Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Naechte der Venus

Die Naechte der Venus

Titel: Die Naechte der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
Vom Netzwerk:
Dicklichkeit.
    Völlig verblüfft blieb Caelia auf ihrem Schemel sitzen und beobachtete, wie er mit kurzen Schritten näher kam.
    Einen Augenblick kam ihr die absurde Idee, ihr Stiefsohn würde ihr einen Begrüßungskuss geben, aber er neigte nur den Kopf und sagte: »Salve, Caelia. Ich hoffe, du nimmst mir meinen Besuch zu so früher Stunde nicht übel, aber ich möchte etwas mit dir besprechen.«
    Die Worte klangen, als hätte Publius sie einstudiert.
    Sie stand auf, stellte sich hinter ihren Schemel, denn sie wollte nicht, dass ihr Stiefsohn dicht vor ihr stand und auf sie herabblicken konnte.
    »Heute kommt hier offenbar jeder reinspaziert, da spielst du auch keine Rolle mehr.«
    Publius sollte ruhig wissen, dass er nicht willkommen war.
    »Du gehörst wirklich zu den Frühaufsteherinnen Roms, wenn ich um diese Zeit nicht mehr der erste Besucher bin.«
    Publius versuchte ein Lachen, das ihm aber misslang. »Oder du solltest deinen Tüthüter besser in seine Aufgaben einweisen.«
    »Sag mir nicht, wie ich meinen Haushalt zu führen habe«, fuhr sie ihn an und dachte: Sonst weise ich meinen Türhüter an, dich gleich wieder auf die Straße zu setzen .
    Publius Gespreiztheit und seine Weitschweifigkeit hatten sie schon immer gestört.
    »Sag einfach, weswegen du gekommen bist und dann lass mich in Ruhe meine Morgentoilette beenden.«
    »Wir sollten es allein besprechen.«
    »Wir sind allein.«
    Im Raum standen immer noch die beiden Sklavinnen mit Spiegel und Schmuckschatulle und Asinoë mit dem Armband in der Hand – aber die Anwesenheit von Sklaven zählte nicht.
    Publius warf ihnen dennoch beredte Blicke zu und schwieg mit vor der Brust verschränkten Armen. Caelia seufzte, bevor sie die Mädchen hinausschickte.
    »Rede.«
    Statt ihrer Aufforderung nachzukommen, begann ihr Stiefsohn im Raum hin und her zu gehen und die Finger ineinander zu verhaken. Caelia nahm das Armband, das Asinoë auf einen Tisch gelegt hatte und versuchte nun selbst, es sich um das Handgelenk zu legen. Der Verschluss wollte sich nicht schließen lassen.
    »Soll ich dir helfen?«
    Er nahm ihr das goldene Band aus der Hand, fixierte es einen Augenblick, als wollte er seinen Wert schätzen, bevor er es um ihr Handgelenk legte.
    Die Berührung seiner weichen Finger war ihr unangenehm, dennoch rang sie sich ein knappes »Danke« ab.
    »Ich bin gekommen, weil ich deine Hilfe brauche«, sagte ihr Stiefsohn, als würde ihn die kleine Hilfeleistung mit dem Armband seinerseits berechtigen, von ihr einen ähnlichen Dienst zu verlangen.
    Caelia ahnte die Wahrheit: Der vornehme und arrogante Senatorensohn benötigte Geld. Es musste eine Menge sein, wenn er damit zu ihr kam.
    »Ist eine deiner insulae in der Subura eingestürzt?«, fragte sie und begann Vergnügen an seinem Besuch zu finden. Insula waren die fünf- bis siebenstöckigen Mietshäuser für den Plebs, und in der Subura wohnte nur der übelste Pöbel. Sie waren gebaut, um möglichst viele Menschen auf möglichst wenig Raum unterzubringen. Das für den Bau eingesetzte Kapital sollte seinem Besitzer einen möglichst hohen Gewinn bringen. Ihr Einsturz war nichts Ungewöhnliches und hatte normalerweise nur Folgen für die armen Bewohner. Caelia wusste, dass Publius einige insulae besaß, und sie traute ihm auch zu, dass er so ungeschickt war, sich von einem Einsturz in die Enge treiben zu lassen.
    »Viel schlimmer.« Seine Stimme klang, als käme sie direkt aus der Unterwelt.
    Er war nicht nur arrogant, sondern auch noch theatralisch. Sie vergaß ihre längst noch nicht beendete Morgentoilette, riss die Augen weit auf und bemühte sich möglichst mitfühlend auszusehen.
    »Ich hatte zwei Schiffsladungen Kunstgegenstände in Ägypten gekauft. Gekauft, aber noch nicht bezahlt. Sie waren auf dem Weg von Alexandria nach Ostia. In Rom hätte ich sie für den vierfachen Preis verkaufen können. Die Schiffe sind untergegangen, die Ladung ist verloren.«
    »Und jetzt musst du sie trotzdem bezahlen?«
    Caelia verstand nicht viel vom Seehandel, aber soviel meinte sie zu wissen.
    »Ich wollte sie von dem Verkaufserlös bezahlen, und jetzt bedrängt mich der Verkäufer in Alexandria.«
    Das musste ein schmerzlicher Verlust für Publius sein. Sie konnte nur mit Mühe ein Lächeln unterdrücken.
    »Ich konnte das Geld bisher nicht auftreiben.«
    »Verkaufe oder beleihe dein Land.«
    »Das habe ich längst getan. Meine Geschäfte gingen in letzter Zeit nicht gut, mit diesem wollte ich mich sanieren. Du bist

Weitere Kostenlose Bücher