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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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trank ihre Latte aus und kramte eine Puderdose aus ihrer Tasche, um ihr Make-up aufzufrischen. »Das war’s dann also? Fall abgeschlossen?«
    Er sah zu, wie sie die Tränenspuren beseitigte. »Vielleicht ist der Fall für dich abgeschlossen. Für mich ist er das nicht.«
    Er hatte das kräftige Kinn entschlossen vorgeschoben, wirkte zugleich aber auf eine beunruhigende Art gelassen, wie jemand, der auf einem Felsvorsprung sitzt und beschlossen hat zu springen.
    »Du gehst wieder ins Büro«, sagte er. »Sie werden dir einen neuen Auftrag geben. Ich habe gehört, dass Mueller zurückkommt. Vielleicht lassen sie euch wieder zusammenarbeiten. Du machst einfach weiter und legst die große Karriere hin, weil du nämlich eine verdammt gute Agentin bist.«
    »Will …«, unterbrach sie ihn.
    »Nein, lass mich ausreden«, sagte er. »Hier geht’s um was Persönliches. Ich weiß nicht, wie Shackleton diese Leute umgebracht hat, aber ich weiß, dass er’s getan hat, um mich mit diesem verdammten Fall fertigzumachen. Auch wenn noch andere Gründe eine Rolle spielen, ist das vielleicht sogar sein Hauptmotiv. Und was mich angeht – es kommt eben, wie es kommt. Ab jetzt gehöre ich nicht mehr zur Firma. Eigentlich ja schon seit Jahren nicht mehr. Die Vorstellung, ich könnte mich zusammenreißen und mich bis zur Pensionierung irgendwie durchlavieren, war Blödsinn.« Er stand unter Hochdruck, und wenn sie nicht in einem überfüllten Lokal gesessen hätten, wäre er vermutlich explodiert. »Scheiß auf die zwanzig Jahre, scheiß auf die Pension. Ich finde schon irgendwo einen Job. Ich brauche nicht viel, um klarzukommen.«
    Sie legte ihre Puderdose hin. Es sah danach aus, als müsste sie ihr Make-up gleich noch einmal auffrischen.
    »Hey, Nancy, nicht weinen!«, flüsterte er. »Hier geht’s nicht um uns. Mit uns ist alles klar. Das ist die beste Beziehung, die ich seit langem hatte, vielleicht in meinem ganzen Leben, wenn du’s genau wissen willst. Du bist nicht nur klug und sexy, sondern auch die selbständigste Frau, mit der ich je zusammen war.«
    »Ist das ein Kompliment?«
    »So etwas ist bei mir ein riesiges Kompliment. Du stellst nicht ständig Ansprüche wie meine sämtlichen Verflossenen. Du kommst mit deinem eigenen Leben klar, und dadurch komme ich auch mit meinem klar. So was finde ich nie wieder.«
    »Warum willst du dann Schluss machen?«
    »Das will ich doch gar nicht. Aber ich muss Shackleton finden.«
    »Du bist von dem Fall abgezogen!«
    »Dann setze ich mich eben selbst wieder drauf an. Und auf die eine oder andere Art werde ich die Quittung dafür kriegen. Ich kenne den Laden. Die dulden keine Befehlsverweigerung. Und weißt du, wenn ich dann Nachtwächter im Einkaufszentrum von Pensacola bin, kannst du dich ja vielleicht dorthin versetzen lassen. Ich weiß zwar nicht, was sie da für Galerien oder Museen haben, aber uns wird schon was einfallen, damit du zu deiner Kultur kommst.«
    Sie tupfte sich die Augen ab. »Hast du wenigstens einen Plan?«
    »Ja, schon. Allerdings ist er nicht gerade raffiniert. Ich habe mich schon krankgemeldet. Sue ist bestimmt erleichtert darüber, dass sie sich heute nicht mit mir herumschlagen muss. Außerdem habe ich für heute Vormittag einen Flug nach Las Vegas gebucht. Ich werde ihn finden und zum Reden bringen.«
    »Und ich soll einfach wieder zur Arbeit gehen, als wäre nichts weiter passiert?«
    »Ja und nein.« Er nahm zwei Handys aus seiner Aktentasche. »Sobald ihnen klar wird, dass ich mich abgesetzt habe, werden sie hinter mir her sein. Möglicherweise überwachen sie dich auch. Nimm eins von den Prepaid-Handys. Wir benutzen sie, um miteinander zu reden. Solange sie unsere Nummer nicht haben, können sie uns damit auch nicht aufspüren. Ich muss wissen, was in der Dienststelle läuft, aber wenn du nur einen Moment lang denkst, dass du dir damit schadest, lassen wir die Sache. Und melde dich bei Laura. Sag ihr irgendwas, das sie beruhigt. Okay?«
    Sie nahm eins der Telefone. »Okay.«
     
    Mark träumte von Software-Codes. Zeilen über Zeilen entstanden schneller in seinem Kopf, als er sie tippen konnte. Jede dieser schlichten Zeilen war auf eine minimalistische Art perfekt, ohne ein einziges überflüssiges Zeichen. Eine schwebende Schiefertafel füllte sich in rasender Geschwindigkeit mit etwas Wunderbarem. Es war ein sagenhafter Traum, Mark bekam fast einen Schock, als das großartige Bild durch Klingeltöne ruiniert wurde.
    Es irritierte ihn, dass seine Chefin,

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