie mache gemeinsame Sache mit zwielichtigen Subjekten.
    Ihre Worte ließen Petronias Tränenstrom wieder anschwellen. »Wo sollen wir denn hingehen?«
    »Zieht euch auf euer Landgut zurück, wie es alle machen, die Rom verlassen müssen. Wenn in ein paar Jahren keiner mehr an diese Sache denkt, kommt ihr zurück.«
    Es konnten lange Jahre werden, denn Domitian vergaß nicht.
    »Wir haben kein Landgut. Ich kann das Leben auf dem Land nicht ausstehen. Aushalten kann man es nur in Rom.«
    Petronias Geschwätz begann Caelia auf die Nerven zu gehen. Bis sie fünfzehn Jahre alt gewesen war, hatte sie Rom nicht einmal von Weitem gesehen und war auch glücklich gewesen. Sollten sich doch die Götter um Petronia kümmern. Dann fielen ihr Julia und Drusilla ein, und ihr Herz wurde weicher.
    »Ihr könnt auf mein Landgut in der Nähe von Arminium gehen und dort bleiben. Es ist nur ein einfaches kleines Landhaus, aber es wird euch bestimmt gefallen.«
    Arminium war auf der anderen Seite Italiens, weit genug weg von Rom und aller Politik und um in Vergessenheit zu geraten. Das Haus war größer als das von Septimus Aelius, aber es lag einsam in einem Tal. Wo Petronia da einen Ehemann für ihre Töchter finden sollte, wussten sicher nicht einmal die Götter.
    »Du bietest mir ein Heim?«
    »Ihr könnt so lange bleiben, wie ihr wollt.« Und so lange würde sie ganz gewiss das Landgut nicht aufsuchen. Bisher war sie auch kaum dort gewesen.
    »Du bist die beste Freundin, die ich habe.«
    Petronias Hang zum Theatralischen gewann die Oberhand über ihren Kummer. Sie fiel vor Caelia auf die Knie und umklammerte deren Unterschenkel.
    »Ich hätte den Dolch nehmen müssen, wenn du nicht gewesen wärst. Wir alle hätten ihn nehmen müssen.«
    »Das stimmt doch nicht.« Sie löste sich aus der Umklammerung.
     
    ***
     
    Nicht lange, nachdem Petronia nach vielen Dankesbeteuerungen gegangen war, wurde der nächste Besucher gemeldet. Wieder hatte der Türhüter seine Aufgabe nicht richtig erledigt. Er hatte es zwar geschafft, jemanden zu beauftragen, ihr einen Besucher zu melden, aber der Gast folgte dem Boten, statt im Atrium zu warten.
    Caelia hatte nach Petronias Weggang ihr Bad beendet, sie war angekleidet, mehr schlecht als recht frisiert, aber sie war zu ungeduldig gewesen, um die beiden zuständigen Sklavinnen lange mit ihren Locken hantieren zu lassen. Ständig überlegte sie, ob sie richtig gehandelt hatte, einer Verbannten ihr Landgut als Wohnsitz anzubieten. Was würde Domitian sagen, wenn er es erfuhr?
    Als der Besucher gemeldet wurde, saß sie in ihrem Ankleideraum auf einem Schemel. Vor ihr stand eine Sklavin und hielt einen Spiegel, eine andere hielt eine kleine Schmucktruhe in den Händen, Asinoë legte ihr gerade ein Armband um das linke Handgelenk, als sie im Spiegel den Besucher eintreten sah.
    Es war Publius Caelius Manilius minor – ihr Stiefsohn. Caelia drehte sich so abrupt um, dass das noch nicht ganz geschlossene Armband zu Boden fiel. Für die Ungeschicklichkeit hätte Asinoë eine Zurechtweisung verdient, aber der Besuch ihres Stiefsohnes war so ungewöhnlich, dass sie nicht weiter darauf achtete.
    Publius war der einzige Sohn ihres verstorbenen Ehemannes. Er war älter als sie und mit ihr als Stiefmutter nicht einverstanden gewesen. Beide vermieden es geflissentlich, einander zu begegnen oder miteinander zu reden. Er hatte wenig Ähnlichkeit mit der trockenen Strenge seines Vaters, er hatte die Weichheit seiner Mutter geerbt und neigte zur

Weitere Kostenlose Bücher