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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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könnte mich doch angelogen haben. Schon sehr merkwürdig, so etwas zu hoffen.
    Wenn sich Pietr weiterhin an Sarah klammerte und Max und Cat wild entschlossen waren, meinen egoistischen und offensichtlich Gammelfleisch spendierenden Freund von mir fernzuhalten, dann musste ich die in meinem Namen ausgerichtete Party wohl ohne Begleitung feiern.
    Alles Gute zum Scheiß-Geburtstag.
    Ich stieg in die Wanne, zog den Vorhang ringsum zu, weil ich nichts mehr hören wollte, und ließ das Wasser auf mich herunterprasseln.

28
    Wunderschön! « , rief Cat, als ich in meinem Kostüm erschien. » Buttercup am Tag ihrer Hochzeit. «
    Ich verzog bei ihrer Einschätzung das Gesicht und murmelte: » Buttercup am Tag ihrer Rettung. «
    Cat nickte, strich über den weichen blauen Stoff am Ärmel und zupfte den Ausschnitt des Kleids noch etwas zurecht. » Gerade rechtzeitig, um mit Max die Gäste in Empfang zu nehmen. « Sie griff mir ins Haar und rückte noch ein wenig die Krone mit den falschen Perlen gerade. » Perfekt « , erklärte sie. » Nur noch eins: dein Geschenk. «
    » Hä? «
    » Das ist dein Geburtstag. Da gibt’s auch Geschenke. «
    » Die Party ist doch das Geschenk, Cat! «
    » Die schenken wir dir alle zusammen, da. Aber … « Sie sah den Korridor hinunter. » Pietr! «
    Er trat langsam aus seinem Zimmer und mir stockte der Atem. Mit seinen schwarzen Jeans, schweren Boots, einem verspielten schwarzen Rüschenhemd und einem gleichfarbigen Kopftuch hätte er es mit jedem Piraten aufnehmen können. Mein Schwarzer Mann. Nein, musste ich mir mehrmals sagen. Überhaupt nicht meiner.
    Er trug ein großes rechteckiges Paket, das jemand mit einem Auge fürs Detail sehr sorgfältig eingepackt hatte.
    Er hob den Blick, sah mich an und zögerte. Für einen Moment dachte ich, seine Brust würde sich nicht mehr bewegen, und seine Augen wechselten so rasch von Blau zu Rot, dass sie mir fast lila vorkamen. » Dein Geburtstagsgeschenk « , flüsterte er und schloss die Augen.
    » Danke. « Ich nahm es entgegen, und als meine Hand ihn nur leicht streifte, stoben Funken. Seine elektrisierende Nähe ließ meine Nerven aufglühen und stach mir mitten in die Brust, wo mein Herz gewesen war. Dummes Herz. Dummes Mädchen. Ich zog die Schleife auf und holte einen Bilderrahmen hervor. Ich drehte ihn herum. » Wow. «
    Im schlichten schwarzen Rahmen prangte das Bildnis eines Mädchens in traditioneller russischer Tracht, das durch einen finsteren Wald kroch. Eine denkbar gruselige Lampe wies ihr den Weg: die glühenden Augenhöhlen eines Schädels auf einem langen Pfahl. » Ivan Bilibins berühmte Darstellung « , erklärte Pietr. » Wassilissa im Wald. Seine Illustrationen der russischen Fabeln und Volksmärchen sind sehr berühmt, und Wassilissa … « Er verstummte und blickte mir in die Augen.
    » Ist die Heldin unserer Lieblingsgeschichte « , brachte Cat den Satz zu Ende.
    Meine Augen waren auf Pietr geheftet und ich flüsterte meinen einzigen Gedanken: » Wow. «
    » Ich werde es an einen sicheren Ort bringen « , erklärte Cat, wand es mir aus den Händen und ließ Pietr und mich am oberen Treppenabsatz stehen. Wir beide. Allein.
    » Pietr … «
    » Ich kann das nicht « , presste er hervor, und seine Augen glommen wieder rot. » Diese Party … Du … «
    » Gäste! « , rief Max dröhnend von der Veranda.
    » Du musst los. Das ist dein Fest. Ich bin « , er stieß den Atem aus, presste die Handballen auf die Augen und fauchte, » nicht zum Feiern aufgelegt. « Er schob sich rückwärts zu seiner Zimmertür zurück.
    Ich sprang nach vorn, drückte meinen Mund so rasch auf seine Lippen, dass er die rot glühenden Augen aufriss, seine Nasenflügel blähte und rückwärts stolperte. Seine Finger glitten um meinen Hals, verfingen sich in meinem Haar und er zog mich mit und küsste mich, als wolle er mich verschlingen. » Au! « Ich schreckte zurück, meine Zunge schmerzte und ich schmeckte Blut.
    Seine Zähne waren lang und spitz. Er stöhnte auf, huschte in sein Zimmer und schlug mir die Tür vor der Nase zu. Ich drückte mein Ohr gegen das Holz. Uns trennten drei Zentimeter massive Eiche. Und er keuchte.
    Toller Auftakt für eine Party.
    Ich trampelte die Treppe hinunter, stellte mich neben Max und setzte ein Gesicht auf, das hoffentlich als fröhlich durchgehen konnte. Er legte den Arm um mich und zusammen nahmen wir die hereinströmenden Gäste in Empfang. Innen wummerte die Musik so laut, dass es mich noch draußen auf der Veranda

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