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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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dieses Gewölbe deiner Meinung nach?«, fragte Atwood Bea.
    »Tja, der Steinmetzarbeit, der Türkonstruktion und dem Schloss nach zu schließen, würde ich sagen, elftes, möglicherweise auch zwölftes Jahrhundert. Ich wage sogar die Vermutung, dass wir die ersten Menschen seit achthundert Jahren sind, die diese Luft atmen.«
    Aus etwa dreißig Meter Entfernung hallte Reggies Stimme zu ihnen. »Wenn unsere Alleswisserin so verdammt schlau ist, warum hab ich dann hier ein Buch, in dem Namen zum 6. Mai 1467 stehen?«
     
    Sie brauchten einen Generator. Trotz aller Spannung kam Atwood zu dem Schluss, dass es zu gefährlich war, weitere Erkundungen im Dunkeln anzustellen. Sie drehten um, stiegen in die gleißende Nachmittagssonne hinauf und deckten den Zugang zu der Wendeltreppe in aller Eile mit Brettern, einer Plane und einer zwei Zentimeter dicken Schicht Erde ab, damit ein zufälliger Betrachter wie Abt Lawlor nichts bemerkte. Atwood nahm sie in die Pflicht: »Niemand sagt irgendjemandem ein Wort davon. Zu niemandem!«
    Sie kehrten in ihr Camp zurück, und Reggie fuhr mit Dennis und Timothy gleich wieder los, um irgendwo auf der Insel einen Generator zu besorgen. Atwood zog sich in seinen Wohnwagen zurück, wo er fieberhaft in sein Notizbuch kritzelte, und die Übrigen unterhielten sich leise, während der Lammeintopf vor sich hin köchelte.
    Nach Sonnenuntergang kehrte der Kleinbus zurück. Sie hatten in Newport einen Baumeister aufgetrieben, der bereit gewesen war, ihnen einen tragbaren Generator zu leihen. Außerdem hatten sie lange Stromkabel und eine Kiste Glühbirnen organisiert.
    Reggie öffnete die Hintertür des Kleinbusses und zeigte dem Professor die Ladung. »Reginald liefert alles«, erklärte er stolz.
    »Den Eindruck hatte ich schon immer«, sagte Atwood und klopfte dem kräftigen Mann auf die Schulter.
    »Das ist ’ne große Sache, oder, Boss?«
    Atwood war in gedrückter Stimmung. Bei den Eintragungen in sein Grabungstagebuch war er unsicher geworden. »Man träumt immer davon, etwas sehr Wichtiges zu finden. Etwas, das die Weltsicht verändert, wie wir sie kennen. Tja, mein Guter, ich befürchte allerdings, dass diese Sache hier eine Nummer zu groß für uns sein könnte.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich weiß es nicht, Reg. Aber ich muss Ihnen sagen, dass ich ein äußerst ungutes Gefühl habe.«
    Den ganzen nächsten Vormittag brachten sie damit zu, den Generator anzuwerfen und Stromkabel in dem unterirdischen Bauwerk zu verlegen. Atwood beschloss, dass zuerst alles fotografiert werden müsste, deshalb beauftragte er Timothy und Martin, das Skriptorium abzulichten, Ernest und Dennis bekamen die Katakomben zugeteilt, und er selbst nahm sich mit Beatrice die Bibliothek vor. Unentwegt flammten die Blitzlichter auf, deren Ozongeruch die muffige Luft durchdrang. Reggie betätigte sich währenddessen als Elektriker, verlegte Kabel, kümmerte sich um die Auswechslung von Glühbirnen und achtete auf den Generator, der über der Erde vor sich hin brummte.
    Gegen drei Uhr nachmittags entdeckten sie, dass die riesige Bibliothek nur die vordere von zweien war. Hinter dem ersten Raum lag ein zweiter. Sie vermuteten, dass er zu einem späteren Zeitpunkt gebaut worden war, als der erste zu klein wurde. Das zweite Gewölbe war ebenso groß wie das erste und mindestens zehn Meter hoch. Auch hier standen sich 60 lange, hohe Bücherregale gegenüber, die durch einen schmalen Gang voneinander getrennt waren. In den meisten Regalen drängten sich dicht an dicht voluminöse Folianten, nur am hinteren Ende des zweiten Raums waren einige Regalbretter leer geblieben. Nachdem sie die Ausmaße der Gewölbe grob skizziert hatten, stellte Atwood in seinem Notizbuch eine Überschlagsrechnung an und zeigte Beatrice die Zahlen. »Das gibt’s doch nicht!«, sagte sie. »Stimmt das?«
    »Ich bin zwar kein Mathematiker, aber ich glaube, schon.«
    Die Bibliothek enthielt nahezu 700000 Bände.
    »Damit wäre sie eine der zehn größten Bibliotheken von Großbritannien«, sagte Beatrice.
    »Und die interessanteste, wage ich zu behaupten. So, wollen wir jetzt versuchen herauszufinden, warum mittelalterliche Mönche, wenn es denn Mönche waren, geradezu zwanghaft Namen und Daten aus der Zukunft aufgeschrieben haben?« Er klappte sein Notizbuch so energisch zu, dass das Echo von den Wänden widerhallte.
    »Ich habe kaum geschlafen, weil ich ständig darüber nachdenken musste«, sagte Beatrice.
    »Ich auch. Komm mit.«
    Er führte sie

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