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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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unten in einem Stapel gefunden. »Ich weiß nicht, wieso du mir nicht sagst, worum es geht«, beklagte sie sich. Er riss ihr den Text aus den Händen.
    Kurz darauf keuchte er vor Erregung auf. »Mein Gott«, sagte er leise. »Er hat die Namen aus der früheren Fassung verändert. Es geht um eine Gruppe von Leuten, die von Terroristen in einem Zug von L.A. nach Chicago in die Luft gejagt wird. Schau dir die Familiennamen an!«
    Sie nahm das Manuskript und begann zu lesen. Die Namen schienen sie förmlich anzuspringen: Drake, Napolitano, Swisher, Covic, Pepperdine, Santiago, Kohler, Lopez, Robertson.
    Die Opfer des Doomsday-Killers. Alle.
    Sie war sprachlos.
    »Die zweite Fassung wurde am 1. April 2009 registriert, sieben Wochen vor dem ersten Mord«, sagte Will. »1. April – verflucht nochmal. Dieser Typ hat alles geplant und in einem gottverdammten Drehbuch vorher angekündigt. Wir brauchen sofort eine Verfügung, damit wir seinen Namen kriegen.«
    Er hätte sie am liebsten umarmt, hochgehoben und herumgeschleudert, entschied sich aber dafür, sie nur abzuklatschen.
    »Wir haben dich, du Arschloch«, rief Will. »Und dein Scheißmanuskript kannst du dir genau da reinschieben.«
    Später sollte sich Will an die nächsten vierundzwanzig Stunden erinnern, wie man sich an einen Tornado erinnert – die steigende Spannung in Erwartung der Katastrophe, der jähe, betäubende Schlag, die Schneise der Zerstörung und danach die unheimliche Ruhe und Hoffnungslosigkeit angesichts der Schäden.
    Die neunte Appellationskammer bewilligte den Antrag der Regierung um eine Vollmacht, und die WGA gab die persönlichen Daten des Autors heraus.
    Will saß vor seinem PC, als ihn der Signalton auf den Eingang einer E-Mail des stellvertretenden Bundesanwalts hinwies, der mit der Erteilung der Vollmacht befasst war. Es handelte sich um ein weitergeleitetes Schreiben der WGA unter dem Betreff: Antwort auf US-Reg. gg. WGA-West, betr. Manuskript #4277304.
    Will würde sich bis ans Ende seines Lebens daran erinnern, wie ihm zumute war, als er die E-Mail las.
    »Im Bemühen um eine umfassende und der Rechtslage des obenerwähnten Verfahrens genügende Aufklärung teilen wir Folgendes mit: Der Autor des bei der WGA registrierten Manuskripts #4277304 ist Peter Benedict, Postfach 385, Spring Valley, Nevada.«
    Als Nancy in Wills Büro kam, sah sie ihn wie erstarrt vor dem Bildschirm sitzen.
    Sie trat näher, bis er ihren Atem an seinem Nacken spürte. »Was ist los?«
    »Ich kenne ihn.«
    »Was soll das heißen?«
    »Es ist mein Zimmergenosse vom College.« Wieder sah er die Manuskripte auf Shackletons ordentlichem weißen Schreibtisch vor sich, hörte seine Worte: › Ich glaube nicht, dass ihr den Typen fassen werdet‹, dachte an Marks offenkundige Nervosität und – da war noch ein Detail! »Die verfluchten Stifte.«
    »Wie bitte?«
    Will schüttelte den Kopf. »Er hatte diese ultrafeinen Pentels auf seinem Schreibtisch. Alles war da.«
    »Wie kann es denn dein Zimmergenosse sein? Das ist doch Unsinn, Will!«
    »Verflucht nochmal«, stöhnte er. »Ich glaube, die ganze Doomsday-Sache war auf mich abgezielt.«
     
    Wills Finger tanzten über die PC-Tastatur, als er fieberhaft von einer Bundes-und Staatsdatenbank zur nächsten wechselte. Während er suchte, dachte er ein ums andere Mal: Wer bist du, Mark? Wer bist du wirklich?
    Dann gingen die ersten Auskünfte ein – Shackletons Geburtsdatum, die Sozialversicherungsnummer, ein paar alte Strafzettel wegen Falschparkens in Kalifornien –, aber vor allem gab es merkwürdige Lücken und Unklarheiten. Das Führerscheinfoto in den Akten der Verkehrszulassungsbehörde von Nevada war geschwärzt, es existierten keinerlei Angaben über Kredite, Hypotheken, Ausbildung oder Beschäftigungsverhältnisse. Nichts über strafrechtliche oder zivilrechtliche Verfahren. Keine Grundsteuerakten. Er war nicht einmal in der Datenbank der Finanzbehörde erfasst!
    »Er fällt komplett aus dem verfluchten Raster«, sagte Will. »Artenschutz. Ich habe so was schon ein-oder zweimal erlebt, aber es kommt verdammt selten vor.«
    »Wie reagieren wir?«, fragte sie.
    »Wir steigen heute Nachmittag ins Flugzeug.« Sie hatte ihn noch nie so angespannt gesehen. »Diese Festnahme nehmen wir selber vor. Mach dich mit Sue an den Papierkram. Wir brauchen einen Haftbefehl von einem Bundesanwalt in Nevada.«
    Sie strich mit den Fingern über den Haaransatz in seinem Nacken. »Ich kümmere mich um alles.«
     
    Zwei Stunden

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