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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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dort. Ist Jahre her. «
    » Da bist du wohl nicht die einzige. Jetzt ist sie verlassen « , meinte Cat.
    » Könnt ihr sogar … « Ich brachte den Gedanken nicht zu Ende.
    Cat musste kichern. » Geschöpfe der Wissenschaft, Jessie. Eine Kirche ist für uns kein Problem. Weihwasser – kein Problem. Kruzifixe? Ebenfalls kein Problem. «
    » Du drehst durch bei Kruzifixen « , hielt Max ihr vor und sah sie eindringlich an.
    » Ich finde es bloß seltsam, wie man sich ein Folterinstrument an die Wand hängen kann. « Sie zuckte mit den Achseln. » An den Grundriss im Stadtarchiv sind wir nicht rangekommen « , meinte Cat zögernd. » Die haben zu viele Fragen gestellt. «
    » Zu wenig Zeit « , fügte Pietr an.
    » Das ist ganz einfach. « Ich biss mir auf die Lippe und versuchte, mich zu erinnern. » Der Haupteingang ist wahrscheinlich beleuchtet. Aber rechts gibt es einen etwas höher gelegenen Seiteneingang, der direkt in den Kirchensaal führt. Und einer an der Rückseite führt zur Sakristei, wo sich früher der Messdiener bereithielt. Im Untergeschoss liegen die Küche und ein großer Saal, den sie mit speziellen Falttüren für die Sonntagsschule in mehrere Klassenräume unterteilt hatten. Viel gibt’s da nicht zu sehen. «
    Sie nickten. Cat warf Pietr einen triumphierenden Blick zu. » Siehst du, es ist doch gut, dass wir Jessie mitgenommen haben. «
    Ich wusste, Pietr hatte meine Anwesenheit nicht für nötig befunden, aber nun klang es plötzlich, als hätte er mich überhaupt nicht dabeihaben wollen. » Wartet mal. Da gibt es auch einen Keller. In einem Klassenzimmer ist eine große hölzerne Falltür mit einer engen Treppe darunter. Die war schon damals baufällig. Die Frauen haben sich immer beschwert, wenn sie vor dem Kirchenfest dort unten das Chowchow zwischenlagerten. «
    » Chow-Chow? Wie die Hunderasse? « Cat zuckte mit der Augenbraue.
    » Nein, süßsauer eingelegter Chowchow mit Bohnen, Blumenkohl und Essig … «
    » Seltsame Leute « , brummte Max.
    » Meinst du? «
    Er nickte.
    Ich pikte ihn in die Schulter. » Ein Borschtsch-essender Werwolf findet Chowchow-essende Menschen seltsam? «
    Er grinste und seine Zähne wurden dabei lang und spitz. » Schon kapiert. « Er tippte mit dem Finger an einen großen Reißzahn und sein Kichern fiel bis zu einem tiefem Wolfsknurren ab.
    Manchmal kam mir Max ein bisschen vor wie Rotkäppchens Wolf – bloß dass sie seine Gesellschaft vermutlich genossen hätte.
    » Wir sind in zehn Minuten zurück « , versprach Cat und warf mir die Autoschlüssel zu. » Wir wollen sie finden, nicht befreien. «
    » Noch nicht « , präzisierte Pietr mit glühenden Augen.
    Kaum aus dem Wagen, waren sie schon Wölfe, schlichen durch die Schatten und drängten sich dicht an die Hecken, die hier in der Vorstadt die Grundstücke einfriedeten.
    Ich sprang auf den Beifahrersitz und schaltete die Zündung an, damit ich auf der Uhr im Armaturenbrett die Zeit im Blick hatte. Zehn Minuten. Ich lehnte mich zurück und nahm mir vor, mir erst nach fünfzehn Minuten Sorgen zu machen. Ich zog meinen Troststein heraus und strich mit dem Daumen über die glänzende, lebhafte Steinoberfläche. Er war schön und blau, wie Pietrs Augen. Und wie das, was hinter seinen Augen schimmerte – kompliziert.
    Als fünfzehn Minuten ohne das leiseste Zeichen von den Rusakovas verstrichen waren, beschloss ich, nicht in Panik zu verfallen.
    Noch nicht.
    Nach siebzehn Minuten hatte ich auf der Suche nach einer Waffe – Taschenmesser, Schere, einfach irgendwas – schon das halbe Auto zerlegt. Aber wer gab sich schon mit schnöden Waffen ab, wenn er derart wirkungsvolle Zähne und Klauen besaß!
    Nach zwanzig Minuten stieß ich auf eine unter dem Fahrersitz eingeklemmte massive Maglite-Taschenlampe. Besser als nichts.
    Ich fädelte den Zündschlüssel vom Ring, steckte ihn zum Troststein in die Hosentasche und versteckte die übrigen Schlüssel unterm Sitz.
    Als ich mich in Richtung Kirche aufmachte, waren zweiundzwanzig Minuten vergangen, seit die Rusakovas in der Nacht verschwunden waren.
    Und ich machte mir ernsthaft Sorgen.

7
    I ch huschte um die Ecke Richtung Seiteneingang der Kirche und wünschte mir das Gehör eines Werwolfs. Über mir ragten hohe, zum Teil mit Brettern vernagelte Mosaikfenster in die Höhe. Ein fahler Lichtschein ließ mich ahnen, dass etwas nicht in Ordnung war. Die Rusakovas brauchten bei ihrer Suche bestimmt keine Lampe.
    Also war noch jemand anderes hier. Oder: war hier

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