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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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allerdings nicht zu übertreffen.«
    »Vermutlich ist dort das verdammte Klosett«, sagte Beatrice nervös.
    Sie klebten regelrecht an Reggie, als er den schweren Riegel anhob und die Tür aufschob.
    Alle richteten ihre Taschenlampen in den Raum.
    Atwood keuchte auf.
    Er hatte das Gefühl, ohnmächtig zu werden, und musste sich auf den Boden setzen. Tränen schossen ihm in die Augen.
    Reggie und Beatrice hielten sich gegenseitig fest, zwei Gegensätze, die sich zum ersten Mal anzogen.
    Von weitem hörten sie die anderen rufen. »Professor, kommen Sie! Wir haben Katakomben gefunden!«
    »Hier sind Hunderte von Skeletten, Tausende möglicherweise!«
    »Das sind endlos viele Tote!«
    Atwood konnte nicht antworten. Reggie ging ein paar Schritte zurück und überzeugte sich davon, dass mit seinem Boss alles in Ordnung war. Er bückte sich, half dem älteren Mann auf die Beine und brüllte mit seiner lautesten Kommandostimme: »Pfeift auf die Skelette, Leute! Kommt lieber rüber, weil ihr nämlich nicht glauben werdet, auf was wir gestoßen sind.«
    Atwood dachte zuerst, er wäre tot, hätte irgendwelche giftigen Dämpfe eingeatmet und sei gestorben. Er war kein gläubiger Mann, aber das hier musste eine Art Jenseitserfahrung sein.
    Nein, es war Wirklichkeit. Wenn der erste Raum etwa so groß wie ein Theater war, war der zweite so groß wie der Hangar einer Fluglinie. Zu seiner Linken, knapp drei Meter von der Tür entfernt, stand ein riesiges, langgestrecktes Holzregal voll mächtiger, in Leder gebundener Bände. Rechts von ihm stand ein weiteres, und dazwischen befand sich ein Gang, der gerade breit genug war, dass ein Mensch hindurchgehen konnte. Atwood fasste sich wieder und leuchtete mit der Taschenlampe an einem der Regale entlang, um sich über seine Ausmaße klarzuwerden. Es war etwa fünfzehn Meter lang, knapp zehn Meter hoch und enthielt zwanzig Regalbretter. Er zählte rasch die Anzahl der Bücher auf einem Brett – rund 150.
    Seine Nerven prickelten, als er in den mittleren Gang lief. Zu beiden Seiten ragten immer neue riesige Bücherregale auf, die den beiden ersten aufs Haar glichen und sich bis weit in die undurchdringliche Dunkelheit des Raums fortzusetzen schienen.
    »Zum Teufel nochmal, das ist ja ein verdammtes Büchergebirge hier!«, sagte Reggie.
    Irgendwie hätte Atwood gehofft, die ersten Worte, die angesichts einer der größten Entdeckungen der Archäologie fielen, wären etwas tiefsinniger gewesen. Hatte sich etwa Howard Carter am Eingang zur Grabkammer des Tut-ench-Amun so etwas anhören müssen wie: »Ziemlich viel altes Gerümpel hier, was, Kumpel?« Andererseits hatte Reggie ja recht.
    »So könnte man es auch ausdrücken.«
    Dann verstieß Atwood gegen seine eigene Regel, nach der nichts berührt werden durfte, und legte den Zeigefinger behutsam an den Rücken eines Buches, das in Augenhöhe am Ende des dritten Regals stand. Das Leder war fest und ausgezeichnet erhalten. Vorsichtig zog er es heraus.
    Es war schwer, wog mindestens fünf Pfund, war etwa fünfundvierzig Zentimeter hoch, dreißig Zentimeter breit und zwölf Zentimeter dick. Das kühle Leder glänzte und wies keinerlei Kennzeichnung auf, von einer großen, deutlich lesbaren Zahl einmal abgesehen, die tief in den Rücken eingepunzt war: 833. Die Pergamentblätter waren grob zurechtgeschnitten und leicht uneben. Das Buch musste Aberhunderte von Seiten umfassen.
    Reggie und Beatrice kamen zu ihm. Beide richteten ihre Lampen auf das Buch, das er in der Armbeuge hielt. Er schlug es aufs Geratewohl auf.
    Es war eine Liste. Offenbar Namen, die sich in drei Spalten über eine Seite zogen, rund sechzig Namen pro Spalte. Vor jedem Namen standen Zahlen, 23 1 833, offenbar ein Datum. Dahinter das Wort Mors oder Natus. »Das ist eine Art Register«, flüsterte Atwood. Er blätterte die Seite um – es ging so weiter. Eine endlose Liste. »Fällt dir dazu irgendwas ein, Bea?«, fragte Atwood.
    »Sieht aus wie ein Verzeichnis der Geburten und Todesfälle, wie es ein mittelalterlicher Kirchensprengel geführt haben könnte«, erwiderte sie.
    »Ziemlich viele, findest du nicht?«, sagte Atwood, während er den Strahl seiner Lampe den langen Mittelgang entlangwandern ließ.
    Mittlerweile waren auch die anderen gekommen und standen leise redend am Eingang zu der Bibliothek. Atwood rief ihnen zu, sie sollten einen Moment lang bleiben, wo sie waren. Er nahm nicht wahr, dass Reggie weiter den Gang entlanglief, tiefer in den Raum hinein.
    »Wie alt ist

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