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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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Rebecca Rosenberg, ihn übers Handy anrief. Er lag mit einer wunderschönen Frau in einer großartigen Suite des Venetian im Bett, und seine bescheuerte Vorgesetzte verdarb mit ihrem Jersey-Akzent die ganze Situation.
    »Mark, Rebecca Rosenberg hier. Wie geht es Ihnen?«
    »Mir geht’s gut. Was ist los?« Ihm war bewusst, dass sie ihn noch nie zuvor einfach so angerufen hatte.
    »Tut mir leid, wenn ich Sie im Urlaub störe. Wo sind Sie?«
    Wenn sie wollten, konnten sie es anhand seines Handysignals jederzeit feststellen, deshalb log er nicht. »In Vegas.«
    »Okay, ich weiß, dass es eine Zumutung ist, aber wir haben ein Problem, das niemand beheben kann. Der Lamda-HITS ist abgestürzt, und die Sicherheitsleute drehen durch.«
    »Habt ihr’s schon mit Rebooten versucht?«, fragte er verschlafen.
    »Zigmal. Sieht so aus, als wäre der Code fehlerhaft.«
    »Inwiefern?«
    »Das weiß keiner. Das Programm ist Ihr Baby. Sie würden mir einen großen Gefallen tun, wenn Sie morgen vorbeikommen könnten.«
    »Ich habe Urlaub!«
    »Ich weiß, und es tut mir auch leid, dass ich Sie anrufen musste, aber wenn Sie uns diesen Gefallen tun, gebe ich Ihnen drei Tage Sonderurlaub, und falls Sie das Problem in einem halben Tag beheben können, lassen wir Sie mittags mit einem Learjet zum McCarran zurückbringen. Also, was sagen Sie? Abgemacht?«
    Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Ja, okay. Ich mache es.«
    Er warf das Telefon aufs Bett. Kerry schlief noch. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er hatte sämtliche Spuren gründlich verwischt und war überzeugt davon, dass die Desert-Life-Sache nicht entdeckt werden konnte. Er musste nur den richtigen Zeitpunkt abpassen, noch ein oder zwei Monate warten, dann konnte er seine Kündigung einreichen. Er würde ihnen erzählen, dass er eine Frau kennengelernt hatte, dass er heiraten und drüben an der Ostküste leben wolle. Sie würden mit den Zähnen knirschen und ihm einen Vortrag über beiderseitige Verpflichtungen halten, darauf hinweisen, wie lange es gedauert hatte, ihn anzuwerben und zu schulen. Wie schwer es sei, einen Ersatz zu finden. Sie würden an seinen Patriotismus appellieren. Aber er würde sich stur stellen. Er war schließlich kein Sklave. Sie mussten ihn gehen lassen. Wenn er ging, würden sie ihn gründlich durchsuchen und nichts finden. Sie würden ihn jahrelang überwachen, vielleicht für immer, wie sie es mit allen ehemaligen Mitarbeitern machten, aber das war ihm gleichgültig. Seinetwegen konnten sie ihn überwachen, solange sie wollten.
     
    Als Rosenberg auflegte, nahmen die Überwacher ihre Kopfhörer ab und nickten beifällig. Malcolm Frazier, ihr Chef mit der Figur eines Catchers, war ebenfalls da. Mit steifem Hals und ungerührter Miene hatte er zugehört. »Das war gut«, sagte er zu ihr.
    »Wenn Sie ihn für ein Sicherheitsrisiko halten, warum greifen Sie ihn sich dann nicht heute noch?«, fragte sie.
    »Wir halten ihn nicht für ein Sicherheitsrisiko, wir wissen, dass er eins ist«, versetzte Frazier schroff. »Wir machen das lieber in einem überwachten Umfeld. Und wir werden uns davon überzeugen, dass er in Nevada ist. Wir haben Leute bei seinem Haus und wir überwachen sein Handysignal. Falls wir den Eindruck bekommen, dass er morgen nicht aufkreuzt, schlagen wir zu.«
    »Sie werden sicher am besten wissen, wie Sie Ihren Job zu machen haben«, sagte Rosenberg. In ihrem Büro roch es nach den Körperausdünstungen großer, durchtrainierter Männer.
    »Ja, Dr. Rosenberg, genauso ist es.«
     
    Auf der Fahrt zum Flughafen fing es an zu nieseln, und die Wischerblätter des Taxis bewegten sich wie ein Metronom, das den Takt zu einem Adagio schlägt. Will saß bequem auf dem Rücksitz, ließ das Kinn auf die Schulter sinken und nickte ein. Mit schmerzendem Nacken erwachte er auf der Zufahrtsstraße zum LaGuardia Airport und sagte dem Fahrer, er wolle zum Terminal der U.S. Airways.
    Als er am Ticketschalter stand, war sein brauner Anzug mit Regentropfen übersät. Er warf einen Blick auf das Namensschild der Frau am Schalter, sah, dass sie Mary hieß, und verwickelte sie in ein zwangloses Gespräch, während er seinen Ausweis und den Waffenschein des FBI vorlegte. Geistesabwesend sah er ihr beim Tippen zu. Sie war ein schlichtes, pummeliges Mädchen mit langen, zu einem Pferdeschwanz gebundenen braunen Haaren. Von Mary ging aller Wahrscheinlichkeit nach keine Gefahr durch misstrauische Zusatzkontrollen aus.
    Das Terminal war in graues Licht getaucht, eine

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