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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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Verkauf zu bestätigen, aber er hatte ein gutes Gefühl. Die Suite war eine der besten im ganzen Haus, 130 Quadratmeter voller Pracht und Marmor, mit Luxusbad und tiefer liegendem Wohnzimmer.
    Als sie den Laden verließen, trug sie die Uhr am Handgelenk. Der Himmel über dem Markusplatz im Venetian war strahlend blau, mit ein paar flauschigen Kumuluswolken. Eine Gondel, in der steif ein ernst blickendes Pärchen saß, glitt vorüber. Der Gondoliere stimmte ein Lied an, und der Klang seiner vollen Stimme hallte von der Kuppel des Doms wider. Alles ist perfekt, dachte ihr Begleiter. Keine mediterrane Hitze, kein Brackwassergestank aus den echten Kanälen und keine Tauben. Er hasste die schmutzigen Vögel, seit er als schüchterner, sensibler Junge mit seinen Eltern am echten Markusplatz gewesen war und ein Tourist eine Handvoll Brotkrumen neben seine Füße geworfen hatte. Wie in einem Albtraum war der Taubenschwarm um ihn herumgeflattert, und selbst als Erwachsener zuckte er noch zurück, wenn er schlagende Flügel sah.
    Auch als sie Arm in Arm die Lobby des Venetian durchquerten, trug sie die Uhr.
    Sie trug die Uhr im Aufzug und bewegte geziert die Hand, damit die drei Frauen, die mit ihnen fuhren, darauf aufmerksam wurden.
    Und sie trug nichts außer der Uhr, als sie ihm oben in ihrer Suite den besten Sex verschaffte, den er je erlebt hatte.
    Sie durfte ihn jetzt Mark nennen, und statt mit Lydia ließ auch sie sich von ihm mit ihrem richtigen Namen anreden. Kerry. Kerry Hightower.
    Sie stammte aus Nitro, West Virginia, einer Stadt, die vor gut hundert Jahren rund um eine Schießpulverfabrik entstanden war. Es war ein schmutziger Ort, der nichts Bemerkenswertes vorzuweisen hatte, abgesehen davon, dass Clark Gable dort mal als Fernmeldetechniker gearbeitet hatte. Sie war in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, hatte sich alte Clark-Gable-Filme angesehen und davon geträumt, irgendwann ein Hollywood-Star zu werden.
    In der Mittelschule stellte sie fest, dass es mit ihrem Schauspieltalent nicht weit her war, dennoch bewarb sie sich hartnäckig für jede Schulaufführung und städtische Theaterveranstaltung, bekam aber bestenfalls kleine Nebenrollen, und auch die nur, weil sie so eifrig und attraktiv war. Doch auf der Highschool entdeckte sie ein anderes Talent. Sie stand auf Sex, war außerordentlich gut dabei und völlig unbefangen. Daraufhin beschloss sie, das eine mit dem anderen zu verbinden – jetzt wollte sie Pornostar werden.
    Eine zwei Jahre ältere Freundin aus ihrer Cheerleader-Gruppe war nach Las Vegas gezogen und arbeitete in einem Casino als Kartendealerin. Nach Kerrys Meinung hatte man in Vegas schon neun Zehntel des Weges nach Kalifornien geschafft, wo, soweit sie wusste, die Pornoindustrie florierte. Eine Woche nach ihrem Highschool-Abschluss in Nitro kaufte sich Kerry ein One-Way-Ticket nach Las Vegas und zog bei ihrer alten Freundin ein. Das Leben dort war nicht leicht, aber ihr sonniges Gemüt half ihr über alle Schwierigkeiten hinweg. Sie wechselte von einem schlechtbezahlten Job zum nächsten und landete schließlich bei einem Begleitservice.
    Als sie Mark im Constellation kennenlernte, war sie bei der vierten Agentur in drei Jahren und hatte endlich ein bisschen Geld beisammen. Sie arbeitete nur für anspruchsvolle Kunden, die ihr Erscheinungsbild als Mädchen von nebenan, ohne Piercings oder Tattoos, schätzten. Die meisten Männer, mit denen sie ausging, waren halbwegs nette Typen – die wenigen Male, bei denen sie sich misshandelt oder bedroht fühlte, konnte sie an einer Hand abzählen. Sie verliebte sich nie in einen ihrer Kunden, schließlich waren das Freier. Aber mit Mark war es anders.
    Sie fand ihn zwar von Anfang an etwas merkwürdig, aber trotzdem süß, außerdem hatte er keinerlei Machogehabe an sich. Noch dazu war er verdammt schlau, und sein Job in Area 51 trieb sie vor Neugier fast in den Wahnsinn, denn als sie zehn war, davon war sie überzeugt, hatte sie an einem Sommerabend ein Ufo gesehen, das hoch über dem Kanawha River dahingeschossen war, leuchtend wie das Glas voller Glühwürmchen, die sie am Ufer des Flusses gefangen hatte.
    Und in den letzten Wochen hatte er sein Pseudonym abgelegt, nahm ihre Dienste ständig in Anspruch und kaufte ihr großzügige Geschenke. Mit jedem Tag wurde er selbstsicherer, und auch wenn er nie ein Clark Gable werden würde, gefiel er ihr immer besser.
    Sie wusste nicht, dass es die fünf Millionen Dollar waren, die er sicher auf dem Konto

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