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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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Truck vorbeirauschen. »Ich glaube, ich bin in dich verliebt.«
    Sie schloss die Augen, und als sie sie wieder aufschlug, war sie immer noch im südlichen Manhattan. »Ach komm, Will, wieso sagst du so was? Aus Schlafmangel?«
    »Nein, ich mein’s ernst.«
    »Such dir bitte ein Motel und schlaf ein bisschen.«
    »Ist das alles, was dir dazu einfällt?«
    »Nein. Ich glaube, ich bin möglicherweise auch in dich verliebt.«
     
    Greg Davis wartete darauf, dass das Wasser im Kessel zu kochen begann. Seine Beziehung mit Laura Piper dauerte erst anderthalb Jahre, und jetzt mussten sie erstmals gemeinsam eine ernste Krise meistern. Er wollte seinen Ansprüchen an sich selbst gerecht werden, ein toller Typ sein und ihr Rückhalt geben. Und in seiner Familie kochte man eben Tee, wenn es eine Krise gab.
    Ihr Apartment war winzig, es fiel praktisch nie Sonnenlicht hinein, und die Aussicht war auch nicht der Rede wert, aber sie wohnten lieber in einer Mansarde mitten in Georgetown als in einem schönen Haus in einer langweiligen Vorortsiedlung. Um zwei Uhr morgens war sie schließlich eingeschlafen, doch sobald sie wieder aufgewacht war, schaltete sie den Fernseher ein, las in der Nachrichtenzeile auf dem Bildschirm, dass ihr Vater immer noch gesucht wurde, und fing wieder an zu weinen.
    »Möchtest du normalen oder Kräutertee?«, rief er.
    Er hörte sie schluchzen. »Kräuter.«
    Er brachte ihr eine Tasse und setzte sich neben sie aufs Bett.
    »Ich habe nochmal versucht, ihn anzurufen«, sagte sie matt.
    »Daheim und über das Handy?«
    »Voice-Mail.« Er war noch in seinen Boxershorts. »Du kommst zu spät«, sagte sie.
    »Ich melde mich krank.«
    »Warum?«
    »Damit ich bei dir bleiben kann. Ich lasse dich jetzt nicht allein.«
    Sie schlang die Arme um ihn, und er spürte ihre Tränen über seine Schulter laufen. »Warum bist du so gut zu mir?«
    »Was ist denn das für eine Frage?«
    Der Vibrationsalarm ließ sein Handy auf dem Nachttisch herumrutschen. Er griff danach, bevor es über die Kante fiel. Unbekannter Anrufer.
    Eine Frau fragte nach ihm.
    »Hier ist Greg.«
    »Nancy Lipinski, Greg. Wir haben uns in Wills Apartment kennengelernt.«
    »Meine Güte! Nancy! Hallo!« Er flüsterte Laura zu: »Die Partnerin von deinem Dad«, woraufhin sie sich sofort aufsetzte. »Woher haben Sie meine Nummer?«
    »Ich arbeite beim FBI, Greg.«
    »Ja. Verstehe«, sagte er. »Rufen Sie wegen Will an?«
    »Ja. Ist Laura da?«
    »Sie ist da. Aber warum rufen Sie mich an, wenn Sie mit ihr sprechen wollen?«
    »Lauras Telefone könnten abgehört werden.«
    »Das gibt’s doch nicht. Was hat Will eigentlich getan?«
    »Spreche ich mit dem Freund seiner Tochter oder mit einem Journalisten?«, fragte Nancy.
    Greg zögerte, doch dann sah er Lauras flehenden Blick. »Mit ihrem Freund.«
    »Er hat massenhaft Ärger, aber das ist nicht seine Schuld. Wir sind einfach einer ziemlich heißen Sache zu nahe gekommen, und er wollte nicht nachgeben. Sie müssen mir versprechen, dass Sie das für sich behalten.«
    »Okay«, versicherte er ihr. »Das bleibt alles vertraulich.«
    »Geben Sie mir Laura. Ich soll ihr ausrichten, dass es Will gutgeht.«
     
    Die Immobilienmaklerin war platinblond und kam allmählich in die Botoxjahre. Sie plapperte wie ein Wasserfall und konzentrierte sich sofort auf Kerry. Die beiden redeten vorn in dem großen Mercedes ohne Punkt und Komma miteinander, während Mark wie betäubt hinten saß und seinen Aktenkoffer zwischen die Beine geklemmt hatte.
    Irgendwie war ihm zwar bewusst, dass die beiden sich unterhielten, dass sie an Autos, Fußgängern und Geschäften am Santa Monica Boulevard vorbeifuhren, dass es in dem Mercedes kühl war und draußen in der Sonne, vor den getönten Scheiben, heiß sein musste, dass zwei sich beißende Parfumdüfte im Wagen hingen und er einen metallischen Geschmack im Mund und ein Pochen hinter den Augen hatte, aber jeder dieser Sinneseindrücke schien nur isoliert zu existieren. Es war, als würde Mark aus unverbundenen Wahrnehmungssensoren bestehen. Sein Kopf verarbeitete und integrierte die Daten nicht mehr. Er war irgendwo anders, völlig abwesend.
    Da drang Kerrys Kreischen durch den Schleier. »Mark! Gina will dich was fragen!«
    »Tut mir leid, ich habe nicht zugehört. Worum geht’s denn?«
    Die Maklerin sagte: »Ich wollte mich nach Ihrer Zeitvorstellung erkundigen.«
    »Bald«, sagte er leise. »Sehr bald.«
    »Das ist großartig! Das können wir als Druckmittel einsetzen. Und Sie

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